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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0531
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Artikelbuch 1527

overal vorboden werde. Wente so Ezechias ock
de eren slangen, de dorch bevel Goddes upge-
richtet, umbillicker eere halven nicht hefft ge-
leden, sunder ganz tho pulver slagen, wert de
not unde eere Goddes forderen, dat me ungesü-
met sodane bedrechlicke düvelsche woenheit,
alse bemelt, ganz unde gar tho boddem stöte,
dat ock nen vothspor edder jenych anwysinge
darvan averblyve.

De drutteynde artikel.

Van afdoende der bedelye.

Alse ock bedelent mank den Christen vor
Godde ein grüwel ys, unde unangeseen, dat sol-
ckes nicht allene de leyen, der ein del wol vor-
mögen und thom arneyde geschicket, sunderock
de genanten geystlicken ordenspersonen, derein
grot del unnütte des armen simpelen volkes ent-
foldicheit ym bedelen merklicken myssbruken
xmde jegen Godt se besweren, ys hoch van nö-
den, ock erfordert de billicheit hyrynne, des ar-
modes nottorft tho redden, also dat alle be-
delye affgedaen werde.

Godt hefft den Jöden, de van Paulo werden
kinder der maget unde nicht der rechten hus-
moder genömet (Gala. 4, 22 ff.), geboden, dat se
nenen armen mank sick scholden hebben, wel-
cker gebot ock noch hütes dages de Jöden
strenge holden, also dat den, de by enen vorar-
men, de anderen alle möten tho hülpe komen
(5. Mo. 15, 4. 7 ff.). Unde wy Christen, de wy van
Paulo yn der benömten stede (Gala. 4, 26 ff.)
kynder der rechten husmoder genömet werden
unde besytters nicht des lyffliken, sunder des
geystlicken Hierusalem unde salicheit, synt dorch
falsche lere so wyth gefort, dat wy bedelent
nicht allene lyden unde tholaten, sunder ock vor
ein gudt werk holden unde angenamen hebben,
so doch Paulus mit klaren worden spryckt unde
alle fraeme Christen vormanet (Acto. 20, 33 ff.),
dat he noch sulver, noch golt, noch kleder be-
gerth, sunder mit synen henden syne notorft
unde der, de mit eme gewesen, hefft vorworven,

== Schatzung, vgl. Schiller u. Lübben, IV. S. 55.

forder datsulve ene ock geleret, me möte also
mit arbeyden de swacken annemen xrnde des
Heren wordes andechtich wesen, de gesecht
hefft, dat geven selyger sy alse nemen, rnide de
van Tessalonien vormanet (2. Tessa. 3, 6 ff.),
dat se sick affthen van allen bröderen, de un-
ordentlick wanderden, nicht na der ordeninge,
de se van em entfangen hedden. Wente, sprickt
he, gy weten, wo gy uns schölt nafolgen, na-
deme wy nicht unordentlick mank juw gewest
hebben, ock dat brodt van nemande ummesüs ge-
nomen, sunder mit arbeyde und möye dach unde
nacht gewerket, dat wy nemande mank juw be-
swerlick weren, nicht darumme, dat wy des
nene macht hadden, sunder dat wy uns sulvest
tho einem vörbylde geven, uns nathofolgende,
unde do wy by juw weren, geböde wy juw sol-
ckes, dat de nicht arbeyden wyl, de schal ock
nicht eten. Wente wy hören, dat etlicke mank
juw unordentlick wanderen und arbeiden nich-
tes, sunder dryven vörwytzicheit. Solcken den
bede wy unde vormanen se dorch den Heren
Jhesum Christum, dat se myt styllem wesende
arbeiden unde ere egen brodt eten.

Uth welcken wörden Pauli wol affthonemen
ys, wo unbyllick und lesterlick ys mank den
Christen dat schendlicke bedelent, vörnemelick
van den personen, geystlick edder wertlick, de
van Godde nicht gekrenket synt, tho dülden.
Wente wo beswerlick dusse dem armode synt,
ys einem ytlicken wol bewust. Dewyle nicht de
leyen allene, sunder de genanten geystliken
dorch de hüse lopen mit söten, gesmuckeden
vvorden unde demödygen schynhylligen geberde,
de armen lüde umme dat ere bryngen, darmede
se bylliker sick sulvest unde ere armen kynder
erneren scholden, nicht einmal des jares, sunder
alle weken unde schyr alle stunde, nu kese, nu
botteren, nu eyer, nu korn, nu molt, nu solt, ja
we mach dusse hemeliken schattinge 24 al vor-
tellen, ane wat se denne noch yn den doethbed-
den bedelen. So Paulus nu noch ym levende were
unde dusse bedelye sege, wörde he nicht seggen,

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