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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0466
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Braunschweig

wörden: Kamet hehr, gy gebenedyeden mynes
Vaders, besittet dat rike, dat ju bereydet is van
anvange der werlt, wente ick hebbe gehmigert
unde gy heben my gespiset, gedorstet unde gy
hebben my gedrenket. Ick bun naket geweset
.unde gy hebben my gekledet, in krankheiden
unde nöden hebben gy m.y besocht. Wat gy eyne-
me van deme ringesten der mynen gedän heb-
ben, dat hebbe gy my sulvest gedän.

Wy bekleden bilden, de bloke unde steyne
synt, wy geven vele geldes, dat me sondergen
gadesdenst schal uthrichten, dar uns nichts van
bevalen is, unde geven sulks den, de rede alto
vele hebben edder konden wol arbeyden, dat se
nicht wedder Got leddich gingen edder sulk
dynk imme hand hedden, dat gotlös is edder
sus doch unnutte, alse Christus secht Matth. 15
[9]: Alle öre gadesdenst is vorlaren unde vorge-
ves, dewile se leren de leren unde gebade der
mynschen unde nicht Gades.

Overs to disseme rechten gadesdenste, den
Christus tome jungesten dage wert bekennen,
sick sulvest gedän, darmede bekledet unde ge-
ehret werden de rechten bilden Gades, dat synt
de armen, darvan gesecht is, dar wil nemand
an, nemand wil darto geven.

Tovörne hefft me den monneken so vele kor-
nes unde beres gegeven unde andere schenke to
den vigilien, selemissen unde anderen missen
unde blerren, ane mate gegeven to allen hoch-
tiden, doden, kynderdopen, apostelfesten, ma-
riendagen unde anderen geoffert, gegeven to bil-
den, tafelen, klocken, orgelen, so velen waslich-
ten in der kerken unde hüsen etc. Wy swigen
der ewigen beneficien unde memoiren, broder-
schoppen, aflatesbreven, hilgen reysen etc. To
sulken dingen hedden de riken vele geldes unde
ock eyne arme fraue, de sick der spille nere-
de 36, gaff gerne darto, wy swigen denne der
andern.

Nu overs geleret wert uth Gades wörde, dat
wy mit unseme gelde neynen anderen gades-

36 = von der Spindel ernährte, vgl. H. Lietz-
mann, XI. Texte 83, S. 137.

denst konen uthrichten, wen dat wy darmede
den notroftigen tohulpe kamen, besweret sick
eyn jederman.

Etlike varen hehr: Ick hebbe myn gelt gege-
ven to der misse, to deme salve 37 etc., schal id
nicht darby bliven, so wil ick myn gelt wedder
nemen. Sulke lüde underrichte me recht, velichte
synt se nicht so böse alse se beren 38, wil den
eyn nicht hören, de vare hen, wat he edder syne
kyndere rike darover wert, wen he sulks mut-
willich deyt, dar byte he bröt to. He wil id tome
rechten gadesdenste nicht gunnen, so plecht id
gerne tome düvelsdenste kamen unde andere
gelt unde gut by sick mit upfreten. Wente wen
Got synen vlöck edder vormaledyginge darin wer-
pet, so gedyet neyn gut, wedderumme Gades
segeninge maket rike, alse Salomon secht.

Doch id is neyn wunder, dat gotlose lüde sul-
ker christliken sake vyent synt unde nicht
alleyne nicht helpen, sonder ock mit rade unde
dade mishelpen to sulkeme rechten gadesdenste.
Dat is overs unbillich van den, de evangelisch
edder recht Christene willen syn, dat de sick
swar maken unde unwillich umme eynes gro-
schen willen to witliker notroft der armen edder
der deneren des evangelii, wenne wolten se doch
eyneme armen mynschen eynen rock edder kle-
dinge geven? Id is vorware eyne grote undank-
barheit, wy synt erlöset van so menniger schin-
derye der monneken unde der papen unde be-
sweren uns, dat allerringeste Gade to geven,
wy swygen noch, wat dat vor eyne gnade is,
dat wy dorch geapenbarede warheit erlöset
synt van sulkeme erdome unde vordomenisse,
dar wy unse gelt unde gut mosten tho geven,
unde me vyndet doch etlike, de grote besweringe
klagen, wen se to tiden eynen pennick scholen
geven to erholdinge öres predigers unde willen
evangelisch syn unde nicht anders hören wen
dat evangelion, se weren doch wol werd, dat se
nicht eyne gude evangelische predige höreden,
sonder lögene unde schinderpredige alse tovo-

37 Zur Salve-regina-xA.ndacht vgl. L. Eisenhofer,
Hdb. d. kath. Liturgik, Bd. II, 1933, S. 553 f.

38 = sie sich gebärden.

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