Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Ordnung des Gotteshauses in dem Gral 1598

selben guethadten genetßen wollen, undereinan-
der ein christlichs, zeuchtigs und freidsames [!]
leben in worten und in werken jegen seine mit-
brudern und -sustern, Godt zu ehren und sich
selbest zum heil und wollfart, auch anderen zum
gueten exempel, dadurch reizen und furzuleuch-
ten, furen. So dawider aber jemand in diesem
oder anderen fursetzlich handelen wurde, soll
ihm die prove 6 furerst upgetagen und dan, so
auf furghende vermanungh sich darinnen nicht
besseren wurde, soll derselbe aus dem gottes-
hause vorwiesen werden. Wie dan auch die-
jennen, so dazu ursache gegeben, imgleichen
nicht ungestraffet bLeiben.

Zum neunzehenden, wie dan auch alle die, so
mißhandelungh wegen aus diesem gottshause
vorweiset und kein besserungh daranne gespu-
ret, sollen niemaln nach der sachen gelegenheit
wider angenohmen werden.

Zum zwanzigesten und letzlich soll die grall-
moder, damit alles in diesem gottshause christ-
lich zugehe und vermuege dieser ordnungh ge-
halten und darnach gelebet werden muege, ein
fleißigh aufsend haben und auch, was sonsten
dem gottshause und armen nutz und dienstlich,
mit getreuwen fleiß lassen angelegen sein, wie
dan darjegen auch die arrnen sampt und son-
derlich ihrer verordenten grallmutter in alien
christlichen und billigen sachen sollen zu ge-
horsamen schuldich und pfiichticli sein, bei vor-
meidungh der straffe, darnach sich dan ein jeder
wird wissen zu richten und fur schaden zu
hueten.

Und soll diese ordnungh aile jahr viermahl
abgelesen und derselben zu gehorsamen ermanet
werden. Actum und abgelesen zum erstenmahl
den tagh S. Imcae, war der 18. Octobris 1598.
Provisoribus: herr Lutteke von Dassel, burger-
meister, herr Hans Oudorff.

G = Pfründe.

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