Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Lüneburg'

und anderer leichtfertikeit enthalten und den-
ken vor illi, per quem scandalum [Luk 17,1].
Derwegen sollen sie das geheimnis des glau-
bens in reinem gewißen haben [1. Tim 3,9],
vorsichtig im hause Gottes wandeln [1. Tim
3,15], ein vorbilde der glaubigen sein, im
worte, im wandel, in der liebe, im geiste, im
glauben und in der keuschheit [1. Tim 4,12],
und sollen der gerechtikeit, der gottseli-
keit, dem glauben, der libe, der gedult und
sanftmut nachjagen [1. Tim 6,11], sich be-
vleisigen, einen rechtschaffenen und unstref-
lichen arbeiter Gott zu erzeigen [2. Tim 2,15],
nüchtern sein, die werk eines unstreflichen
predigers thun und ihr ampt redlich aus-
richten [2. Tim 4,5], das sie nicht allein fur
den menschen, sondern auch fur Gott, aller
menschenherzen kundiger, bestehen konnen
und als die haushalter Gottes untadelich sein
[Tit 1,7]. So lebte S. Paul heilig, gerecht
und unstreflich bei den Thessalioniccheren,

1. Thess. 2 [10].

6. Uff die custodes und juraten solten sie
vleisig achtung geben, das sie ihres ampts
treulich warteten.

Darzu sind sie mit hohen worten vermanet
durch den todtskampf und blutigen schweis,
durch die heisen zehren und threnen Christi,
die er am stamm des kreuzes unserntwegen
vergoßen, und solten bedenken, wie blutsauer
es Christo worden, eine sele zu erlosen, wie
Augustinus 8 sagt, das es Christus mhe kostet,
eine sele zu erlosen, denn himmel und erde
zu schaffen, haben solches auch mit handge-
bender treu anstad eines leiblichen eides zu
thun verheisen und zugesagt.

Artikel, darauf die juraten verabschiedet
worden sind:

1. das sie ihre kaspelkinder vleisig erinnern
sollen, das sie Gottes wort und den lieben
catechismum vleisig horen, ihre kinder und

gesinde dazu auch vleisig halten, der hoch-
wirdigen sacrament wirdiglich gebrauchen
und einen christlichen wandel furen, sich
fur allen sunden huten, niemants ergernus
oder anstos geben. Sie, die juraten sollen
ihnen mit guten exempeln vorleuchten.

2. Und do sie ergerliche leute befinden, sollen
sie sie neben ihrem pastorn treulich zur
buss vermanen,

3. auch ihren nachtbarn untersagen, das u. g. f.
und h. befel sey, das sie ihre kinder vleisig
zur schul halten,

4. das sie treulich mit der kirchen gut umb-
gehen, nichts verwenden lasen, auch nichts
unnutzs verzeren, keinen neuen bau ohne der
beampten und superintendenten vorwissen
anfangen.

5. Die kirche, pastors und custodumheuser sol-
len sie in baulichen wesen erhalten.

6. das witwenhaus sollen sie erbauen,

7. die kirchhofe befrieden und nicht gestaten,
das gemeine weide daraus gemacht oder
leichtfertikeit alda getriben werde.

8. Einen kleinen kelch (wo sie ihr nicht zwene
haben) sollen sie fur aie kranken von silber
oder zin machen lasen wegen der abscheu-
lichen krankheiten und anderer ursachen
halben.

Artikel, darauf die custodes verabschiedet
worden:

1. das sie vleisig schul halten, den catechismum
wol treiben, die geistlichen lieder die schuler
lehren sollen, das sie sie nicht so jammer-
lich stummeln, mindern oder mheren,

2. das sie ihren pastoribus schuldigen gehorsam
leisten,

3. ein christlich, gottselig leben mit ihrem weib
und kinde furen, sich gutlich und nachtbar-
lich mit ihren nachtbarn begehen,

4. keinen brantenwein oder pir sellen,

5. sich auch der kruge, saufens, spilens und
anderer leichtfertikeit enthalten.

8 Vgl. etwa In Joann ev. tract. XV, 4, 6 f.;
MSL 35, 1512 f.

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