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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0679
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Kirchenordnung 1575

kirchendiener, so die messe halten will, nicht
bloß mit seinen gewontlichen kleidern, sondern
in ornatu ecclesiastico, als alben, caseln und
meßgewande 44, fein ehrlich und mit andacht
und anruffung des Sons Gottes vor den altar und
vorrichtet das officium, wie gebreuchlichen,
und ist das altar mit reinen tucheren und an-
dern ornat geziret und bekleidet, item lichte auf
dem altar brennende, und werden die oeremo-
nien in officio missae allenthalben ehrlich, or-
dentlich und eintrechtigen, soviel immer mug-
lich, gefuhret. Nach dem Kyrie eleison wird das
Gloria in exoelsis 45, item et in terra pax, zu
zeiten latinisch, zu zeiten teutsch gesimgen.

Darnach singet der priester eine teutsche
collecta, so aufs sontagsevangelion gehöret, dar-
negst die epistel deutsch. Nach der epistel singt
man eine sequenz oder alleluja oder auch wol
einen teutschen psalmen, welcher sich auf die
gegenwertige zeit schicket, darnegst keret sich
der priester vor dem altar gegen das volk und
singet: Der Herr sei mit euch, der chor sampt
dem volke antwortet: Und mit deinem Geiste,
darnegst singt man das evangelion deutsch, dar-
auf eine mutet, die heiligen Wiegenachten: Ein
kindelein so lobelich 46, umb Osteren: Christ
ist erstanden 47, auf himmelfart: Christ fur
gen himmel 48, umb Pfingsten und sunsten das
jhar durch: Nun bitten wir den heiligen Geist. 49

Darauf folgt die predigt und wird erstlich die
gemeine zum gebete vormhanet, das evangelium
des Sontages oder festes dem volke abermhal
von der kanzel vorgelesen und hernach durch
christliche auslegung des textus, die zu erbau-
ung der kirchen, zu trost und besserung der
zuhörer dienstlich ist, erkleret, dazu man un-
geferlich eine stunde nimpt bis umb neun, und
damit die zuhörer etwas gewisses aus den pre-

44 Vgl. oben S. 424, Anm. 62 f.

45 Vgl. Röm. Meßbuch, Ordo Missae, S. 458 ff.
Ev. Kgb. Lit. 6 f.

46 Wackernagel III, Nr. 573. Ev. Kgb. Nr. 18, 2.

47 Wackernagel II, Nr. 935 ff. Ev. Kgb. Nr. 75.

48 Wackernagel II, Nr. 976. Ev. Kgb. Nr. 90.

49 Wackernagel III, Nr. 28. Ev. Kgb. Nr. 99.

digten lernen und fassen mogen, so wird erst-
lich die summarische einhalt des evangelii kurz-
lich vormeldet und die ganze predigt in gewisse
capita, davon in dem sermon gehandelt werden
soll, getheilet, welche mit dem textu uberein-
stimmen, aus Gottes wort erkleret, richtig ge-
concludiret und in conclusione kurzlich wider-
holet.

Ahm ende der predigt wird das volk aber-
mhal zum gebet und danksagung gegen Godt
vormhanet und samptlich umb erhaltung der
kirchen Gottes und rechter iehre, dazu der treuen
warhaftigen lehrer, und das Gott treue erbeiter
in seine ernte senden wolle, fur die obrigkeit,
fur zeitlichen friede und gewechs der fruchte
und in summa vor die noth der ganzen ge-
meinen christenheit und sonderbarer personen,
die des christlichen gebets begeren und durftig
sein etc., gebetet.

Es werden auch zu zeiten die leute vormhanet,
das sie in der kirchen bey der communion plei-
ben, und wird darauf das: Wir gleuben 50 ge-
sungen und unter deme nicht uff der orgel ge-
schlagen und darnegst nach gelegenheit derzeit
das: Credo in unum Deum 51 etc. Unter dem
gehet der diener widderumb vor den altar, list
eine exhortation zum volke, das zum sacramente
gehen will, wie folgt:

Formula exhortationis ad communicantes.

Meine allerliebsten in Gott, dieweil wir nun
das abentmhal unsers lieben Hern Jesu Christi
wollen bedenken und halten 52, wie ferner in
Doct. M. Lutheri sangbuch zu findende.

Nach gelesener exhortation singet der priester
vor dem altare die praefation, zu zeiten teutsch
und zu zeiten latinisch, so mit der gegenwerti-
gen zeit ubereinstimmet, darauf singt man das

50 Wackernagel III, Nr. 23. Ev. Kgb. Nr. 132.

51 Das Nicaenum. Bek. Schr. S. 26 f., bei Lossius,
a. a. O. S. 270 f.

52 Vgl. zu dieser Vermahnung und ihrer weiten
Verbreitung Höfling, S. 59 f., 82 ff. — Einigen
der Luther‘schen Gesangbücher sind gottes-
dienstliche Stücke angeschlossen.

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