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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0515
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Artikelbuch 1527

De drudde artikel.

Wo me sick jegen ungeschyckede,

vorsümige edder kranke kerck-
heren holden schal.

Uppe dat överst ein ytlick synes amptes trü-
weliken warneme, den vorsümigen billicke
straffe, den ungeschickeden ere mate upgelecht,
den kranken unde anderen erer notröft unde ge-
breke bedacht werden, is van nöden, dat nein
kerckhere ewich tho blivende gesettet, confirmert
edder bestediget werde, sünder so verne he syck
redelyken holt, dat ock na erförderinge bemelter
ynfelle, de gemenheit sampt todaet der overi-
cheit hirynne tho handelen, ordenen, setten unde
entsetten macht beholde.

Dussen artikel, so vele de vorsümigen unde
ungeschickeden belanget, bewert Christus (Math.
5, 13), dar he de predickers dem solte vorgeli-
kent. Wor nu dat solt dum edder doff wert, is
ydt nergen mer nütte tho, sünder dat me ydt
wech werpe unde mit vöten trede. Nu fördert
de hilge Paulus yn einem bisschoppe edder
kerckheren nafolgende dögent unde schicklick-
heyt (1. Timo. 3, 2 ff.; Titon 1, 7 ff.): Ein bis-
schop (secht he) schal unstrafflick wesen, men
eines wyves man, nöchteren, tüchtich, sedich 3,
gastfryg, lerhaftig, nicht wynsüchtig, nicht bet-
sich 4, nicht schendlikes gewynstes begerich,
sünderen gelynde, nicht haderich, nicht gyrich,
de synem egen huse wol vörsta, de gehorsame
kinder hebbe, mit aller redelickheyt. Yn summa
fordert Paulus yn bemeltem kerckheren de me-
ticheit, gave unde schicklickheyt, dat he dem
lasterer ock nicht ynt ördel falle. To deme, dat
he mechtich sy wedder alle falsche lerer tho
streven. Ock syn bevolen parfolk des levendes
ein vörbylde und exempel an eme hebbe. Alse
he sick sülvest römet (Philip. 3, 17): Volget my
(sprickt he), leven bröder, unde seet up de, de
also wanderen, alse gy uns hebben tho einem
vörbylde.

Dewyle denne ein exempel gudes levendes unde
kreftige lere sampt anderen dögeden an einem

3 — sittig, züchtig.

4 = bissig.

kerckheren nödtliken gefördert werden und de
vorsümygen darjegen am exempel, de migeschik-
keden an der lere, de entfoldigen gemenheyt
schedtliken ergeren, folget van nodt wegen, dat
sodanen de parren nicht tho laten, noch tho
bevehlen synt. Dar me nu, wo berört, sulckes
betrachten unde hyryn seen wörde, worden de
parkercken nicht umme gunst, gelt, gave, frünt-
schop tho vorsümynge unde schaden der selen
vorlenth werden, wörde ock den stalknechten,
mulwarderen und anderen curtisanen, ock den,
de sick uth anderen orsaken wente hertho yn
de kercken gedrungen, sodane mutwillige tho-
nödinge vorhyndert, wörde ock hirmede dem be-
vele Christi (Math. 7, 15; unde 24, 5. 11. 24) unde
Pauli (Acto. 20, 29) gefolget, de uns vor sulcken
wülven under schapesklederen gans trüweliken
warnen. Nu mach doch einem ytliken rechtsyn-
nigen we doen unde jameren, dat me wente
an düsse tydt anseen moth den leydigen gyr
aller falschen herden, welcker under vormein-
tem rechten titel nichtes anders, wen merklick
gelt unde schendliken gewynst söken unde nicht
allene tho dem parampte undüchtig, sunder ock
undüchtigen, ungelerden unde thom dele lester-
haftigen hurparneren 5 de kercken uthgedaen
hebben, allene dat de rechten vormeinten kerck-
heren gelt kregen unde de hürparner erer unge-
schicklicheit, unardiges levendes edder desgeli-
ken under bevele unde namen erer rechten
kerckheren syck behelpen mochten.

Endlick warnet xms de hillige Paulus vor söl-
cken (Roma. 16, 17 f.): Ick ermane juw (sprickt
he), leven bröder, dat gy upseent hebben uppe
de, de unenycheit unde ergernisse beneven der
lere, de gy gelert hebben, anrichten, unde wyket
van ene, wente sülcke denen dem Heren Christo
nicht, sunder erem buke unde dorch söte pre-
dickye unde grote wort vorvören se de unschül-
digen herte. Daruth klarlick tho vormerken, dat
de, so syck unschicklick holden edder yn bemel-
ten stücken strafflick befunden werden, des
kerckheren amptes bylliken schölen entsettet

5 = geheuerten, gemieteten Pfarrern.

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