Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Lüneburg-

ist, welche man billich zum zeugnis der auf-
erstehung der todten reinlich und ehrlich
halten solle,

12. ob und wie der custos schul halte, ob er
den catechismum und geistlichen lieder vlei-
sig in der schul treibe,

13. ob sie für den armen Lasarum mit dem sek-
lein alle Sontag umbgehen,

14. ob die kirchenguter zu rat gehalten, jerlich
berechnet und nicht unutzlich verzeret werden,;

15. ob das witwenhaus gebauet sei.

Artikel, darauf die juraten befraget worden
sind:

1. wie sich ihr pastor in lehr, leben, strafen,
vermanen, kranken besuchen, beichthoren,
kinder und alten im catechismo zu verhoren
und in allen ceremonien und kirchengebreu-
chen verhalte, gegen armen und reichen,
alten und jungen, wie er sein weib und kin-
der zihe, ob er auch oft uber feld zihe und
sein ampt daruber verseume,

2. wie sich ihr custos oder oppermann verhalte,
ob er vleisig schul halte, die kinder im cate-
chismo vleisig unterrichte und was er fur
ein leben mit seinem weib und kindern fure,
ob er brantenwein und pier selle, 6 auch gern
in krügen lige, dem spil nachgehe etc.,

3. ob sie auch treulich der kirchen einkommen
zu rat halten, ob sie auch die kirche und
wohnheuser der kirchendiner in beulichem
wesen erhalten, ob etwas von kirchengutern
entwandt worden,

4. wie sich die kaspelkinder in anhorung des
gottlichen worts, des catechismi, im gebrauch
der hochwirdigen sacrament und in ihrem
ganzen leben verhalten,

5. ob sie inventaria der kirchenkleinodien, bu-
cher, item der pfarhre und custodum halten,

6. ob sie auch die kirchhofe bewerken, befriden
und reinlich erhalten,

7. ob auch die witwenheuser erbauet und in
beulichem wesen erhalten werden.

6 — verkaufe, vgl. Schiller u. Lübben IV, S. 183 f.

Artikel, darauf die custodes befraget worden
sind.

Weil man nicht raum und zeit gehabt, die
custodes zu examiniren, ist jedem specialsuper-
intendenten mit vleis eingebunden worden, das
er forderlich dieselbigen verhoren soll, ob sie
auch den catechismum mit der auslegung Lutheri
konnen, die geistlichen lieder wol und recht sin-
gen etc. Und sind volgends uff die fragen ver-
horet worden:

1. ob sie mit vorwissen ihres pastorn ange-
nommen,

2. was sie fur lectiones in der schul haben,

3. ob sie den catechismum und geistliche lieder
vleisig der jugent einbilden,

4. wie sie sich mit weib und kind in ihrem
leben verhalten,

5. wie sich der pastor allenthalben mit predi-
gen, sacramentreichen, kranken visitiren, auch
in seinem leben und wandel verhalte,

6. wie die kaspelkinder leben, ob sie auch
Gottes wort vleisig horen, der hochwirdi-
gen sacrament wirdiglich gebrauchen und
einen christlichen wandel furen,

7. ob er die einnam und ausgab der juraten
vleisig und eigentlich verzeichne.

Nach verrichtung solches alles hat man sie alle
semptlich wieder zusammengefordert und ihnen
den gemeinen abschied gegeben durch den su-
perintendenten:

Erstlich den superintendenten jedes orts.

1. Sind in sonderheit die pastorn, die seiner
superintendenzs incorporirt und einverleibet
sind, in gleichen auch die custodes und ju-
raten ihm in sein gewlßen befolen, das er
sie in acht nemen und furnemlich darauf
achtung geben soll, das die pastorn Gottes
wort rein, lauter und klar ohne alle ver-
felschung leren und predigen, den lieben
catechismum vleisig treiben und der lieben
jugent treulich einbilden, denselbigen auch
von alten und jungen reposciren, die laster

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