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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0403
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Kirchenordnung 1528

Bicht hören unde dat sacramente geven.

De dat wort Gades uns apenbär vohrdregen,
de scholen ock de sacramente vorreken und
bicht hören, besondergen in den letsten nöden.
Wente van anderen, besondergen van menneken,
mochten wy vordechtnisse hebben , dat se
nicht recht mit den lüden ummegingen in der
lere des hilgen evangelii, besondergen in heyme-
liker bicht unde in den letsten nöden.

Nemand schal ock tome sacramente gelaten
werden, sonder he hebbe tome ringesten to-
vorne deme predicanten edder prestere, deme
dat bevalen is, rekenschop unde berichtinge
gegeven synes lovens, dat nicht dorch öre vor-
sümenisse etlike unwerdich unde tor vordöme-
nisse tome sacramente gän etc.

Visiteren de kranken unde armen.

De predicanten scholen dat volk vamme pre-
dickstole underrichten, dat se nicht harren mit
ören kranken bet an den letsten adem, wen se
nicht bekennen konnen unde laten denne un-
schicklick lopen in der nacht na deme prestere,
welk alleyne scholde geschehn, wen etlike lüde
unvorsehndes hastich krank werden etc. Dat
se leren betiden de prestere vorbaden, wen vare
des lives dar is, dat me, so se id bedarven,
vakene moge to en kamen, mit en reden unde
en raden.

De öre leventlank dat evangelion vorachtet
hebben edder sus böse gelevet, konen de predi-
canten se noch mit Gades worde in den letsten
nöden överreden, dat se vorstand unde gude
bekentnisse uth gnade unde bermherticheit Ga-
des krigen, gut; wo overs nicht, so mach me
en dat hilge sacramente nicht geven, wente
id were en noch mehr vordömelick, ock deme
prestere. De övers beginnen, Christum to be-
kennen unde dat se övel gelevet hebben, den
geve me dat sacramente ane alle vare. De
prestere darven nicht wider richten.

Wor de prestere ton kranken nicht gevordert
werden, synt se wol entschuldiget. Wente ve-

80 = kräftig.

lichte de lüde haten dat evangelion unde sehn
unse predigere nicht gerne. Wör se övers eyn-
mäl hengevordert werden, den kranken bicht
to hören unde dat sacramente to geven, dar-
hen schölen se visiteren in öreme kaspele alle
dage edder umme den andern dach edder umme
den drudden na gelegenheit der nöt. Id were
denne, dat de kranken doch vorstendige lüde
by sick hedden unde sulker visitatien der pre-
digeren nicht bedarften.

Se scholen jo dat volk vormanen, dat se by
live nicht de kranken lüde in ören letsten nöden
alleyne laten. Wente wat vor vare daruth ent-
steyt, bewisen leyder etlike exempel, in düde-
schen unde anderen landen geschehn.

De prester scholen ock in ören kaspelen be-
screven hebben de namen der frauen, de in
den hospitalen werden entholden unde der ande-
ren, de uth der gemeynen kasten almissen alle
weke nemen, de noch so degelick 80 synt, dat se
kranken denen konen unde hebben sulvest neyne
kleyne kyndere edder kranken, de se vorsorgen
darven, dat me sulke frauen vinden kan, wen me
eyne bedarf by eyneme kranken, deme to denen,
afdragen unde todragen etc. Sulke frauen overs
darven id nicht vorgeves dohn, sonder de vor-
mögen synt, scholen en dat belonen; vor de, de
sulvest nicht hebben, schal de gemeyne kaste
betalen dorch anrögen der predicanten edder sus
dorch andere anseggent.

Werden overs sulke frauen nicht willen vor
lohn waren de kranken unde konden doch wol,
alse gesecht is, so late me se nicht mehr in
hospitalen unde geve en ock nicht mehr al-
missen uth der gemeynen kasten. Wente se
synt sulker almissen unwerdich, nicht dorch
öre nöt, sonder dorch ören mutwillen. Wen se
nemen scholen, so is der bederlerschen vele,
overs to sulkeme denste kan me to tiden nicht
eyne vinden. Witlike 81 kranke frauen, also dat
se sulk nicht kenen dohn unde andere mit
witliken anderen sorgen beladen, scholen to
sulkeme denste nicht gedrungen werden.

= wissentliche.

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