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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0588
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Lüneburg

Von den schulen.

Es ist gewis, das erhaltung der kinderschulen
ein hochnützlich und Gott wolgefellig werk ist,
nicht allein der jugend halben, das sie im
catechismo und sprachen unterweiset werden
mögen, wie Gott selbs geboten hat im alten
testament [Dt 6,7]: Acues meum verbum filiis
tuis, sondern auch darumb, das gelerte leute
mögen auferzogen werden, die hernacher zu
kirchen und weltlichen regiment tüchtig und
bequeme sein mögen, und sein gewislich scholae
seminaria ecclesiae et reipub. Und hat Pericles
nicht unrecht gesagt: Scholas tollere, est solem
e mundo tollere. Darumb gebüret auch der ober-
keit, gebürlich einsehen zu haben, das in stedten
kinderschulen erhalten und die jugend wol er-
zogen und etliche preparirt werden mögen, die
hernacher zu kirchen oder andern weltlichen
emptern zu gebrauchen sein, und hat solches
viel nutzbarkeit, die hie nicht alle zu erzelen sein.

Demnach setzen und ordnen wir, das in den
stedten und flecken und grossen dörfern unsers
fürstenthumbs kinderschulen sollen gehalten
werden, wie auch bisher Gott lob geschehen.
Und sollen in den stedten, wo nicht vier, jedoch
drey, zwen oder nach gelegenheit ein schul-
meister oder gesel gehalten und einem jeden
nach seiner gelegenheit besoldung verordnet
werden.

Desgleichen wollen wir auch, das allenthalben
megdlein und jungfrauenschulen verordnet sein
sollen, damit auch die megdlin in der jugent

wol unterrichtet werden mögen in lesen, schrei-
ben, neyen und dergleichen stücken.

Und damit die jugent wol und nützlich allent-
halben müge unterrichtet werden, so sollen die
superintendenten und pastores eines jeden orts
gut aufsehen haben, das bey die schulen ver-
ordnet werden solche leute, die der jugent wol
fürstehen können und das nach gelegenheit der
knaben solche lectiones gelesen, so der jugent
nützlich sein rnügen, damit sie in gottesforcht,
guter zucht, kunst und sprachen auferzogen
werden.

Und weil ein nützlich ding ist die visitatio
in den schulen und die jugend dadurch zur
lere und zucht nicht wenig gereizet wird, wenn
entweder ihr fleis oder unfleis gelobet oder ge-
straffet wird, so sollen des orts, da schulen sein,
des jars zweymal visitationes durch den pastorn
und prediger und zwen des rhats auf gewisse
tag vor Michaelis und Ostern gehalten, die kna-
ben examinirt und fleissig zu studieren ange-
halten werden.

Da sie auch in solcher visitatio mangel oder
gebrech bey den schulmeistern oder gesellen
befinden, die sollen sie abschaffen und die schul-
gesellen vermanen, das sie mit dem knaben ver-
nünftiglich umbgehen.

Wo sie denn an gebeuen der schulen oder
sonst einigen mangel befinden, denn haben sie
in solcher visitation auch zu bessern und nach
gelegenheit enderung darein zu verschaffen.

Folgen etliche collecten oder gebet, so in der kirchen unter dem ampt der messe, vor

der epistel und sonst gelesen werden. 60

Im Advent. b0a
Lieber Herr Gott, wecke uns auf, das wir be-
reit sein, wenn dein Son kompt, ihn mit freuden

65 Die hier folgenden 32 Kollekten sind auch in
die KO für Braunschweig-Wolfenbüttel von
1569 übernommen worden. Sie sind oben nicht
mit abgedruckt, vgl. S. 176.

65a Kollekte aus dem Wittenberger Gesangbuch
von 1533, danach enthalten in den weiteren

zu empfahen und dir mit reinem herzen zu
dienen durch denselbigen deinen Son Jhesum
Christum. Amen.

von Wittenberg ausgehenden u. z. T. in den
auf den Wittenberger beruhenden Gesangbü-
chern. Zum Wittenberger Gesangbuch von
1533 vgl. Ph. Meyer, Monatsschrift f. Gottes-
dienst u. kirchl. Kunst, 15. Jg., 1910, S. 318 f.,
im Uebrigen WA 35, S. 322 u. 552, zum Ge-
bet auch Röm. Meßbuch, S. 12.

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