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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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II. Die Forschungsvorhaben
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Berichte über die Tätigkeit der Forschungsvorhaben
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Die Forschungsstellen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
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22. Felsbilder und Inschriften am Karakorum-Highway
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0222
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TÄTIGKEITSBERICHTE

Im Januar 2006 ist aufgrund einer Entscheidung des Präsidenten Pervez
Musharraf vom Kabinett der pakistanischen Regierung der Beschluß gefaßt worden,
den seit den 80er Jahren geplanten Staudamm am Oberen Indus bei Basha in den
Northern Areas zu verwirklichen. Mit den ersten Arbeiten ist begonnen worden,
nachdem die Finanzierung durch die World Bank und Asian Development Bank
(ADB) gesichert ist. Der Diamer-Basha-Staudamm wird den Oberen Indus auf einer
Länge von 100 km bis zur Höhe der Rajkot-Brücke aufstauen. Mit einer Damm-
höhe von 270 m und einer Länge von 990 m wird er bis zur 2016 vorgesehenen
Flutung ein Reservoir von 130 km2 schaffen.Von dem Stauseeprojekt sind 32 Dör-
fer mit 26.398 Einwohnern, die in 3.013 Haushalten leben (bis 2014 dürften sich die
Zahlen auf 33.800 Einwohner und 3.800 Haushalte erhöhen) und 6,5 km2 Acker-
bauland betroffen. Unmittelbar bedroht sind aber auch 57 von 70 bekannten Fels-
bildstationen.Von den insgesamt 33.060 dokumentierten Felsbildern, darunter 3.484
Inschriften, liegen 32.562 Gravuren unterhalb des zukünftigen Seespiegels.
Ein zweiter Damm am Unterlauf des oberen Indus ist oberhalb von Dassu in
Indus-Kohistan in Planung. Zur Vorbereitung der Staudammarbeiten bei Basha soll
der KKH auf eine Breite von 30 m erweitert werden. Gleichzeitig wurde am Nord-
ufer des Indus mit dem Bau einer Fahrstraße begonnen. Diese Straßenbauten stellen
wie der geplante neue KKH und die Dammkonstruktionen selbst eine zusätzliche
Bedrohung des archäologischen Erbes im oberen Industal dar.
In der bisherigen Staudammplanung spielte die Bedrohung des archäologi-
schen Erbes im Diamer-Distrikt kaum eine Rolle, obwohl über 90% der Felsbilder
zukünftiger Forschung entzogen sein werden. Um dieses Problem auch der pakista-
nischen Öffentlichkeit näherzubringen, veranstaltete die deutsche Botschaft in Isla-
mabad unter dem Vorsitz des Botschafters Dr. Gunter Mulack und des Staatssekretärs
J.J. Abbas vom pakistanischen Kulturministerium am 5. Dezember ein Seminar zum
Thema „Archaeological Heritage in the Northern Areas and the Diamer-Basha-
Dam Project“. Unter den Teilnehmern waren die Mitglieder der Altertümerverwal-
tung, zahlreiche Kollegen aus Islamabad, Lahore, Karachi, Peshawar und auch offizi-
elle Vertreter der Northern Areas. Mit Dr. Adam Nayyar, Pakistan National Council
of Art, wurden drei Schritte zur Bewahrung des Kulturerbes im Diamer-Distrikt
vorgeschlagen:
1. Vervollständigung des Inventars der archäologischen Fundstellen im zukünf-
tigen Stauseegebiet und in den übrigen Regionen der Northern Areas. Für die
Erstellung dieses Inventars wird eine Zusammenarbeit mit dem AKCSP in Gilgit
angestrebt.
2. Errichtung eines Museums zur Archäologie und Ethnologie der Northern
Areas in Gilgit. In dieses Museum sollen ausgewählte Felsbilder im Original und in
Kopie überführt werden.
3. Gründung eines Dokumentationszentrums in Gilgit, in dem ein Archiv und
eine Forschungsstelle zur Geschichte, Archäologie und Ethnologie im Zusammenwir-
ken mit der Karakorum International University Gilgit untergebracht werden sollen.
Der während des Seminars von H. Hauptmann gehaltene Vortrag wurde am 8. Dezem-
ber an der Universität Peshawar wiederholt, an den sich eine Pressekonferenz anschloß.
 
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