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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0378
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Braunschweig

sulke bedüdinge, dat is vorklaringe, dat de lüde
leren, dat de hilge Geist mit dem Christenen
handelt imme herten vor Gade, schal dorch de
prestere nicht mit smerende, sunder mit pre-
digende werden uthgerichtet, alse Christus be-
valen hefft: dat is dat rechte apostolische
presterlike edder bisschoplike ampt na dem
lude des ganzen nyen testamentes.

Id is uns gude genoch, wen wy döpet werden
alse Christus sulvest unde alse de hilgen apo-
stole unde alse de apostole de anderen Christe-
nen döpeden unde to döpende lereden, nemlick
dorch dat water unde den hilgen Geist; water
geve wy uth bevehle Christi, den hilgen Geist
gifft Christus sulvest, ja de ganze hilge dreval-
dicheit, alse gesecht is.

Darumme, dat de lüde mogen weten, alse
gesecht is, wat me mit bedende unde evangelien
lesende unde fragen by der döpe unde in der
döpe handelt unde en nicht vordecket sy, is int
erste in disser ordeninge vor gut angesehn, dat me
de kynderken nu vortan düdesch döpen schal.

Wente ock Christus bevalen hefft [Mt 28, 19]:
Gät hen unde leret alle heydene unde döpet se
imme namen des Vaders unde des Sones xmde
des hilgen Geistes. Darumme, wowol de apostole
Joden gebaren weren, so hebben se doch den
heydenen nicht mit jodescher sprake geprediget,
dat hedde even so vele geweset, alse wen eyn
den düdeschen leyen wolde latinisch edder pa-
lensch 17 predigen, sonder se hebben leret de
Greken mit grekischer sprake, de Chaldeyer mit
orer sprake, de Walen mit walscher edder latini-
scher sprake, ane dat de gelerden in Wallende
ock wol grekes kunden. Darto hedden de apo-
stole ock dorch den hilgen Geist tungen ge-
kregen, dat se konden mit mennigerleye spraken
spreken, to uththobredende dat evangelion
Christi over de ganze welt.

Mit der sprake, dar se mede predigeden, dar-
mede dofften se ock, by den Jöden jödisch, by
den anderen anders. Wo konden anders de lüde
ore döpe hebben vorstän? Unde licht doch an

17 = polnisch.

deme vorstande de grote macht. Wo kame wy
Düdeschen denne darto, dat me uns Gades wört
wil in der döpe mit unbekander sprake vor-
decken?

Ock dewile de döpe nichts were ane dat wort
unde bevehl Christi. Dat wort Christi overs
schal jo van uns vordern den loven. Wo schole
wy löven, wen wy id nicht vorstän, sondern
gän darmede umme alse eyne nunne mit dem
psaltere 18 ?

Is id nicht wedder alle vornunft, dat me de
ungelerden leyen latinisch frage unde se moten
antwerden unde weten nicht, worto? De hyr
wedderfechten, dohn nicht anders, wen dat se
meysterlick bewisen oren mutwillen unde blint-
heit wedder alle vernunft unde redelicheit.

Döpen doch ock de leyen unde fraue in nöden
nicht latinisch, sonder düdesch unde nemand is,
de darf seggen, dat sulck unrecht sy, so nicht
anders daranne feylet. Ock alle lerer moten
spreken, dat dat kynd recht unde ewichlick in
Christum gedöpet sy, unde were wedder Got, so
jemand dat kynd noch eyns wolde döpen. Alse
ock alle man by den Christen lövet, dat sulck
kynd salich unde Christene sy. Worumme schol-
den denne de prestere nicht düdesch döpen, de
wol beter mit der saken konen ummegän, de
lüde, de darby synd, vormanen to beden, en dat
evangelion lesen unde gute lere geven? Dat du
ock also mogest sehn, dat düdesch döpen in
disen landen nicht nyes is.

Ja, id were gut, dat alle mynschen tolepen,
besondergen de vorstendigen kyndere, wen ein
kyndeken gedöpet wert, tosehn unde tohören,
wat dar gehandelt wert, dat se also vormanet
wurden, ock orer egenen döpe, de se entfangen
hebben, unde wat se dar vor eynen vorbund mit
Christo gemaket. So wurde me mehr sonder
twivel van der döpe Christi holden, besondergen
wen de prediger ock darto dohn mit der pre-
dige. Dat were denne de rechte döpewyginge
unde der döpe rechte herlicheit unde wurde
Christus bevehl rechte vorstanden.

18 Sprichwort, vgl. oben S. 310 bei Anm. 53.

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