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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0521
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Artikelbuch 1527

unde drynken edder sus yn mennichfoldiger uth-
gesochter lust der spyse gespörth wert, welcker
denne warhaftich ein affgodderie ys, darvan de
hyllige Paulus meldet (Philip. 3, 19), dat de buck
er Godt sy. Dewyle uns overst na uthwysinge
des ersten gebodes alle affgodderie vorboden,
wert ock de mysbrukynge der creaturen yn um-
bescheden eten unde drinken genzlicken vorbo-
den, tho deme ys ock klar genoch, dat ein
mynscke, wen he sat, vul unde vett ys, synes
Heren Goddes lichtliken vorgit (Ezech. 16, 15 ff.;
5. Mosi 32, 15 ff.).

Vorder gyfft ock de dachlicke erfaringe, dat
uth averflodigem umbeschedene eten unde dryn-
ken allerleye laster syck vororsaken. Darumme
de ewyge, gudige Godt ein ewich fastent yn der
schrift dorch unde dorch deyt bevelen. Hödet
juw, sprickt Christus (Luce 21, 34), dat juwe
herte nicht beswert werden mit freten unde su-
pen. Ock de hillige Paulus einem ytliken darto
fordert (Roma. 13, 12 ff.) dusser meninge, na-
deme wy dorch de barmherticheyt Goddes uth
der dürsternisse ynt lycht gebracht synt, hebben
wy de werke der düstemysse van nodt wegen
tho vorlaten, dat wy gelyck als am dage eerbar-
liken wanderen, nicht yn freten unde supen.
Wente de dar drinken und vul synt, de synt des
nachtes vul. Wy överst, de wy des dages, dat ys,
kynder des lychtes synt, schollen nöchteren we-
sen (1. Thesso. 4, 1—12; vgl. 5, 4 ff.). Daruth klar-
lick vormerket wert, dat ein ytlick Christen tho
stedtlyker meticheit unde ewygem dachlikem va-
stende ys vorbunden. Sodane vastent överst ys
nichtes anders, wen dat me syner sulvest ach-
tynge unde sorge hebbe, dat dem lychamme ba-
ven syn notorftige foder nichtes werde gege-
ven, unde wo me sick tho fleyscklicken begerten
unde lusten mer unde mer geneget fyndt, darna
dem lychamme am foder edder ock an der
spyse, darvan me tho solcken bösen lusten wert
gereyzet, mer unde mer mit beschedenheyt aff-
breke na dem exempel Pauli (1. Cor. 9, 24 ff.).

Baven dyth fyndt me ein vastent, dat ein
rechtschapen christlick gemöte nicht allene ne-
nen [?] averflodt mydet, sunder ock an der spyse
nenen sunderliken gefallen drecht, mer sick na

Christo lett verlangen unde na der wyse Pauli
(Philip. 1, 23) begert affthoscheiden unde by
Christo tho wesen, nademe syner sulvest be-
kummerynge der sunde halven, ock truwe flyt
unde sörge vor den negesten, tholest de verlycke
stand dusser werlt eme de lust der spyse bre-
ken, allene blote nottroft nemen laten unde der-
maten ein sülfwyllig vastent medebringen, dar-
uth ock wol affthonemen, dat sodane vastent
neen vordenstlick werk mach geachtet werden,
nademe ydt uth gebreke unde klage mennich-
foldiger unser unde unser negesten mangel ent-
springet unde nicht alse uth averflode und ane
nodt vor einen gotlicken denst mach vörgeno-
men werden. So me överst uth erwelinge, aver-
flode unde alse vordenstlich solck fastent an-
teen worde, moste me vor hören des Heren wort
dorch den propheten, dar he secht (Esaie 58,
5 ff.): Is dat de vaste, de ick uterkoren hebbe,
dat ein mynsche den dach aver syn levent py-
nige, syn hövet swymelich edder dul make, sick
mit einem sacke beklede und ascken up sich
stroüwe, hebbe ich denne dat eine vasten genö-
met unde einen angenemen dach des Heren? Is
dat nicht vele mer de vaste, de ick uterkoren
hebbe? Löse van ander de vorknuppinge des
godtlosen wesendes, löse up de beswerliken ban-
de, lath fryg alle, de tobroken synt, unde tho-
ryth alle besweringe. Bryck den hungergen dyn
brot, unde arme vorlatene mynschen vöre yn
dyn hus etc. Uth welckeren wörden wol tho
merken ys, dat Godt nicht ein fastent, alse wy
wente her gementh, up sunderlike tyde edder yn
vormydinge etliker spyse van uns fordert, sun-
der ein bekummert herte, welcker eme ein an-
geneme offer ys (Psalm. 51, 19), dat der sunde
los tho wesen unde Goddes gerechticheit be-
gerth, ock yn allen densten des negesten nacht
unde dach mit aller trüwe sick bekummert, so-
danes fordert Godt, unde wo mochte dat herte
dermaten geschicket mit jenigem averflode yn
eten unde drinken sick besweren, dewyle ydt
sick uth bemelten orsaken kume der tydt gunt,
de bloten nottroft tho nemen, so verne allene
des lichammes van not wegen moth waren, dat
he unvorwarloset tho denste des negesten yn

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