Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0400
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Braunschweig

Also wowol van der döpe ock schal vakene
imme jare geprediget werden, besundergen imme
catechismo, were id doch ock gut, eynen be-
stemeden dach im jare darto to hebben, dat
alle man denne wuste, sulk eyne predige ge-
wisse to wärden. Gelick alse dat lidend Christi
in allen predigen schal gemeyne syn unde synes
todes werden gedacht, so vakene wy tome
sacramente gän, unde doch ock eyne bestemmede
tidt hebben tor passie to predigen, item ock alse
stedes schal geprediget werden van der bört
unde upstandinge Christi, so sind doch ock sun-
derge tide darto. Wy sind vor Gade in unsen
conscientien an neyne tidt vorbunden, overs
sulck schüt deme gemeynen volke to denste, de-
wile alle stucken der hilgen scrift up eyne
tidt nicht gehandelt konen werden.

Darumme holde wy ock de hogen feste Christi
unde andere, darvan in deme evangelio histo-
rien synt bescreven, nicht umme der dage wil-
len, welke gelden (vor Gade unde by den recht-
vorstendigen Christen) like vele, de eyne so
vele alse de andere, sonder umme der histo-
rien willen to predigen. Wo uns overs sulke
feste unde dage to vyren konden hillich syn,
wert na gesecht werden.

Darumme is id vor gut angesehn, den Vastel-
avendessundach besondergen to bruken tor
predige van der döpe.

Des morgens schal me in allen paren predigen
dat evangelion Matth. 3 [13 ff.], wo Christus ge-
döpet is in der Jordane van Sunte Joannes. Dat
is eyne trostlike unde gnadenrike historien van
deme Heren Christo, de jo nicht vorswegen
schal werden. Id is wunder, dat me nicht hefft
gehat eyn fest van der döpe Christi, dewile
me doch so vele unnutte feste hefft gehat, to
vorderve lives unde der selen. Me hefft 73a wol
darto mit kerkensange gebruket den achten
dach Epiphaniae, overs se hebben schendlick
unde gotlosich eyn caput draconis imme kröge 74
daruth gemaket.

73a In der Druckvorlage steht hier noch ein
überflüssiges „me“.

74 Drachenkopf, der als Aushängeschild für Pos-

Des namiddages unde avendes up gewonlike
stunden unde steden schal geprediget werden van
unser döpe. Dat also de Vastelavendessundach
by uns moge heten dat fest der döpe Christi,
me mach id denne nömen, wo me wil. Vastel-
avent is neyn böse name, alse me secht Pasche-
avent, overs unse Christene hebben wehrlick
sich christlick to örer vastene bereydet in der
vasteneavende, dat is, in den dagen, de vor
örer vastene hehrgingen, wy mochten uns wol
schemen, wy scholden wol eynen unchristenen
mit sulker wise bekeren. Doch dit synt narren-
sunden geweset, de ringe to merken synt, kan
overs wol Gott sere darmede vortörnet werden,
so se uth vorachtinge geschehn.

Ehrlike collatien unde dat de borgere to-
samende kamen unde eten unde drinken unde
syn frölick, to erholden olde kuntschop, frunt-
schop, naberschop, selschop unde sulke leve
vortan up de kyndere unde nakömelinge to
bringen, daruth ock eynicheit unde tidlick frede
kumpt in der stadt, schal me deme volke
tolaten.

Doch scholen de predigere hart straffen de
nachtcollatien, fretent unde vullesupent unde dat
achterkosent 75 wedder de overicheit, se sy böse
edder gut, unde wedder ander personen, se syn
arm edder ryk, unde wat mehr unchristlick unde
ungotlick in sulken collatien van den lüden,
de Got nicht fruchten, plecht werden ange-
richtet. Etlike collatien weren nicht unchristlick,
overs de düvel hefft se schyr alle up synen
denst gevöret, alse he ock meysterlick vele
ander gudes dinges in den misbruck gebracht
hefft. Weme overs unchristlike dinge nicht van
den collatien, ock vamme vastelavende wil af-
dohn, so blive eyn Christene darvan.

Sulk fest van der döpe Christi, dar wy doch
neynen sundergen hilgen dach willen van maken,
rimet unde schicket sick wol in de wönlike tidt,
van öldes geholden. Wente tovoren is geholden
Winachten van der bört Christi, darna de be-

sen in Wirtshäusern diente, vgl. H. Lietz-

mann, Kl. Texte 88, S. 47.

75 = Afterreden.

380
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften