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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0551
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Pfarrbesoldungs- und Eheordnung 1543

gebracht edder, so se leddig erkant werden, de
wiveßpersonen darover sitten bliven, so schollen
solcher lichtfertigkeit und unrichtigkeit tho beu-
gen henforder dejenigen, eth sin manß oder wi-
veßpersonen, de oren willen tho den andern, oh-
nen thor ehe tho hebben, durch wort, gave, lo-
velber drunken oder andere untwivelhaftige an-
toginge gegeven und geopenbart hebben und
demsulvigen tho wedderkhomen understan wil-
len, ernstlich mit gefenknus oder sunst na gele-
genheit darumb gestraffet und gelickwol gewiset
werden, de ehe, so se gelovet und gewilliget heb-
ben, tho holden. Derhalven sick ein ider und
jede erstlich, ehe und tbovor de sake sover 12 ge-
langt, wol bedenken, wat se don schollen und
willen.

Derglicken schollen ock de eldern, frunde und
vormunder fursichtiglich handelen und nicht wi-
der van der ohren wegen zuseggen, dan se wet-
ten, dat erfolgen werde.

Nadem dan ock nicht ein geringer mißbruck
by etlichen luden befunden wert, dat se ohre
kinder in ganzen jungen und unmundigen jarn
etwa mit bedageden verloven und in den ehe-
stand begeven, also dat dejenigen, so alßo uth-
gegeven werden, nicht wetten noch verstan, wat
de ehestand iß, noch einge rechte bestendige be-
willigung und vulwort 13 dartho geven mogen,
und eher eins erwasset, dat de ander ehegade
vast thom older kumpt, daruth dan allerley er-
gerung und dat eins dat ander nicht liden wil,
van den andern lopt oder sunst unfreuntlich mit-
einander leven, erfolgen, und das die ehestand
van dem almechtigen eingesetzt und mit Gots
frucht und guden bedacht und bewilligung schal
ingeghan werden, so hebben wy verordnet, dat
henforder niemandes schal sine kinder edder
frunde in solchen jungen jarn, als nomlich
ein mansperson under sechzehen und ein wiveß-
bilde unter twelf jarn uthgeven by vermidung

12 — so weit.

13 = Zustimmung.

11 Steht offenbar für „verwirkung“, vgl. den fol-
genden Abschnitt. Knoop, S. 228, setzt: ver-
wirknung.

ungnediger straff. Eth schal ock nen kerckher
de lude, so under solchem jungen jarn sin, tho-
samende geven, ock bi vermidung straffe.

Van ehebruch unde untucht.

Eth schal sick ein ide und ider der laster und
sunden des ehebrocks und untucht entholden,
we aver des schuldig befunden wert, schal dar-
umb na gebor und gelegenheit siner verwick-
nung 14 gestrafft werden.

Und darmede de wiveßpersonen sick desto
mehr vor untrichten bewaren und nicht, wo fel-
mals geschehen, sick sulvest tho den knechten
gesellen der meinung, se dardurch thor ehe tho
bekomen, so schal henforder keinen wiveßper-
sonen, de also beschapen wert, von den deder
mehr dan twe gulden, ohre kindelbedde darmede
tho holden, und ein dock 15 up ore hovet gegeven
werden, so se aver dat kinth upthen wolde, so
schal der deder ehr veer gulden des jars darvor
geven und dat kint ock darna forder enthen und
erholden, de deder schal aver dannoch ock dar-
tho na gelegenheit siner verwirkung gestraffet
werden.

Dewile aver vele ohre undoget darmede tho
beschonen vermenen, dat se seggen, de gesel
hebbe ohr de ehe gelovet, dat se dardurch bewe-
get, sinen willen tho don, so schal nener sul-
ches gelovet, ock der gesell nicht gedrungen
werden, sick mit dem eide tho entledigen, et
were dan sake, dat se ander warteken 16, ante-
ginge 17 oder vermodinge vor sick hedde, dan in
den fellen schal der gesel gewiset werden, sick
mit dem eide der angetogen thosage tho bene-
men.

Wurde aver befunden, dat eine junge minsche
durch kintheit oder unverstand van einem ver-
stendigen gesellen tho falle gebracht were, so
schollen unsere verordenthen rede in solchenund

15 = Tuch.

16 = Zeichen, Wahrzeichen.

17 = Anzeichen.

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