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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0671
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Kirchenordnung 1575

geburlich in der kirchen Gottes vorrichtet, auch
offentlich im werke befunden werde, das wir 4a,
so wir zu diesen itzigen geschwinden leuften
und geferlichen zeiten von dem Hern der ernte
zum kirchenampte ordentlicherweyse beruffen
und ahn ihre stedte gesetzt wurden seind, eben-
so weinig von solcher wolhergebrachten ordnung
in christlichen ceremonien und loblichen kir-
chenzucht, als von der wahren und gesunden
lehre des heiligen göttlichen worts, so wir von
obgemelten unsern vorfahm in dieser kirchen
empfangen, abgewichen, auch durch Gottes gnade
noch im weinigsten nicht darvon abzuweichen,
sondern vielmehr dabey bestendig zu vorharren,
gedenken, ja dieselben auch, als nemblich die
unvorfelschete lehre und christliche ceremonien
ferner in esse 5 zu behaltende, bester weise ad po-
steros zu propagierende und getreulich vortzu-
pflanz'ende begeren und höchstes vleisses be-
arbeiten wollen:

Als haben wir dem befhelich Christi nach die
fragmenta colligiren und, wie der Moses auch
zu seinen zeiten hat thuen mussen, mit vor-
wissen und bewilligung eines erbaren, hoch-
weisen radts hieselbst die ordnung, so man in
dieser kirchen, beyde, in der lehre und ceremo-
nien allewege gehalten, damit dieselbe (weil man
sie bis dahero nicht so sehr durch schriftliche
nachrichtunge vorwahret als durch vleissige ob-
servationes in gutte acht genommen) nicht in
vorgessen gestellt oder nach langheit der zeit,
wie es gemeinlich pflecht zuzugehen, vorfallen,
sondern desto leichtlicher erhalten werden muge
zur ehre Gottes, desto besserer erbauung der kir-
chen und anleitung derjennen, so erstlich hie-
selbst ins ministerium auf und angenohmen wer-

genden Vakanz von Heinrich Radbrock ver-
waltet worden war, f 12.1. 1563; vgl. J. Scho-
maker, S. 149; J. G. Bertram, S. 137 ff.; W.
Reinecke II, S. 174.

4a Mag. Caspar Gödemann aus Wittstock in der
Priegnitz'schen Mark, geb. 1. 11. 1529, 1559 als
Prediger an die Kapelle zum großen heiligen
Geist, 1564 als Pastor an die Johanniskirche
berufen, seit 1568 Superintendent. Er starb
am 5. 1. 1603. Vgl. J. G. Bertram, S. 190 ff.

den, guter wolmeinung kurzlichen und einfeltigen
aufs papir bringen und aufschreiben wollen.

Doch aber nicht der meinung oder zu dem
ende, das diese schlechte und geringe vornote-
lung gepubliciret oder sonsten weitleuftig ge-
sprenget oder ausgebreitet, sondern allein in
usum huius ecclesiae beygelegt und vorwahret
werden soll, offentlich bezeugende, das wir hie-
mit niemande hohes oder nidrigs standes im ge-
ringsten vorzugreifen, sondern vielmehr unsere
christliche correspondenz mit unsers gnedigen
landsfürsten und herren drucklich ausgegange-
nen kirchenordnungen G etzlichermassen anzu-
zeigen, pium consensum mit andern wolbestal-
ten kirchen, insonderheit in den benachbarten
stedten, zu tuiren 7 und was wir desfals von
unseren christlichen vorfharen empfangen, un-
sern successoren getreulich quasi per manus zu
tradiren gedenken. Mit herzlicher wunsche und
ernstlicher feuriger bitte, der almechtige, ewige,
guetige, barmherzige Gott und Vater unsers
lieben Herrn und einigen heilands Jesu Christi
wolle sich ja hinfurder auch umb desselben sei-
nes lieben Sohns willen in diesem furstenthumb
und stadt, ja, im ganzen teutschen lande durch
die gesunde lehre seines heiligen worts und
rechten gebrauch der hochwirdigen sacramen-
ten eine ewige heilige christliche kirche sam-
len, dieselbe vor allerley rotten und sekten be-
wahren, vor tyranney und vorfolgung behueten,
bey reiner gesun.der lehre des heiligen selig-
machenden woits, rechtem gebrauche der hoch-
wirdigen sacramenten, christlichen ceremonien,
godtseligen leben, fridlicher und bruderlicher
einigkeit erhalten, bestendige bekantnus vor-
leihen, wider alle pforten der hellen gnediglichen

5 = in Wohlsein, in gutem Stand. Der lat. In-
finitiv esse ist hier substantivisch gesetzt;
vgl. Grimm, Dtsch. Wörterbuch III. 1862, S.
1159; Schiller u. Lübben I, S. 748.

6 Besonders mit der Kirchenordnung von 1564,
vgl. oben S. 533 ff.

7 So auch in den Abschriften.

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