Florian Steger
Moqri M, Herzog C, Poganik JR et al. Biomarkers of aging for the identification and evalu-
ation oflongevity interventions. Cell. 2023 Aug 31;186(18):3758 - 3775.
Partridge L, Deelen J, Slagboom PE. Pacing up to the global challenges of ageing. Nature.
2018 Sep; 561(7721):45 - 56.
Partridge L, Fuentealba M, Kennedy BK. The quest to slow ageing through drug discovery.
Nat Rev Drug Discov. 2020 Aug;19(8):513 - 532.
Florian Steger
„Verlängerung der Lebens- und Gesundheitsspanne - Die ethische
Perspektive"
Gesamtsitzung am 14. Oktober 2023
Die oben beschriebenen ersehnten Erfolge der Verlängerung der Gesundheits-
spanne sind für den Menschen noch nicht empirisch validiert. Klinische Studi-
en am Menschen stehen bisher aus. Risiken sind zu erwarten, aber bisher nicht
transparent beschrieben worden - von Langzeiteffekten, gar Langzeitfolgen ganz
zu schweigen.
Zudem müsste sichergestellt sein, dass solche Ansätze auch allen Menschen
überall in der Welt zur Verfügung stehen. Bei dem derzeit betriebenen Sponsoring
durch Privatpersonen oder private Initiativen steht allerdings zu befürchten oder
lässt sich zumindest nicht ausschließen, dass nur wenige Privilegierte hieran parti-
zipieren werden. Wie lässt sich eine solche Ungleichheit des Zugangs gesellschaft-
lich rechtfertigen? Und kann sich die Weltgemeinschaft eine solche Schieflage
überhaupt leisten - mal ganz abgesehen von deren sozialer Rechtfertigung? Oder
ist es gerechtfertigt, wenn finanziell Privilegierte in diese moderne Forschung in-
vestieren, dass diese dann auch hiervon exklusiv profitieren? Aber wer sorgt sich
dann um den Rest der Menschheit? Müsste man also doch staatliches Geld in die
Hand nehmen, gerade angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaft?
Denn mehr Pflegepersonen wird es in absehbarer Zeit wohl eher nicht geben.
Diese werden aber gebraucht, wenn immer mehr gebrechliche Ältere zu versorgen
sind.
Die hier beschriebene Forschung steckt bei aller Euphorie gerade in ihrer An-
wendung auf den Menschen doch erst in den Kinderschuhen und ist primär von
privaten Geldgebern abhängig. Insofern sind einerseits Szenarien der Anwendung
abzuwarten und auch kritisch zu diskutieren, vor allem in der Differenziertheit
möglicher Anwendungen. Andererseits gilt es kritisch festzuhalten, dass private
Sponsoren auch eigene Interessen vertreten können. So kann durchaus manche
Forschung stärker interessengeleitet vorangebracht werden als andere. Ob ein pri-
vater Sponsor und in was er investieren wird, bleibt offen. Jedem Privatmenschen
steht es völlig frei zu entscheiden, wohin dieser sein Geld investieren möchte.
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Moqri M, Herzog C, Poganik JR et al. Biomarkers of aging for the identification and evalu-
ation oflongevity interventions. Cell. 2023 Aug 31;186(18):3758 - 3775.
Partridge L, Deelen J, Slagboom PE. Pacing up to the global challenges of ageing. Nature.
2018 Sep; 561(7721):45 - 56.
Partridge L, Fuentealba M, Kennedy BK. The quest to slow ageing through drug discovery.
Nat Rev Drug Discov. 2020 Aug;19(8):513 - 532.
Florian Steger
„Verlängerung der Lebens- und Gesundheitsspanne - Die ethische
Perspektive"
Gesamtsitzung am 14. Oktober 2023
Die oben beschriebenen ersehnten Erfolge der Verlängerung der Gesundheits-
spanne sind für den Menschen noch nicht empirisch validiert. Klinische Studi-
en am Menschen stehen bisher aus. Risiken sind zu erwarten, aber bisher nicht
transparent beschrieben worden - von Langzeiteffekten, gar Langzeitfolgen ganz
zu schweigen.
Zudem müsste sichergestellt sein, dass solche Ansätze auch allen Menschen
überall in der Welt zur Verfügung stehen. Bei dem derzeit betriebenen Sponsoring
durch Privatpersonen oder private Initiativen steht allerdings zu befürchten oder
lässt sich zumindest nicht ausschließen, dass nur wenige Privilegierte hieran parti-
zipieren werden. Wie lässt sich eine solche Ungleichheit des Zugangs gesellschaft-
lich rechtfertigen? Und kann sich die Weltgemeinschaft eine solche Schieflage
überhaupt leisten - mal ganz abgesehen von deren sozialer Rechtfertigung? Oder
ist es gerechtfertigt, wenn finanziell Privilegierte in diese moderne Forschung in-
vestieren, dass diese dann auch hiervon exklusiv profitieren? Aber wer sorgt sich
dann um den Rest der Menschheit? Müsste man also doch staatliches Geld in die
Hand nehmen, gerade angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaft?
Denn mehr Pflegepersonen wird es in absehbarer Zeit wohl eher nicht geben.
Diese werden aber gebraucht, wenn immer mehr gebrechliche Ältere zu versorgen
sind.
Die hier beschriebene Forschung steckt bei aller Euphorie gerade in ihrer An-
wendung auf den Menschen doch erst in den Kinderschuhen und ist primär von
privaten Geldgebern abhängig. Insofern sind einerseits Szenarien der Anwendung
abzuwarten und auch kritisch zu diskutieren, vor allem in der Differenziertheit
möglicher Anwendungen. Andererseits gilt es kritisch festzuhalten, dass private
Sponsoren auch eigene Interessen vertreten können. So kann durchaus manche
Forschung stärker interessengeleitet vorangebracht werden als andere. Ob ein pri-
vater Sponsor und in was er investieren wird, bleibt offen. Jedem Privatmenschen
steht es völlig frei zu entscheiden, wohin dieser sein Geld investieren möchte.
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