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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0416
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Braunschweig

daruth gemaket unde nicht laten bliven, alse
id frame lude ersten gevunden unde gemaket
hebben. Wente de olde name, dat id het pro
pace, wiset na, dat id angevangen is, dön in
dissen landen vele kriges is geweset, dat me
scholde in allen hüsen unde up deme velde
bidden umme eynen tidliken frede.

To sulkeme bede unde vor de overicheit scho-
len de prestere vlitich vormanen nicht alleyne
to beden, wen me liidet, sonder ock sus, alse
de Christene vor sulke unde andere nöde lives
unde der selen vor sick unde vor de anderen, ock
vor öre vyende schuldich synt to beden.

Van den kosteren unde organisten.

In jeweliker kerke bedarf me nu nicht mehr
wen eynen koster, de upslute, lüde de klocken,
drege water in de döpe, sy by deme altare,
schaffe bröt unde wyn etc. De schal den predi-
canten gehörsam syn unde en nicht under ogen
murren, sonder dohn in der kerken, wat se em
heten, unde halen in nöden de predicanten, wen
se synt uthgegän. Deme schal me totellen unde
geven jeweliken pennink, den he vorlonen miit
den kleckeneren. Darto schal me em bestellen
unde toseggen eyn redelick lohn vor synen
arbeid, dat he wete, worup he denen schal unde
der kerken vorplichtet syn. To allen predigen
scholen de kostere eyn verndel stunde tovorne
lüden nach bevehle der predicanten. Wen se
weddermurren, imwillich syn unde sick to sulken
densten beschwerlick maken, so late me se
varen unde neme andere etc.

Dewile ock nicht unchristlick is orgelspil, alse
imme psaltere steyt [150, 4] 8, wen me nicht
bolenlede, sunder psalme unde geistlike senge

Das Abendläuten war schon seit dem 14. Jhdt.
in der 'Kirche bräuchlich, vgl. RE 3 6, S. 708.
Gebetet wurde der engelische Gruß, das Ave
Maria, vgl. St. Beissel, Gesch. d. Verehrung
Marias i. 16. u. 17. Jhdt. 1910, S. 16 ff.

Vgl. zur Beibehaltung des Pacem-Läutens
auch: Unterricht der visitatoren..., Sehling I,
S. 170 f.

8 Vgl. H. Lietzmann, Kl. Texte 88, S. 68.

spelet, schal eyne jewelik kerke örem organisten
toseggen etlik lohn, dat he wete, dat he up
sulken denst to wärden vorplichtet sy.

Van der librye.

De librye by Sunte Andrees 9 schal me nicht
vorvallen laten, sonder lever mit der tidt wat
guder böke mehr upschaffen, besundergen sulke,
de alle man nicht mach to betalen, alse alle
böke Augustini, alle Ambrosii, alle Hieronymi
etc. Wente wowol me alle doctores möt richten
na der hilgen scrift, alse se sulvest hebben be-
geret unde gescreven, so vallen doch to tiden
etlike saken vohr, dar me se sonderich to be-
darf etc. Disse librye mit öreme tobehöre schal
allen schatkastenheren in allen paren bevalen
syn.

Van den festen.

Dewile wy weten, dat unse conscientien an
neyne dage edder feste gebunden synt, alse
Christus vakene leret wedder den Sabbet unde
Paulus Colo. 2 [16], unde ock sehn, dat vele
in den hilgen dagen supen, slömen, howen, slän,
spelen, lestern Got, nemen de nacht darto, ock
wol den navolgenden dach to vorderve lives
unde der selen unde to groter ergernisse des
christliken namens, so is id billich, dat wy des
grüwels ringer maken. Wy willen overs umme
der predige willen, de uns up sunderge feste
werden vohrgedragen, unde umme der christe-
nenleve willen, dat unse gesinde ock möge rowe
hebben unde gän in de predige, late sick leren
unde bede unde lave Got mit sange, holden
disse nascreven feste.

9 = älteste Bibliothek der Stadt. Sie wurde am
Ende des 13. Jhdts. von einem Pfarrer der
St. Andreaskirche begründet und bestand zu-
nächst aus 16 Büchern. Im Laufe der Zeit
wuchs die Sammlung aber so an, daß dafür
1412 am St. Andreaskirchhof ein besonderes,
zweistöckiges Gebäude errichtet wurde, wel-
ches fortan öfters unter der Bezeichnung „Li-
berei zu St. Andreas” in Schriftstücken er-
scheint, vgl. H. Dürre, Geschichte, S. 476 f.

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