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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0585
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Kirchenordnung 1564

vielen christlichen ursachen nötig, das die zu-
samenfügung der eheleut offentlich und in der
gemeine geschehe, damit nicht allein der ehe-
stand so viel deste ehrlicher gehalten, sondern
auch alle verbotene vermischung deste bas mö-
gen verhütet werden, so ordnen wir, das die
personen, so zusamen sollen gegeben werden,
zwen Sontag oder feiertag zuvor oder zum aller-
geringsten einen nach gelegenheit der zeit von
der kanzel aufgeboten werden ungefehr mit den
worten: Hans N. und Greta N. wollen nach gött-
licher ordnung zum heiligen stande der ehe grei-
fen, begeren des ein gemein christlich gebet vor
sie, das sie es in Gottes namen anfahen und
wol gerate, und hette jemand was darein zu
sprechen, der thue es beyzeit oder schweige
hernach, Gott gebe ihnen seinen segen.

Und damit der ehestand deste ehrlicher ge-
halten werde, so ordnen wir, das die zusamen-
fügung der personen in stedten und dörfern, so
ehelich werden wollen, öffentlich in der kirchen
geschehe vor der gemeine, welches auf einen
Sontag zur vesper oder nach gelegenheit und
gefallen der personen, so ehelich werden wollen,
auf einen werktag nach gehaltener predigt ge-
schehen mag. Und sol bey der copulation braut
und breutigams ungefehrlich nachfolgender pro-
cess gehalten werden.

Erstlich 59 sol der pastor eine kurze verma-
nung thun vom heiligen ehestand nach gelegen-
heit der zeit und personen. Oder in stat solcher
vermanung diese nachfolgende stücke voidesen,
den gegenwertigen jungen eheleuten zu trost,
lere und unterrichtung auf solche und der-
gleichen weise:

Demnach der heilige ehestand, so von Gott
selbs eingesetzt, ein solcher stand ist, in wel-
chem sich alle diejenigen, so die gabe der
keuscheit nicht haben, gerne und williglich sol-
len finden lassen, und auch billich, das die, so

59 Diese Vermahnung ist neu gegenüber Luthers
Traubüchlein, Bek. Schr. S. 528—534. Sie ist
von der KO für Braunschweig-Wolfenbüttel
von 1569 nicht übernommen worden.

sich darinne begeben haben oder noch darein zu
begeben bedacht sein, oftermals bedenken, was
und wie die heilige schrift von solchem stande
redet, so wollen wir auf dismal Gott zu ehren
und gegenwertigen personen zur lere und trost
vier stücke fürlesen, die in heiliger göttlicher
schrift von diesem stande fürgestalt sein.

Erstlich 60 sollen frome eheleute oder die zur
ehe greifen wollen, wissen, das der ehestand
von Gott selbs im paradiss verordnet und ein-
gesetzt sey. Denn also lesen wir im ersten buch
Moisis, cap. 2 [18.21-24]:

Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut,
das der mensch alleine sey. Ich wil ihme einen
gehülfen machen, die bey ihm sey. Und Gott der
Herr liesse 'einen tiefen schlaff fallen auf den men-
schen, und er entschlief, und nam seiner rieben
eine und schlos die stedte zu mit fleisch. Und
Gott der Herr bauet ein weib aus der rieben, die
er aus dem menschen nam und bracht sie zu
ihm, da sprach der mensch: Das ist doch bein
von meinen bein und fleisch von meinem fleisch,
man wird sie mennin heissen, darumb, das sie
vom manne genomen ist. Darumb wird ein man
seinen vater und seine mutter verlassen und an
seinem weibe hangen, und werden sein zwey
ein fleisch.

Darnach sollen sie auch wissen, das in hei-
liger göttlicher schrift auch klerlich fürgestelt
ist, wie sich gottfürchtige eheleute gegen einan-
der im ehestande christlich verhalten sollen,
denn also spricht Paulus Ephes. 5 [25-29. 22-24]:

Ihr rnenner, habt lieb euer weiber, gleich wie
Christus geliebet hat die gemeine und hat sich
selbs vor sie gegeben, auf das er sie heiliget,
und hat sie gereiniget durch das wasserbadt
im wort, auf das er sie ihm selbs zurichtet, eine
gemeine, die herrlich sey, die nicht habe einen
fleclien oder runzel oder des etwas, sondern das
sie heilig sey und unstrefflich.

60 Die Schriftverlesungen folgen in Luthers
Traubüchlein der Trauung, die vor der Kir-
chentür stattfindet, nach, vgl. auch die KO
für Braunschweig-Wolfenbüttel von 1569 trotz
Verlegung der Trauung in die Kirche.

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