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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0676
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Lüneburg

damit der ganzen gemeine angezeigt und vor-
kundiget werde, wie dieselbe persone, welche da
also offentlichen vorgestellet wird, von Gott
almechtigen ordentlicherweyse durch die ge-
burliche obrigkeit zu dem heiligen predigampte
beruffen und der ursachen halben nicht anders
als der Aaron, nachdem ehr auch von Gott zum
hohenpriesterlichen ampte bey den Israeliten
beruffen gewesen, Exodi 29. cap. [4 ff.], der gan-
zen gemeine vorgestellet worden ist, 3. das sie
ihne, wie die Israeliten dem Aaron haben thuen
mussen, vor ihren seelsorger annemen und sich
befholen sein lassen, vor ihne vleissig bitten und
nach seiner lehre sich getreulich richten sollen,
wie der heilige Geist auch der ursachen halben,
Acto. 9. cap. [10 ff.] den lieben Paulum, nachdem
ehr vom hohen himmel herunter zu dem ampte
beruffen, der gemeine zu Damasco durch den
Ananiam als der heiden apostel und lehrer hat
vorstellen und befhelen lassen, 4. wird damit der
ordinandus auch seines ampts offentlich vor der
ganzen gemeine erinnert und vormeldet, was er
lauth der vorgelesenen texte bey der gemeine zu
thun schuldig ist, 5. das sich der ordinandus
auch dazu vor der ganzen gemeine offentlich
bekenne, pflegt man ihne zu fragende, ob ehr sol-
chem allem, davon die obgemelten texte reden,
getreulichen also nachzukommende willens, dar-
auf ehr dan mit dem offentlichen ]a Deo eteccle-
siae fidem et diligentiam suam muß promittie-
ren und zusagen, 6. auf solchs ja geschicht die
impositio manuum ab omnibus verbi ministris,
damit sie von dem lieben getreuen Godt wun-
schen und bitten, das ehr ihne in solchem christ-
lichen und guten vornhemen nicht alleine gne-
diglichen bestetigen, sondern auch seinen hei-
ligen Geist verleihen wolle, das zur ehre Gotts,
der kirchen bestes und vieler leut ewigen heil
und seligkeit viel guts dadurch geschaffet wer-
den muge, wie der liebe S. Paulus 1. Timoth.
4 [14] bezeuget, das der Timotheus durch auf-
legung seiner hende den heiligen Geist und die

32 „Barmherziger Gott, himmlischer Vater“;WA
38, S. 429 f.; Höfling, S. 142 ff.

33 Wackernagel III, Nr. 28. Ev. Kgb. Nr. 99.

gabe der prophetie empfangen habe. 7. Und da-
mit die zuhörer wissen mugen, was die auf-
legung der hende vor eine ceremonia sey und
vvas sie bedeute, so pflegt man auch davon woll
kurze erinnerung zu thuen, und das sie auch
ihre votum hinzuthuen, das Vater unser sampt
dem gebete D. Martini Lutheri 32 zu sprechen
und ihme damit zu befhelende, das ehr hin-
gehe und weide die herde Christi, so ehr mit
seinem bluete erworben hat, mit sprechung des
segens Benedicat tibi Dominus, ut facias fruc-
tum multum. Amen, 8. worauf der ordinator an-
fengt zu singende: Nun bitten wir den heiligen
Geist etc. 33, und wird darnegst das ampt der
messe dergestalt gehalten, das einer von den
dieneren des worts in geburlichen amptkleidern
vor das hohe altar tridt, singet das Vater unser
und darauf die verba institutionis coenae domi-
nicae, da den der itzt geordinirter diener sampt
andern, denens geliebet, zur communion gehet,
das ehr in solchem heiligen werke sich mit dem
Hern voreinige, und was zuvor gebeten worden
ist, wirklichen erlangen muge.

Nach geschehener ordination praesentieret der
superintendens solchen neuen diener dem gan-
zen ministerio und bittet, das es ihm die Leges
ministerii 33a zu gelegener zeit vorlesen, ihne
sich zu denselben bekennen und obligieren lasse,
ad colloquia mit gestatten und in allen pro con-
fratre annhemen und halten wolle.

Caput IV.

Von den predigten, so das ganze jhar uber
gewontlich geschehen, und von den cere-
monien, so dabei gehalten werden.

Obwoll (wie der erwirdiger herr Doct. Mar-
tinus Lutherus an die in Liefflandt schreibet 34)
die eusserlichen weysen frey seind und, dem
glauben nach zu rechnen, mit gutem gewissen
mugen ahn allen orten, zu aller stunde, durch
alle personen geendert werden, so erforderts
doch die liebe des negsten, umb allerley erger-

33a Vgl. Text Nr. 3.

34 WA 18, S. 419.

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