II. Wissenschaftliche Vorträge
liegt der Schwerpunkt somit primär auf einer Ausdehnung der sogenannten Ge-
sundheitsspanne, das heißt auf einer Verlängerung des Zeitraums bis zum Auftre-
ten einer oder mehrerer der obigen Erkrankungen, welche kumulativ zu einem
Verlust der Selbständigkeit führen. Als Begleiteffekt ist zudem auch mit einer mo-
deraten Verlängerung der Lebensspanne zu rechnen.
Mittlerweile liegen für einzelne Substanzen zahlreiche positive Ergebnisse
auf der Basis von Tierstudien vor, in denen günstige Effekte auf verschiedens-
te Organe nachgewiesen werden konnten. Die Übertragbarkeit dieser Resultate
auf den Menschen ist jedoch nur bedingt möglich, da letzterer insbesondere mit
steigendem Lebensalter durch eine ausgesprochene Heterogenität hinsichtlich
organischer Struktur und Prozesse gekennzeichnet ist. Selbige liegt nicht nur in
einer unterschiedlichen Genetik, sondern insbesondere auch in der Verschieden-
heit des Lebensstils und der individuellen Komorbiditäten begründet. In diesem
Zusammenhang stellt die beim Menschen gegenüber den Labortieren deutlich
verlängerte Lebensspanne ein relevantes Problem für die Durchführung von Hu-
manstudien dar.
Daher wird zukünftig der Anwendung sogenannter biologischer Uhren ei-
ne besondere Bedeutung zukommen. Das zugehörige Konzept besagt, dass sich
anhand eines Sets von Biomarkern das biologische Alter einer Person in Abgren-
zung zu ihrem chronologischen Alter bestimmen lässt. Im Kontext von humanen
Anti-Aging-Studien soll zukünftig die biologische Uhr eines Probanden mit Hil-
fe der neu entwickelten Substanzen zurückgestellt oder zumindest ihre Laufge-
schwindigkeit verlangsamt werden. Das Konzept der biologischen Uhren könnte
es ermöglichen, medikamentöses Anti-Aging in Humanstudien mit begrenzter
Laufzeit, zum Beispiel über fünf Jahre, zu testen. Bislang wurden für die Methode
der DNA-Methylierung in diesem Zusammenhang die prognostisch vielverspre-
chendsten Resultate erzielt.
Unter realistischen Annahmen dürfte es noch etwa 15 bis 20 Jahre dauern, bis
die gegenwärtig in Entwicklung befindlichen Substanzen, welche Alterungspro-
zesse auf molekularer Grundlage in der oben beschriebenen Weise beeinflussen,
beim Menschen zur Anwendung kommen. Gegenwärtig werden daher alle bereits
bekannten und in Studien für andere Indikationen getesteten medikamentösen
Substanzen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz bezüglich ihres Anti-Aging-Po-
tentials systematisch neu evaluiert. Noch ist es allerdings unklar, ob auf diese Weise
die Zeit bis zur Erfüllung des Menschheitstraums einer Verlängerung des guten
Lebens verkürzt werden kann.
Literatur
Lu AT, Fei Z, Haghani A et al. Universal DNA methylation age across mammalian tissues.
Nat Aging. 2023 Sep;3(9):1144 - 1166.
94
liegt der Schwerpunkt somit primär auf einer Ausdehnung der sogenannten Ge-
sundheitsspanne, das heißt auf einer Verlängerung des Zeitraums bis zum Auftre-
ten einer oder mehrerer der obigen Erkrankungen, welche kumulativ zu einem
Verlust der Selbständigkeit führen. Als Begleiteffekt ist zudem auch mit einer mo-
deraten Verlängerung der Lebensspanne zu rechnen.
Mittlerweile liegen für einzelne Substanzen zahlreiche positive Ergebnisse
auf der Basis von Tierstudien vor, in denen günstige Effekte auf verschiedens-
te Organe nachgewiesen werden konnten. Die Übertragbarkeit dieser Resultate
auf den Menschen ist jedoch nur bedingt möglich, da letzterer insbesondere mit
steigendem Lebensalter durch eine ausgesprochene Heterogenität hinsichtlich
organischer Struktur und Prozesse gekennzeichnet ist. Selbige liegt nicht nur in
einer unterschiedlichen Genetik, sondern insbesondere auch in der Verschieden-
heit des Lebensstils und der individuellen Komorbiditäten begründet. In diesem
Zusammenhang stellt die beim Menschen gegenüber den Labortieren deutlich
verlängerte Lebensspanne ein relevantes Problem für die Durchführung von Hu-
manstudien dar.
Daher wird zukünftig der Anwendung sogenannter biologischer Uhren ei-
ne besondere Bedeutung zukommen. Das zugehörige Konzept besagt, dass sich
anhand eines Sets von Biomarkern das biologische Alter einer Person in Abgren-
zung zu ihrem chronologischen Alter bestimmen lässt. Im Kontext von humanen
Anti-Aging-Studien soll zukünftig die biologische Uhr eines Probanden mit Hil-
fe der neu entwickelten Substanzen zurückgestellt oder zumindest ihre Laufge-
schwindigkeit verlangsamt werden. Das Konzept der biologischen Uhren könnte
es ermöglichen, medikamentöses Anti-Aging in Humanstudien mit begrenzter
Laufzeit, zum Beispiel über fünf Jahre, zu testen. Bislang wurden für die Methode
der DNA-Methylierung in diesem Zusammenhang die prognostisch vielverspre-
chendsten Resultate erzielt.
Unter realistischen Annahmen dürfte es noch etwa 15 bis 20 Jahre dauern, bis
die gegenwärtig in Entwicklung befindlichen Substanzen, welche Alterungspro-
zesse auf molekularer Grundlage in der oben beschriebenen Weise beeinflussen,
beim Menschen zur Anwendung kommen. Gegenwärtig werden daher alle bereits
bekannten und in Studien für andere Indikationen getesteten medikamentösen
Substanzen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz bezüglich ihres Anti-Aging-Po-
tentials systematisch neu evaluiert. Noch ist es allerdings unklar, ob auf diese Weise
die Zeit bis zur Erfüllung des Menschheitstraums einer Verlängerung des guten
Lebens verkürzt werden kann.
Literatur
Lu AT, Fei Z, Haghani A et al. Universal DNA methylation age across mammalian tissues.
Nat Aging. 2023 Sep;3(9):1144 - 1166.
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