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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0688
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Lüneburg

zum dritten, das die bestalten nicht unbeeidet
zugelassen werden,

und zum vierden, so oft eine oder mehr an-
genohmmen oder bestalt wurden und sich mit
ihrem eide zu solchem ampte vorpflichtet, das
sie alsdan zum superintendenten gesandt wer-
den mugen, auf das ehr sie ahnstadt des mini-
sterii desselben aufs allervleissigste erinnere
und zu getreuem vleisse laut einer sonderlichen
vornotelung, so zu der behueff bey demselben in
vorwahrrmg ist, vormhane, und wie sie sich in
allen zufallen christlich vorhalten sollen, be-
lehre und insonderheit vleissig underrichte, wie
sie sich in der zeit der noth mit der teufe vorhal-
ten sollen, damit in dem falle auch nichts geschehe,
das unchristlich oder jemands ergerlich sey.

Als nemblich zum ersten, das sie ja nicht
leichtlich ohne hochdringende noth zur noth-
teufe eilen oder greifen sollen, sondern sich, so-
viel als moglich und die gelegenheit immer er-
leiden kan, bevleissigen, mit dem furderligsten
das geboren kindelein in die kirche zu bringen,
damit es vor der gemeine offentlich getauft wer-
den möge.

Zum andern, so das kind gefhare halben nicht
in die kirchen gebracht werden kan, sondern ja
eilends im hause getauft werden muß, das sie,
sofern es immer geschehen kan, einen kir-
chendiener dazu lerforderen, der es im hause teu-
fen moge.

Zum dritten, soferne man in der eile keinen
kirchendiener, der es im hause taufe, haben kan,
sondern zu besorgen, das das kind, ehe man
einen darzu erfordern konte, sterben mochte,
dais alsdan die frauen, so da vorhanden sein,
ein person, drey, vier, funf, sechs oder mehr,
Godt im himmel anruffen sollen und das kind,
so getauft werden soll, in seine zugesagte gna-
den durch ein herzgrundliches gebet befhelen
und darnach wasser nhemen und das kindlein
damit teufen im nhamen des Vatters, des Sohns
und des heiligen Geistes. Amen. Auch nicht
zweifeln, das kind sey recht getauft, weil es
nach Christi befhell getauft worden.

Zum vierden, das man es dabey nicht schlech-
tes pleiben lassen, sondern das kind, welchs

also in dem hause in der noth getauft worden,
sofern es im leben bleibet, gleichwoll darnach,
wie oben von der nothteufe vormeldet worden,
mit dem furderligsten in die kirche bringen soll.

Zum funften, das sie in der zeit der noth, da
es mit der geburt schwerlich felt und auch zu
befruchten, das die frucht nicht lebendig zur
welt kommen mochte, dennoch mit der noth-
teufe vorziehen sollen, so lange bis das kind-
lein ganz und gar geboren und in die hende der
menschen gekommen; dan soll die ander geburt
geschehen und ein mensch widerumb neu ge-
boren werden aus dem wasser und heiligen
Geiste, so muß die erste geburt auch vullenkom-
men und der mensch ganz auf die welt geboren
sein. Darumb soll auch in der noth kein teil des
leibes, noch das heupt, noch die hende, noch
die fusse etc. getaufet werden, sondern solche
leibesfrucht mit einem christlichen und gleu-
bigen gebet Gott befholen und im nhamen Chri-
sti gebeten werden, Gott wolle gnad vorleihen,
das solche kegenwertige frucht in ihre hende
gegeben werden und also nach seinem befhell
und auf seine gnadenreiche zusage die heilige
taufe empfangen möge, wo nicht, das dennoch
der liebe barmherzige Vater sich der lieben
frucht in gnaden umb seines geliebten Sons Jesu
Christi willen annhemen wolle.

Zum sechsten, das sie auch, wen die liebe
frucht todt zur welt kommen wurde, dieselben
nicht teufen sollen, dan die teufe nicht vor die
todten, sondern vor die lebendigen vorordnetetc.

Zum siebenden, das sie in solchem falle die
todte frucht ohn alle disputation auf den kirch-
hoff oder gottesacker begraben sollen und die
eltern trösten mit der grossen unaussprech-
lichen gnad und barmherzigkeit Gottes undnicht
zweifeln, solche leibesfrucht, die durch das ge-
bet der eltern und andern Christen, so dabey
gewesen, Godt in seine gnad befholen, sei auch
von ihme in dem nhamen Christi zu gnaden und
ewigen leben angenohmmen.

Und solche erinnerung soll auch allen heb-
ammen semptlich und sonderlich durch den
superintendenten zum weinigsten des jhars ein-
mhale widerholet und vorneuert werden etc.

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