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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0691
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Kirchenordnung 1575

Darmit nimmet der kirchendiener seinen ab-
schied von dem kranken mit diesen oder der-
gleichen worten: Lieber bruder oder schwester
im Hern, nachdem ihr aus Gottes worte getrö-
stet und durch eine fröhliche absolution von
allen euren sunden losgesprochen, auch zu meh-
rer sterkung euers glaubens mit dem leibe und
blute Christi erquicket und vorsichert und also
allenthalben gnugsam vorwisset seid, das euch
alle eure sunde warhaftigen vorziehen und vor-
geben sein, das ihr 'in gnaden Gottes stehenund
wir alle samptlich mit euch euer sache Godt im
himmel, eurem lieben Vatter, uff seine gnaden-
reiche zusagen befholen, so wird ehr auch son-
der zweifel euer krankheit als ein getreuer
frummer Godt und Vater zum allerbesten wen-
den, als es euch nutz und gutt ist ahn leib und
sehele. Darumb seit getrost und sprecht immer-
dar: Her, himmlischer Vatter, hie bin ich, dein
liebes kind und dein diener oder dienerin, machs
mit mir nach deinem willen, alleine fuhre mich
nicht in vorsuchung, sondern erlöse mich von
allem ubel. Amen. Und weil ihr euch also frö-
lich zu Godt ganz und gar begebet, so wunsche
und bitte ich, Godt wolle euch in solchem glau-
ben, gedult, hoffnung und anruffung gnediglichen
erhalten durch Christum, unsern Hern. Amen.
Friede sey mit euch. Amen.

X. caput.

Von begrebnissen.

Weil wir wissen, das der mensche nicht wie
ein ander unvornunftiges vieh hinsterbet, sondern
die Christen eine gewisse auferstehung des vlei-
sches und nach diesem leben ein ewiges leben
gleuben und demnach billich, das die begreb-
nissen in der gemeine Gottes nach dem exempel
Abrahae, Jacob etc. ehrlich gehalten und ge-
burlichen vorrichtet werden, so pflegt man al-
hie auch der gleubigen leiche mit leutende der
glocken und christlichen gesengen der schuler
fein erbarlich und christlich zur erden zu be-
stettigen, dabey man auch diesen gebrauch bis
daher gehalten, das das ganze ministerium oder
je etliche aus ihrem mittel auf des vorstorbenen
seines beichtvattern anzeigung und bitte zum

gezeugnus seines glaubens mit zur begrebnus
gehen.

Wo aber jemand gefunden wird, der kein
membrum communionis ist oder in einer raumen
zeit, wie in dem capittel von der kirchenzucht
weiter vormeldet wirdet, nicht zum nachtmhale
des Hern gewesen, mit einem solchem pflegt
gedachtes ministerium, weii man ihme seines
glaubens gewisse gezeugnus nicht geben kan und
geschrieben stehet: Du solt kein falsch gezeug-
nus reden widder deinen negsten, nicht mit zum
begrebnus zu gehende.

Wird auch nicht gestatet, das man diejennen,
so mit falscher lehre behaftet gewesen seind
und sich zu dem almechtigen Godt vor ihrem
absterben nicht haben bekeren wollen oder
sunst ein unbusfertiges ergerliches leben gefuh-
ret, in offentlichen sunden gestecket, widder alle
vormhanung darinne vorharret und also hinge-
storben seind, mit schulern oder christlichen ge-
sengen zur erden bestettigen magk.

XI. caput.

Von vertrauen und segnen braut und
breutigams.

Nachdem der ehestand eine sonderliche ord-
nung Gottes ist, dadurch das menschliche ge-
schlechte erhalten und dem almechtigen eine
kirche auf dieser welt gesamlet wird, und aus
vielen christlichen ursachen nötig, das die zu-
sahmenfugung der eheleut offentlich und in der
gemeine geschehe, damit nicht alleine der ehe-
stand soviel desto ehrlicher gehalten, sondern
auch alle vorbottene vormisschunge desto baß
mugen vorhuetet werden, so helt mans dem-
nach damit also, das man niemands zusahmen-
gibt, es haben sich dan braut und breutgam
zuvor zu dreyen underschiednen mhalen auf
drey nacheinander folgende Sontage oder auf
zwey Sontage und einen einfallenden festtag
auf der kanzel nach geschehener vormittags-
predigt zu neun schlegen offentlichen vor der
ganzen gemeine ungefehr mit diesen oder der-
gleichen worten aufbieten lassen: Es gedenken
sich N. und N. nach göttlicher ordnung in den
heiligen ehestand zu begeben, lassen sich der-

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