Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0499
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Visitationsartikel für Asseburg und Bich 1546

auch wivil er wochentlich predig thu und ab
er auch den catechismum und wie er densel-
ben lere, gefraget werden. Alsdan sal ihm
furgehalten werden, wo ihm von der gemeine
etwas unpilliches wer schult geben worden.
Darnach mag auch der custos ader opferman
allein gehoret und erstlich vom pfarher gefraget
werden 2, wie sich der in der kirchen mit predi-
gen, singen und oeremonien, auch der lere des
catechismi halt, auch was er fur ein lere und
wandel fure.

Zum andern, wie sich die pauwern gegen dem
pfarher und ihm halten, was sein enthalt sei, ab
ihm auch an seiner gerechtigkait von imant ab-
bruch geschee.

Zum dritten, ab er sunst ethwas, das erger-
leich in einer gemein were, anzuzeigen wust.

Zum virten sal er auch von seiner geschick-
ligkait und leben examiniret werden.

Alßdan mugen die bauwern und ein ider in
sunderheit, wie sie ihren catechismum, das Va-
terunser, den gelauben und die zehen gepot ken-
nen, und ab sie auch und wie oft des jars zum
heiligen sacrament gehen, und was sie davon
vorstehen, gefraget werden.

Darnach sal ein ider vleissig vormanet wer-
den, das er sein leben bessern, gern zu kirchen
gehen und Gottes wort mit vleiß horen wolt,
auch seinen catechismum lernen, für die oberig-

kait und einen gemeinen landsfride vleissig
pitten wolt, sunderlich, so oft er die gepetglok-
ken ader das pro pacem 3 schlahen hort.

Zum letzten, so dan etliche gemeine gebre-
chen gefunden sein, mag man den bauwern allen
semptlich in beisein des pfarhers solchs abzu-
schaffen emstlich bevelen.

Desgeleichen mag dem pfarher in gegenwart
der bauwern sein ampt auch mit ernst bevolen
und ein kurze kirchordnung, darnach er sich zu
richten hab, zugestalt werden.

Wurden aber gebrechen in sunderlichen per-
sonen befunden, so sal man dieselben, ein idern
in sunderheit allein, anzeigen und ihn zu der
pesserung vormanen, mit angehangener drau-
wung der straff, wor er sich nicht pesseren
wurd.

Der endliche abschide sal sein, das man es pei
diser visitation nicht wol pleiben lassen, besun-
dern zum oftern mal widerkommen und besehen
wolle, wie sie sich gepesser wurden haben.

Ab auch gar ungeschickte pfarher befunden
wurden, mochten dieselben ab und tugliche an
ihre stadt gesetzt werden.

Und ab imandes in sachen der religion, es
were pfarher, opferman oder die bauwern, rades
bedurfen werden, die mochten sich des zur iden
zeit bei den visitatoren erholen, darzu dan sun-
dere personen mochten ernennet werden etc.

2 Am Rande: Ader mag en vor dem pfarher

gehoret werden.

3 Vgl. S. 395 f. u. Anm. 7.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften