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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0548
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Lüneburg

3. Herzog Ernstes ordnung belangende der pastorn inkomen

und ehesachen. 1 [1543]

Van Gades gnaden wir, Ernst, herzog zuBrun-
schwig und Luneburg, don kunth hirmede, na-
dem wy in geholdener visitation und simst be-
funden hebben, dat etlike mengel an der ker-
ckendener underholdinge, ock twivelhaftige felle
van vereheligung der lude und andern be-
schwerlicken saken vorgefallen sin, darinne ver-
sehung und setting tho makens, wes sick in sol-
ckem allen und idem tho holdende sin schal, wie
van noden geachtet, demna hebben wy nafol-
gende ordnung gemaket, de wi ock beth tho un-
serm widern bedenkens und veranderung willen
geholden hebben, und bevelen darup allen und
idern unsern amptluden, kerckheren und under-
danen hirmede ernstlich, desulven tho hantha-
ben und tho holden bi vermidunge ungnediger
straffe. Und darmede sick nemandes der miwet-
tenheit tho entschuldigen hebben moge, so schal
dusse unsere ordnung alle jar in den parkercken
einmal van idem predigstole, wo idt de gele-
genheit erfordert, averst gewislich einmal vor
dem gerichten opentlich gelesen werden.

Van thofellen der kerckendener etc.

Demna befunden wert, dat de parren ringe be-
gudert sin und aver uth gotlicker ordenunge [1.
K 9, 13 f.] dejenige, so dem altar denet, van dem
altare leven schal und ein ider arbeider sines
lohens werdig is, so schal ein ider sinem kerck-
hern entrichten vor begrebnis eins doden, de
aver ein jar alt is, einen schilling 2, aver van
einem kinde under ein jar olt einen halven schil-

1 Druckvorlage: Hs 2° Z 101, Ministerialbiblio-
thek Celle.

2 Der wendische Schilling war eine Silber-
münze im Wert von 12 Pfennigen, die seit
1432 regelmäßig in Lübeck, Hamburg, Wis-
mar und Lüneburg geprägt wurde. Der Stem-

pel für alle vier Städte wurde in Lübeck her-

gestellt, vgl. P. v. Schrötter, Wörterbuch d.
Münzkunde. 1930, S. 599, auch C. Cassel I,
S. 362.

ling und van einem kinderdop einen schilling,
und wen bruth und brodegam thosamen gegeven
werden, van dem brodegam einen schilling und
van der bruth ock einen schilling und dem ko-
ster van dero idem, wo itzt gemelt, einen blap-
fert 3, wo aver an einem oder mehr orden ge-
brucklick were, den kerckheren und kostern
mehr, dan hirinne vermeldet wert, van solcken
thofellen tho geven, so schal desulve gebruck
ock henforder geholden unde nach demsulvigen
entrychtung geschehen und sollen de lude
gelickwol ohren veertidepenning geven, dar-
mede also dem kerckhern und kostem ore in-
khomen ane der lude beschwerung gebetert
werde und se ores studerens und dienstes desto
flitiger gewaren mogen.

Und dewile dan in entrichtung der jerlichen
renthe, tinse und anderer gebor by den luden
versumnuß und weigerung je tho tiden vorfal-
len, so schollen de gutheren ore lude wisen und
anholden, dat se den kerckhern tho bestemme-
der tidt ohre renthe, tinse und gebore entrich-
ten und bethalen, so aver de gutheren an solcher
wisung ock sumig und naletig sin worden, so
schollen de amptlude noturftige verschaffung dar-
in thun, darmede den kerckhern dat ohre ver-
gennoget werde.

Ith schollen ock unsere ampte und bevehele
lude flitige versehung don, dat de wedeme 4 und
gebeue up den parren und kosterien, de tho den
kercken gehoren, in bau und beterung geholden
werden, und so ichteswes tho buwen oder tho
beteren vannoden, schollen se de kaspellude an-

3 Blapfert oder Blaffert, breiter Hohlpfennig
im Wert von 2 Pfennigen, in Lüneburg seit
dem 15. Jhdt. mit dem Lüneburger Wappen
geprägt, zuletzt anscheinend 1542, vgl. F. v.
Schrötter, a. a. O. S. 76.

4 = geistl. Güter, insbes. das Pfarrhaus, vgl.
Schiller u. Lübben V, S. 644 f.

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