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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2006
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Althaus, Egon: Hugo Strunz (24.2.1910-19.4.2006)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0144
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NACHRUFE

Geologie auf und hielt an diesem sowie an der Universität Vorlesungen über All-
gemeine und Technische Mineralogie, Geochemie und Lagestättenkunde. Er arbei-
tete vielfach im Gelände, in Bergwerken und Gruben über und unter Tage. Ihm
verdanken wir aus dieser Zeit in wesentlichen Belangen unsere Kenntnisse über die
reichen und vielfältigen Mineralvorkommen dieser Region. Überaus erfolgreich war
er im Laufe seiner Feldarbeit beim Aufspüren und Beschreiben neuer, bisher unbe-
kannter Mineralspezies. Seinen Arbeiten verdanken wir die Kenntnis von 15 neuen
Mineralen.
Im Jahr 1951 fand seine wissenschaftliche Universitätskarriere ihre Fort-
setzung: Hugo Strunz wurde zum Ordinarius für Mineralogie in Berlin berufen,
freilich nicht an seiner alten Wirkungsstätte, die inzwischen in Humboldt-Univer-
sität umbenannt worden war, sondern an der Technischen Universität. Seine ersten
Aufgaben dort waren eher organisatorischer Natur: Das durch den Krieg arg in Mit-
leidenschaft gezogene Mineralogische Institut mußte mit Tatkraft und Engagement
wieder aufgebaut werden, die stark beschädigte Mineralogische Sammlung (die
immerhin auf 225 Jahre Geschichte zurückblicken kann) war wieder zu einer For-
schungseinrichtung von Weltrang auszubauen. Beide Aufgaben löste er mit bemer-
kenswertem Erfolg.
In Berlin blieb Strunz, mit einer Unterbrechung (1954) an der Harvard Uni-
versity in Cambridge/Mass., bis zu seiner Emeritierung 1978. Dann aber zog es ihn
wieder zurück in seine bayerische Heimat, wo er die fast drei Jahrzehnte bis zu
seinem Tod lebte und arbeitete.
Die wissenschaftliche Persönlichkeit Hugo Strunz war geprägt durch vielseitige
Interessen, die auch durch die individuellen Ausrichtungen seiner akademischen Leh-
rer geprägt und gefördert wurden. Im Zentrum stand stets die Mineralogie im enge-
ren Sinne, dazu kamen aber auch die Kristallographie und die zur Zeit seines Studi-
ums gerade erst (u.a. durch Viktor Moritz Goldschmidt in Göttingen) „erfundenen“
neuen Sparten Geochemie und Kristallchemie. Die Mineralogie hatte aber in Strunz’
frühen Jahren eine empfindliche Schwachstelle: Es gab keine in sich logische, allge-
mein verbindliche und anerkannte Systematik der Minerale — etwa der Art, wie sie in
Zoologie und Botanik längst etabliert und in Gebrauch war. Hier setzten seine Arbei-
ten an, mit denen er danach trachtete, diese Lücke zu schließen. Damit begann er
schon als junger Assistent, und hiermit war er überaus erfolgreich: Er entwickelte
schon bald ein in sich schlüssiges, allgemein verwendbares System. Grundlage war die
konsequente Anwendung des Zusammenspiels von chemischer Zusammensetzung
(Geochemie und Kristallchemie im Sinne der Arbeiten von Niggli und Goldschmidt)
und strukturellem Aufbau (unter Verwendung der Braggschen Prinzipien). Dadurch
ergaben sich zwanglos und für alle Beteiligten einsichtig Unterscheidungs- und
Zusammengehörigkeitskriterien von Mineralen und es wurde möglich, Familien,
Gruppen und Hierarchien im Mineralreich zu erfassen und zu definieren. Hierin
ließen sich nicht nur alle auf der Erde vorkommenden natürlichen Minerale, sondern
ebenso auch technische, synthetische Festkörper und extraterrestrische Stoffe von
Meteoriten, Mond, Mars und anderen Himmelskörpern einordnen. Eine universelle
Systematik der Minerale war dadurch geschaffen worden.
 
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