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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0587
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Kirchenordnung 1564

lichen hausfrauen, euch von ihr nicht zu schei-
den, es sey denn, das euch der todt scheide. Ist
solch.es noch euers herzen wille und meinung, so
bekennets allhie vor Gottes angesichte und in ge-
genwertigkeit der gemeine und saget: ja.

Dicat: Ja.

Margaretha, ihr stehet allhie und begeret, ge-
genwertigen Hanse zu nemen zu euerm ehe-
lichen manne, euch von ihme nicht zu scheiden,
der tod scheide euch denn. Ist solches euers
herzen will und meinung, so bekennets allhie
und saget ja.

Dicat: Ja.

Hie lasse er sie ein dem andern die trauringe;
geben und füge ihrer beider rechte hende zu-
samen und spreche:

Was Gott zusamenfüget, sol der mensch nicht
scheiden.

Darnach spreche er vor allen in gemein:

Weil Hans N. und Margreta sich unterein-
ander zur ehe begeren und solchs allhie öffent-
lich für Gott und dieser christlichen gemeine
bekennen, sich auch darauf unter andern die
hende und trauringe gegeben haben, so spreche
ich sie ehelich zusamen im namen des Vaters,
des Sons und des heiligen Geistes. Amen.

Weiter spreche er:

Wachsset und vermehret euch und erfüllet das
erdreich [Gen 1,28]. 62

Hie reiche er die hende uber sie und spreche:

L a s s e t u n s b e t e n. 63

Allmechtiger Herr Gott, der du man und
frauen hast geschaffen und zu dem ehestande
verordnet, dazu mit früchten des leibs gesegnet
und das sacrament [Eph 5,32] deines lieben
Sons Jhesu Christi und der kirchen, seiner braut,
darin bezeichnet, wir bitten deine grundlose
güte, du wollest solch dein geschöpf, ordnung
und segen nicht lassen umbsonst sein noch ver-
derben, sondern gnediglich in uns bewaren durch
Jhesum Christum, unsern Herrn. Amen.

62 Gen 1, 28 scheint im Vergleich mit Luthers
Traubüchlein die dort nunmehr folgenden
Schriftverlesungen zu vertreten.

Addatur.

Gott gebe euch seinen segen. Amen.

So viel aber die hochzeitliche freude nach dem
kirchgang belanget, so sol sich in stedten und
dörfern unser publicirten policeyordnung 64 in
allewege gemess verhalten werden.

Von ehegelübden.

Es sollen die pastores, sonderlich auf den
dörfern, oftmals und aufs wenigst des jars ein
oder zweymal nodtürftigen bericht thun vom
ehestand, wozu derselbig eingesetzt und das
Gott alle verbotene vermischung und unzucht
hasset und straffet, wie sie des exempel aus der
heiligen schrift anzuziehen haben, und sollen
derwegen das volk von unzucht, hurerey, ehe-
bruch und aller verbotener vermischung mit
ernst und bedrauung nicht allein göttlicher,
sondern auch unser, als der oberkeit, zeitlichen
straffen abmanen. Denn wir bedacht und ent-
schlossen sein, ernstliche leibs und andere ge-
bürliche straffe gegen ehebrecher und öffent-
liche hurer und junkfrauenschender fürzunemen.

Zudem, weil der ehestand nicht in allen gra-
den zugelassen, sondern etzliche in Gottes und
natürlichen gesetzen, auch löblichen ordnungen
sein verboten, so sollen sie dem volke zu zeiten
das achtundzwenzigste capittel Levitici [= Lev 20,
11-21] fürlesen und berichten, das solche felle,
wie darinne begrieffen, bey ernstlicher straffe
verboten sein.

Sie sollen auch aufs wenigst des jars einmal
dem volk fürhalten, unzucht und hurerey zu
vermeiden, und solche sünde mit fleis straffen,
denn solche sünden unter den sünden Sodome
und Gomorrhe [Gen 19,5 ff.], in der sindflut
[Gen 6,1-4] erzelet werden und werden umb
solcher sünde willen land und leute und regi-
ment verandert und hart gestraffet, wie das
alle historien, göttlich und weltlich, voller exem-
pel sein, die sie dem gemeinen volk fürzuhalten
haben.

63 Vgl. Traubüchlein. Bek. Schr. S. 534, oben
S. 169.

64 Vgl. die Einleitung, oben S. 488.

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