Stefan M. Maul

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Stefan M. Maul
„Ausgrabungen im alten Ninive"
Sitzung der Philosophisch-historischen Klasse am 21. Juli 2023
Ninive, die schon sechs Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung untergegangene
Hauptstadt des Assyrerreichs, geriet nie in Vergessenheit, denn der altorientali-
schen Metropole ist sowohl in der Bibel als auch im Koran ein dauerhaftes Denk-
mal gesetzt. Seit vielen Hundert Jahren kennt in Ost und West fast jedes Kind
- ganz gleich, ob es in einer jüdischen, einer christlichen oder einer muslimischen
Familie aufgewachsen ist - die Geschichte vom Propheten Jonas und dem großen
Fisch.
Die von Jonas den Ninevitern überbrachte Forderung Gottes, sich umgehend
von aller Schlechtigkeit abzuwenden - so wird es überliefert - nahmen der König
und seine Stadt ernst. Und weil der assyrische Herrscher die Menschen zur Um-
kehr gerufen hatte und die Einwohner Ninives Buße taten, blieb die Stadt vom
drohenden göttlichen Strafgericht verschont. Der Koran, in dem gleich in drei ver-
schiedenen Suren von dem großen und im Islam hochverehrten Propheten Yunus
und seinen Taten die Rede ist, lehrt, Gott habe Yunus „zu 100.000 oder mehr
(Menschen) entsandt, und diese wurden gläubig" (Sure 37, 147). Dem biblischen
Buch Jona (4, 11) zufolge soll die Hauptstadt des einst mächtigen Assyrerreichs gar
120.000 Einwohner besessen haben.
In der Mitte des 19. Jh. wurde, in unmittelbarer Nähe der heutigen nordira-
kischen Stadt Mosul, das alte Ninive, die bis dahin sagenhafte Wirkungsstätte des
Jonas, wiederentdeckt. Die am Tigris gelegene Stadt besaß mit einer Fläche von
750 ha tatsächlich gewaltige Ausmaße. Im Jahr 612 v. u. Z. war sie von Medern und
Babyloniern belagert, eingenommen und so gründlich niedergebrannt worden,

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