Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2006
DOI Kapitel:
Nachrufe
DOI Artikel:
Schulin, Ernst: Reinhart Koselleck (23.4.1923-3.2.2006)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0139
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nachrufe


REINHART KOSELLECK
(23.4.1923-3.2.2006)

Bis ins letzte Jahr war er sehr lebendig in zahlreichen Vorträgen zu hören — einer der
im In- und Ausland bekanntesten und geehrtesten deutschen Historiker des letzten
halben Jahrhunderts. Eigentlich ein Außenseiter — der Philosoph Gadamer nannte
ihn einen „denkenden Historiker“, der Historiker Wehler einen „historischen Phi-
losophen“ — wirkte er prägend nicht nur auf Geschichtswissenschaftler, sondern dar-
über hinaus auf Philosophen, Politologen, Literatur- und Kunstwissenschaftler; auch
von der gebildeten Öffentlichkeit wurde und wird er bewundert. Zu seinen vielen
Ehrungen gehört der Preis des Historischen Kollegs (1989), die Ehrendoktorwürde
der Universität Amsterdam (1989) und der Pariser Universität Denis Diderot (2003),
der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (1999) und der Historikerpreis
der Stadt Münster (2003). Schon 1975 wurde er ordentliches Mitglied der Akademie
der Wissenschaften von Nordrhein-Westfalen.
Unsere Akademie wählte den Bielefelder Professor für neuere Geschichte und
Theorie der Geschichte 1979 zum korrespondierenden Mitglied. Sie hatte aber
schon 1974 dafür gesorgt, daß er den Reuchlin-Preis der Stadt Pforzheim erhielt.
Denn Kosellecks geistige Heimat war die Universität Heidelberg. Hier hatte er ab
1947 studiert, nachdem er die Grauen des Rußlandkrieges und der Gefangenschaft,
anfangs im Lager von Auschwitz, dann in Kasachstan, überlebt hatte. Zeitlebens
empfand er die Belastung und das Glück, daß er nicht zu den Millionen Toten der
Kriegszeit gehörte. Er untersuchte später die Kriegerdenkmäler, die „politische Iko-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften