Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0555
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1564

selbs saget [Mt 17, 5]: Hunc audite, und kein
ander name auf der welt ist, dadurch man
könne selig werden, denn der name Jhesu Chri-
sti, so sollen alle unsere superintendenten, pa-
stores, kirchendiener und schulmeister fleis thun,
das sie die lere des heiligen evangelii erst vor
sich recht verstehen und geschickt sein, andere
zu leren und zu ermanen, und fleissig studie-
ren, damit sie von tag zu tag in der lere zune-
men und in ihrer lere und predigten das gesetz
und evangelium predigen und die lere für und
für treiben, die Gott in seinem heiligen wort
durch Moisen, die propheten, Christum und die
aposteln geoffenbaret hat, und wie die in der
heiligen propheten, evangelisten und aposteln
schriften, auch in symbolis apostolico, niceno
und Athanasii ausgedrücket und durch Martinum
Luther seliger erneuert und in seinem catechis-
mo, auch in der confession und apologia, die
anno 1530 der keis. majest. zu Augspurg uber-
antwortet ist, begriffen, und alle andere wider-
wertige lere straffen.

Und weil die lere in solchen büchern nach nod-
turft begriffen, so achten wir one not, dieselbe
hieher zu erholen, sondern wollen uns deshalben
auf solche lere und bücher gezogen und referirt
haben.

Von dem ministerio verbi Dei.

Weil das ander stücke der christlichen ord-
nung ist: ministerium verbi, dadurch die reine
christliche lere erhalten wird, und solches eine
sonderliche gabe und gnade Gottes ist, wie Pau-
lus sagt Ephe. 4 [11]: Dedit dona hominibus,
prophetas, apostolos, evangelistas, pastores, doc-
tores etc., so ist dafür Gott dem allmechtigen zu
danken und zu bitten, das er solch ministerium
erhalten und treue arbeiter in seine ernte sen-
den und seine kirchen erhalten wolle.

Weil auch sich niemand in dis göttliche ampt

9 Vgl. S. 188 f. u. die Anmerkungen dort. — Da
unsere Ordnung für die Agende für Braun-
schweig-Wolfenbüttel von 1569 die Vorlage
gebildet hat, decken sich im Folgenden weite
Partien mit dem oben gegebenen Text, so daß
oft auch hinsichtlich der sachlichen Erläute-

one ordentliche vocation eindringen solle, so
wollen und ordenen wir, das sich keiner, der von
uns oder einer kirchen oder denen, die ius pa-
tronatus haben, dazu nicht erfordert, des predig-
ampts und administrirung der heiligen sacra-
menta in unserm fürstenthumb anmassen solle.

Da aber einer ordentlich durch eine kirchen
beruffen oder von uns oder unsern superinten-
denten oder von denen, die ius patronatus in et-
lichen kirchen haben, dazu gefordert wird, der
solle sich bey unserem superintendenten zu Zell
angeben und von demselbigen und andern dazu
verordenten verhort und examinirt werden.

So er denn gut zeugnis seines lebens und wan-
dels von dem ort, da er sich enthalten, hat und
befunden wird, das er zu dem kirchenampt tüchtig
und guten bericht in allen artickeln christlicher
religion belangende geben, auch geschickt zu
sein angesehen wird, andere zu leren, und vorhin
nicht ordinirt were, noch des zeugnis fürzulegen
hette, so sol derselbige nach beschener verma-
nung, was es vor ein ampt sey, das ihm befohlen
wird, und das er treu und fleissig in solchem
ampt sein wolle, nach der lere Pauli mit zusage
verpflichtet werden, das er in dem heiligen ampt
mit gottesfurcht, glauben und anruffung zu Gott
treulich und fleissig dienen, züchtiglich leben
und leren und bey obberürter lere, die er beken-
net hat, bestendich bleiben wolle. Und wenn sol-
ches geschehen, so sol der ordinand auf einen
gelegenen tag nach der predigt offentlich ordi-
nirt und ihm darnach ein schriftlich testimonium
gegeben werden.

Folget die form der ordination,
durch D. Martinum Luther gestelt. 9

Erstlich singet man: Veni sancte Spiritus etc.
und wird die collect gelesen, darnach lieset der
superintendens diese folgende text:

rungen auf die obigen Seitenzahlen und An-
merkungen verwiesen werden kann. Gleich-
zeitig sollen diese Verweise eine schnellere
rückläufige Orientierung über die Abhän-
gigkeit der Wolfenbüttler von der Lünebur-
ger KO ermöglichen.

535
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften