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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0425
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Kirchenordnung 1528

dere prophetien mehr. Desgeliken mogen se
ock up andere tide dohn unde vorordenen wat
nutbares den jungen to lesen unde achten dar-
up, dat de jungen jo bescheydelick leren lesen
unde merken unde mit rechter wise lesen de
cola, commata unde periodos unde interroga-
tiones, unde wen se pauseren, de monasyllaba
unde indeclinabilia etc. Sulke texte overs, wen
de vele synt up sunderge tiden gelesen, kan me
wol stän laten, wen se wedder vohrvallen in
den dageliken lectien.

Den psalm Beati qui sunt integri in via etc.
schal me des morgens neven den anderen psal-
men so vordehlen, dat he uthkumpt umme de
drudde weke, dat kan also geschehn: des Sun-
dages, wen me en anvenget, so schal me singen
twe octonarios 48, doch mit eyneme Gloria Patri,
uppe den anderen twen Sundagen unde allen
werkeldagen men eynen octonarium, so kumpt
he uth, dat me en des vehrden Sundages mit
twen octonarien to singen wedder anvenget.

Van der missen.

Got, eyn Vader aller bermherticheit, dön he
wuste, dat wy so jamerlick vorlaren unde umme
der sunde willen des düvels egene weren unde
in syn strenge richte so gevallen, dat wy nicht
mochten erredet werden dorch unse wysheit,
vorstand, vormöge, werke, ja dorch neyne crea-
ture noch imme hemmele noch up der erden,
also ock noch wy uns nicht erredden konen
van eyner sunden, hefft nicht vorschonet syneme
eyngebaren natürliken Söne, alse Paulus secht
Roma. 8 [32], sonder hefft en vor uns alle ge-
geven in den döt, dat wy dorch syn vordeinst
unde werk, dat is dorch syn blut, döt unde up-
standinge, scholden erlöset werden van unseme
dode unde vordömenisse, dorch unse erfsunde
unde andere vordenet, unde also dorch dat werk
unde nöchdönt Christi genöch voirde gedän deme
strengen richte Gades, vor welkeme unse vor-
denst nicht gelden wil, dewile wy de helle vor-
denet hebben. Wente id is jo nicht mogelick.

dat wy uns sulvest scholden erredden uth des
düvels gewalt, de, alse Christus secht [Joh 12,
31], eyn forste is disser werlt, unde so entlopen
deme gestrengen richte Gades, dewile wy jo
nicht mehr synt wen flesch unde blut, arme,
vorlarene sundere unde vordömede lüde.

Sulke gnade hefft uns syn Sone, unse Here
Jesus Christus, eynmäl imme krütze vorworven
alse eynen ewigen, imbegripeliken schadt. Dat uns
overs sulk eyn schadt nicht vorborgen bleve, son-
der mochte unse egene werden, hefft he uns gesand
unde predigen laten syn hilge evangelion, welck
uns afwiset van unsem vordenste, Philip. 3 [9],
unde van mynschensettingen unde leren, Colo. 2
[8], Matth. 15 [9], unde gifft tüchnisse van Chri-
sto, Joan. 15 [26], unde syneme blude, Roma. 3
[25]. Dat wy dorch dat gepredigede evangelion
leren Christum erkennen unde löven in en unde
he also dorch den loven unse egene sy. Wen he
denne dorch den loven in uns wanet unde unse
egene is, so is ock dorch en Got de Vader unse
egene unde konen alse gelevede kyndere van em
bidden allent, wat uns tome live unde tor selen
nöt is, alse uns Christus ock leret mit deme
Vader unse. We kan doch sulke gnade uth-
spreken, de wy hebben dorch dat evangelion, so
wy löven? Van welker gnade Christus also
secht Joan. 3 [16 1]: So hefft Got de werlt gelevet,
dat he synen eyngebaren Söne darhengaff, dat
alle, de in en gelövet, nicht vorderve, sonder
hebbe dat ewige levent. Wente Got hefft nicht
synen eyngebaren Söne in de werlt gesand,
dat he de werlt schal vordömen, sonder dat de
werlt schal salich werden dorch en.

Also werde wy nu, de wy flesch unde blut
synt, dorch den loven Christo ingelivet, de umme
unsen willen is flesch unde blut geworden, unde
werden mit em ganz eyns, alse man unde wyff
synt eyn lyff, Ephe. 5 [29 ff.]. Dat is dat etent
synes flesches unda drinkent sines bludes, darvan
he so vele redet Jo. 6 [51—58]. Wen wy löven,
dat Christus umme unsen willen is geworden
eyn warhaftich mynsche unde datsulvige flesch
unde blut, welk he umme unsen willen hefft an-

48 Vgl. oben S. 400, Anm. 29.

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