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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0395
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Kirchenordnung 1528

edder dorch andere predicanten uth den ande-
ren kerken mit predigen vorsorgen, so id wor
nöt wurde syn, so lange me id wedder kan in
dersulvigen kerke beteren. Sulke nöt kan wol
vohrvallen, wen etlike predigers krank wurden
edder heisch 62 etc. De anderen predikers alle,
dorch anrögent des superattendenten, scholen
helpen der kerken in sulken nöden.

So is vor gud angesehen, to hebben to Sunte
Marten twe gude predigere.

To Sunte Catherinen twe gude predigere.

To Sunte Andrees twe gude predigere.

To Sunte Ulrike twe gude predigere.

To Sunte Magnus twe gude predigere.

To unser leven frauen eynen predigere 63.

Item to Sunte Michel 64 eynen prediger, deme
parnere to hulpe. Ock to Sunte Peter 65 eynen
prediger, deme parner to hulpe, so verne de
beyden parner sick nicht besweren, up etlike
tide, wen se willen, mit prediken sick to be-
wisen, daruth öre volk vormerken mach, wo se
geneget syn tome wörde Gades, to vormiden
böse vordechtnisse etc.

Nicht mehr denere hyr to hebben to der
predige unde sacramenten unde kranken, were
wol to ringe. Overs wen mit der tidt de parnere
in den groten paren ock predigen werden (alse
se doch vor Gade unde den lüden schuldich synt
be örer selen salicheit, 1. Timo. 3 [2]; Ti. 1 19];
1. Corin. 9 [16]), so werde wy id beter hebben
unde so vele mehr personen tome gotliken wörde.

Sold der predicanten unde wöninge.

Wy weten wol, dat de prestere, de imme
wörde arbeiden, dubbelder ere wert synt, alse
Paulus secht 1. Timo. 5 [17], 1. Corin. 9 [14] unde
spreckt darsulvest, dat Christus sulks vorordenet
hefft den, de dat evangelion predigen. Dubbelde
ere is, dat me se nicht vorsorge alleyne alse

62 _ heiser.

63 'Kirche beim Liebfrauenhospital in der Alten-
wiek, vgl. H. Dürre, Geschichte, S. 585 ff.

64 Pfarrkirche in der Altstadt. Obwohl eine der
ältesten Kirchen, war sie doch die kleinste
der sieben Pfarrkirchen, das zu ihr gehörige

eynen andern notroftigen, sonder ock ehrliken
to temeliker hüsholdinge. We se nicht werd
achtet, dat se disses levendes notroft hebben,
de is ock nicht werd, dat he dat wört Gades
van en höre, alse Paulus secht [1. 'K 9, 11]: So
wy ju dat geystlike hebben geseyet, is id denne
eyn kostel dink, dat wy jue fleischlike
meyen? 66

Wy weten ock wol, dat id vele kostet eyn jär-
lank den lüden, de jewelick kölblat möten up
deme merkede köpen unde hebben neyne andere
wervinge, sonder dat se vamrne reden penninge
teren. Wör is denne noch kledinge, beddinge,
holt, kalen unde andere hüsgeräd tor nöt? Wy
swigen noch andere anvelle und nötlike üth-
gaven, de to tiden wol mehr kosten wen ethent
unde drinkent.

Bet hehr hebben etlike unser presteren unehr-
lik gelevet, darumme dat se mit ören unchrist-
liken lofften vorstricket weren unde vorbaden
ehelick to werden. Overs wen wy nu unse
predigere nicht redelick vorsorgeden, so vor-
bode wy en ock ehelick to werden, nicht mit
unserne gebade, sonder mit armöt. Queme dar-
uth eyne ergernisse deme evangelio, dat se
predigen, so hedde wy de schult mit.

Id wolde neynen guden schyn hebben, dat me
nicht twe personen to unser salicheit konde
in eyner kerken ehrlick to redliker notroft
holden imme ehrlikeme gotlikeme ehelikem le-
vende, so de personen willen ehelick werden,
dewile wy tovorne vele personen to unseme vor-
derve wol in eyneme andern levende hebben
rikelick kond holöen. Eyne kerke edder eyn
wickbelde ane twivel vormach overflödich, dat
id twe personen ehrlick holde.

Id were nicht christlick, wen id an deme gelde
scholde feylen, nu uns Got mit deme hilgen
evangelio seyne gnade so rikelik hefft togewen-

Gebiet galt nicht als besonderes Kirchspiel,
vgl. H. Dürre, Geschichte, S. 65, 495 ff.

65 Kleine Pfarrkirche in der Altstadt, ebenfalls
ohne besonderes Kirchspiel, vgl. H. Dürre,
Geschichte, S. 491 ff.

66 — mähen, ernten.

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