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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0527
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Artikelbuch 1527

uns derhalven bemelte hvlge Paulus vor solcken
vormeten errigen geysten ym exempel der Ga-
later, de he darumme heftich straffet, ganz ge-
truwelick gewarnet, dar he secht (Gala. 4, 9 ff.):
Dewyle gy Godt nu erkent hebben, ja velemer
van Godde erkant synt, wo wende gy juw denne
wedderümme tho den swacken unde dorftigen
settingen, welcken gy van nyes an wyllen de-
nen? Gy holden dage unde maente 12, feste und
jartyde. Ick früchte juwer, dat ick nicht vel-
lichte ummesus an ju hebbe arbeidet. Hört me
doch, dat Paulus de Galater darümme, dat se de
feste tho der salicheit nötlick achteden, swer-
licken beschüldiget, unde so se sick an de feste
Leggen, besorget he, dat syn arbeyt an ene vor-
loren sy. So he överst tho dusser tydt den unge-
gründeden gebruck unde falsche vortruwent up
de feste unde dergelyken grüwel seen wörde,
wörde he sick nicht allene des vorloren arbey-
des besorgen, dewyle wy de gnade Christi mit
mennichfoldigen solcken mysbrüken der feste
gans verwerpen, sunder uns ock vor nene Chri-
sten kennen. Darümme he ock de Colosser un-
derrichtet unde sterket uns thom besten gegen
de, so uns tho den vyrdagen vorbynden edder
de thor salicheit nötich maken wolden, dar he
secht (Coloss. 2, 16 f.): Latet juw nemande con-
scientien maken aver ein dels dagen, nömelick
den vyrdagen edder nyen maenten edder Sab-
bather, welcker ys de schede 13 van deme, dat
thokamende was, överst de korper sulvest ys yn
Christo. Dar nu Paulus de Christen ock mit den
geboden Goddes, so dorch Christum upgehaven,
nicht wyl vorbunden hebben, wovele mer wyl
he, dat me sick mynschengebode gar nichtes fan-
gen late. Dat me överst den Sondach unde an-
dere vörnemlicke feste van wegen godtlickes
wordes yn eeren und werden holde, erfodert alle
billicheit und unse notorft, den gelyck alse sun-
der lyfflicke spyse dusse korper nicht mach ge-
sunth wesen noch leven, also ock. so du nicht

12 — Monate.

13 = Schatten.

dynen geyst unde sele mit dem godtlicken worde
nerest unde sterkest, werstu noch vormögent.
noch dögend, ja nen levent yn dick hebben.

Darümme de Sondach unde andere vyre dar-
tho bequeme van olders gesettet synt, dat me
darynne Goddes wort ordentlick höre unde mit
ynnigem geiste Godde ein gemene bett vördrage,
wenn överst sodanes geschen, einem ytliken na
synem geyste und notorft fryg gelaten werde,
des namiddages tho vyrende edder syne nerynge
na bevele unde gebode des Heren yn arbeyde
unde swete tho söken (Gene. 3, 19). Alse denne
ock lange tydt gewönlick unde sunderlicken tho
den tyden Hieronimi geholden ys, alse he sul-
vest ym Epitaphio Pauli id: betüget, und so me
der Historien, tripartita 15 genant, wyl gelöven,
hefft me ock up Paschen und Pinxsten, wowol
desulvygen vor hövetfeste angeseen tho genner
tydt, nen gebot mögen leggen. So nu de hillige
gödtlicke schrift averal weret, vorbüt und straf-
fet de uthsettinge der dage, des butenwendigen
vyrendes, ock de nafolgende christlicke kercke
van solcken geboden festen nichtes weth unde
tho den tyden Hieronimi, alse gesecht, de Son-
dach tho notorft gödtlickes wordes unde geme-
nes bedes allene ys gebruket worden, worumme
wyl me uns wyder nödigen unde dringen to so
velen unnütten, schedtliken, leddigen unde fulen
dagen, darynne nicht allene de sele yn varlick-
heit gesettet, sunder ock tho velemalen lyff, eere
unde gudt schaden krycht. Wente ydt ys jo klar
am dage, dat tho nener tydt mer wert gesundi-
get unde Goddes vorgeten, alse yn den festdagen
yn allerley ydelheit, böverye, fulfreten trnde su-
pen, unküscheit, drunkenheit, spyl, flöken, swe-
ren, haderen, mord unde doetslach, nareden,
schenden und godtlesteren, welcker alle de rech-
ten werke des fleysches (Gala. 5, 19 ff.), klege-
Licke dynge, gegen Godt schreckiick synt. Wor
nu de gödtlicke schrift unde warheit uns nicht
bewegen, de festdage varen tho laten, weren

14 Epitaphium Pauiae matris. Ep. CVIII ad Eu-
stochium virginem, 19, bezw. 20; MSL 22, 896
und CSEL 55, 335.

lD Cassiodor, Historia tripartita, IX, 38: MSL 69,
1153 ff. und CSEL 71, 557 ff.

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