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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0692
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Lüneburg

wegen zum ersten, andern und dritten mhal
aufbieten, damit, so jemand geburliche einsprach
hette, nun sprechen muge und schweigen her-
nachmals, begeren auch, die christliche gemeine
d.en lieben Gott vleissig vor sie bitten muge,
ehr ihnen denselben gnediglichen segnen, zur zeit-
lichen wolfart des leibes und ewiger seligkeit
der sehlen geraten lassen wölle.

Wo aber billiche und erhebliche ursache vor-
handen, da pflegt man sie auch woll mit vor-
gehender bewilligung des superintendenten auf
gnugsahme vorsicherung vor allerley ansprache
auf einen Sontag zweymhale, als nach der ersten
und andern predigt, aufzubieten.

Und damit alle dink desto ehrlicher zugehen
und mit desto grösserer andacht geschehen
muge, so gestatet man auch niemande, das ehr
sich in dem hause oder nach der ersten predigt
in der kirchen mag zusamengeben lassen, son-
dern geschehen alle vortrauungen braut und
breutgams umb guter christlicher ordnung wil-
len entweder des Sontags vormittags umb zehen
schlegen oder des Montags umb zehen uhr in
der kirchen vor dem hohen altare, es wehre dan,
das ein erbar hochweiser radt dieser stadt mit
rade des erwirdigen ministerii aus sonderlichen
ursachen hirinne dispensieren wollte.

Es wird auch aus sonderlichen bedenklichen
ursachen (welche in dem buche, darinnen die acta
ministerii vorfasset und mit D. gezeichnet ist,
weiter zu befinden) nicht gestattet, das sich je-
mand im dritten gradt gleicher linien alhie be-
freyen mag. Gleichsfals wird auch niemande
leichtlich ohne hochdringende nott und erheb-
liche gnugsame ursachen vorgunnet oder ge-
stattet, das ehr in dem heiligen Advente oder
in der fasten hochzeit mag halten.

Und wirt mit der copulation ohngefehr
ein solcher process gehalten, wen braut und
breutgam vors hohe altar gefuhret und dem
Hern vorgestellet worden, so list der dienergott-
lichs wortes, der da ahn Gottes stadt die copu-
lation vorrichten soll, entweder die wort der

einsetzung des heiligen ehestands aus demtreu-
buchlein Lutheri 95 oder thuet erstlich eine kurze
vormhanunge von demselben, daraus braut und
breutigam sampt andern, so dabey seind, nötige
lehre und heilsahmen trost konnen fassen. Dar-
negst vormhanet ehr sie sampt dem volke, so
da vorhanden, zum heiligen christlichen gebete,
damit der almechtige guetige Godt denselben
in ihren herzen lebendig machen und ihnen mit
allen gleubigen seinen gnedigen segen reichlich
befinden lassen wolle, und betet darauf das hei-
lige Vater unser etc.

Nach geschehenem gebete spricht ehr erstlich
den breutgam also ahn: N., weil ihr ohn zwei-
fel darumb hie gegenwertig erscheinet, das ihr
euch nach sonderlicher ausvorsehung Gottes,
euerer eltern und gueter freunde rath, auch
eueren eigenen hiebevor gegebenen volbort 96
N„ hie bey euch stehende, itzund ehelich vor-
trauen und geben zu lassen gedenket, seid
auch des christlichen vorhabens und gueten wil-
lens, das ihr mit derselben in dem heiligen ehe-
stande christlich, friedlich und erbarlich leben,
beyde, guets und böses, wie es euch der liebe ge-
treue Godt nach seinem gnedigen willen zu euer
wolfart und seligkeit besten wird auferlegen und
zuschicken, mit christlicher geduld ertragen und
nichts als den zeitlichen todt alleine von ihr
scheiden zu lassen gedenket, so wollet ihr euch
solcher entlichen und beschlossenen meinunge
hie vor Godt almechtigen, seinen lieben heili-
gen engelen und dieser christlichen gemeine mit
einem offentlichen, bestendigen und unwidder-
rufflichem jha erkleren.

Und wen der diener des worts das offentliche
jha nebenst dem treueringe von dem breutigam
empfangen, so spricht ehr die braut auch eben
auf dieselbe weyse oder mit denselben worten
ahn, lest sie sich ihrer meinung gleichsfals auch
mit dem offentlichen, bestendigen ja erkleren
und den treuring vorreichen und vorwechselt
alsdan dieselben dermassen, das ehr der braut
ring dem breutigam und des breutigams rink

95 Bek. Schr. S. 532 f.

96 — Zustimmung.

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