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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0610
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Lüneburg

umme thostöring, sunöer umme erbuwing wil-
len befriget sin, so hebben se ock van Godt ne-
nen andren wen tho buwen ghewalt entfanghen
(1. Cor. 14,33; 2. Cor. 10,8; und 13,7). Unde off se
gelyck in walt syn, wert öhn doch dat ansehen
mangeln, werden neyn gehör hebben, darum dat
men se nycht möth dusses falles wer folgen
noch hören, wyle se ein anders leren und be-
felen, wen Christus, de apostel und alle hillige
schryft uns leret. De schap Christi hören alleyn
Christus stemmen, eyns fromden stemmen hören
se nycht (Johan. 10,4 f.). Gyfft öhn ock de schryft
dat ordel, even tho sehen, wem se folgen (1. Johan.
4,1-6,12 f.; Colloss. 2, 4. 8.16 ff.), darmyt se nycht
berovet edder ock umbracht werden. Und na ve-
len warnyngen öer schryft, dat men sick ohrer
genzlick uthere, fellet S. Pauel (Galla. 1,8) dyth
schrecklyke ordel, dat solcke, de eyn anders pre-
digen wen he, eyn anathema (ban edder vor-
flokynghe) 8a syn, wenn ydt ock eyn engel uth
dem hemmel were.

Dewyle den dus.se, so langhe se van solcker
öhrer erryng und düvelsstricken nicht noch-
tern werden, der warheyt tho horken, nycht
scholen noch möthen ghehört werden und doch
Gades werk lykewol nycht mach rowen, sendet
Godt andere dener in syne arne 8b der under-
wysyng darumme, dat se Gades wort ys, de
christgelövige billiken und gerne volgen. Den
ock eyn godtfruchtighe övericheyt nicht allene
höret, sünder tho hulpe kumpt, se scharmet und
hanthavet szo vel mögelich, darmyt der ge-
walt und upsate Gades warheyt entretten und
yn bylliken ehren entholden werden, darumme
se ock Gades denerynne wert ghenömeth. Lisias,
Gallion, Festus und Agrippa (In Actis [Act 18,12 ff.;
Act 21,31-26,32]), wowol unervaren und fröm-
delinge der warheyt, blynt in allen gadeswegen,

8a Randnote zu eingeklammertem „anathema“.

8b = Ernte.

9 Decr. Grat. I, dist. VIII, c. 2; Friedberg I,
S. 13 f. aus Augustin, Confessiones III, 8;
MSL 32, 689 f. CSEL 33, 57.

10 Decr. Grat. I, dist. IX, c. 11; Friedberg I, S. 18

aus Augustin, De civ. Dei I, 22, 2; MSL 41,

36. CSEL 40, 1, 41: Sana quippe ratio etiam

bevynden sick doch plychtych, Paulon yn der
Jöden hand nicht tho övergeven. Wes wolden
sick Christen tygen, de ym lichte Gades wan-
deren, dat se de warheyt vorlaten und öre dener
in der fyende hande scholden vorwerpen?

Vorlegging eyner andern ynrede van
vedern, gewonheyt unde concilien.

Hyrjeghen mach ock nichtes gelden, dath men
syck up veder, concilie und ghewanheyt beröpt.
Wente dusser dynghe keyne mögen Gades ewiger
unfeilsamer warheit vorfenklick sin. Minschen
sin lügen (Psal. 115 = 116,11), mögen darumme
de warheit nycht meystern, und darmyth dus-
sem yn sampt körtliken antwurdet werde, weth
iderman wol, wert ock nemant löchen, dath
neyn ghebodt noch settyng ghelt, de der natur,
Gades worde und warheyt entjegen ys. Ja, ys
yn der däth kraftlos und nychtych, welckes
wo nycht were, würde vor mynschlyken un-
entlyken settynghen Gades worth eyns mäls
aver all underghan möthen. Darumme ock ym
Decreto (dis. 8. c. Que. 9 jure; dis. 9. c. fi. 10)
merklyke spröke der veder anghetaghen werden,
solcker vormätenheyt tho stüren. Dreplick ys
Sunt. Augustins spröke: Szo Godt (sprickt he
li. Confes. 2 11) wes ghebüth tho dhon, dat jeghen
de warheyt edder ock eyns ydtlyken vorplych-
tynghe thowedderen ys, off ydt woll nüwerld
gheschehen ys, schal ydt doch gheschehen, effte
ydt ghelick naghelathen were, schall men ydt
wedder uprychten, und effte ydt nycht up-
ghesettet ys, schall ydt upghesetthet werden.
Even duth ordhel ghyfft ock de hylghe mar-
teler Ciprianus 12: Szo Christus alleyn tho
hören ys, schöle wy nicht ansehen, wath
weme vor uns gheducht hebbe, dat men
dhon schulde, sunder wat thovörne, de vor

exemplis anteponenda est: cui quidem et
exempla concordant, sed illa, que tantum
digniora sunt imitatione, quantum excellen-
tiora pietate.

11 S. Anm. 9.

12 Ep. LXIII, 14; MSL 4, 385. CSEL 3, 2, 712 f„
zitiert Decr. Grat. I, dist. VIII, c. 9; Friedberg
I, S. 15 f.

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