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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

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Vortrag von Christoph Markschies

ständlich nicht nur Beachtung, sondern auch Anerkennung: 1982 verlieh die
Evangelisch-theologische Fakultät der Universität Bern Albrecht Dihle die theolo-
gische Ehrendoktorwürde, mit dem sie „den gründlichen Erforscher, hervorragen-
den Kenner und souveränen Deuter der griechischen, römischen und christlichen
Antike, der den verschiedenen Bemühungen der Theologen stets mit aller Groß-
zügigkeit und grösster Kompetenz zur Verfügung stand", auszeichnete.18 Die darin
angedeutete Würdigung der außerordentlichen Hilfsbereitschaft, mit der Dihle
insbesondere auch jüngeren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Hinweise
aufgrund seiner stupenden Literaturkenntnis und weitere Ratschläge aus seinem
reichen Erfahrungsschatz gab, würde ich gern auch deswegen unterstreichen, weil
ich selbst immer wieder von ihr profitieren konnte und dafür bleibend dankbar
bin.
(2)„Antike und Christentum" im Werk und Wirken von Albrecht Dihle - einige inhaltliche
Dimensionen und Hintergründe
Auch bei einer oberflächlichen Beschäftigung fällt an den Veröffentlichungen und
insbesondere an den Artikeln für das „Reallexikon für Antike und Christentum"
die starke Konzentration auf ethische Themen auf. Interessanterweise finden sich
in diesen Texten zwar weniger grundsätzliche, aber themenbezogene Bemerkun-
gen, insbesondere zur Abgrenzung einer paganen von einer jüdisch-christlichen
Antike im Sinne einer klaren Fortschritts- und Neuheitsgeschichte. Ich möchte im
Folgenden keinen Durchgang durch das reiche CEuvre versuchen, sondern Typen
der Verhältnisbestimmung von „Antike" und „Christentum" vorstellen:
Der Reigen der großen Artikel zu ethischen Themen im „Reallexikon für
Antike und Christentum" beginnt 1957 mit dem Beitrag zum Lemma „Demut",
der gleichsam von hinten her und insofern sehr offen teleologisch organisiert ist:
„Der Begriff der christlichen Demut, dessen Entstehung u. Entwicklung in den
folgenden Zeilen behandelt werden sollen", hat nach Dihle seine volle Entfaltung
in der Theologie Augustins erfahren. Es erscheint ihm daher angebracht, an der
augustinischen D(emuts)lehre die älteren Vorstellungen u. Meinungen, die sich
auf diesen Gegenstand beziehen, als Vor- oder Frühstufen zu messen"19. Bei der
Lektüre des Artikels beeindruckt, wie gut sich der Autor auch in für zeitgenössi-
sche Wahrnehmung eher abgelegenen Provinzen der paganen Literatur auskennt,
beispielsweise in den Editionen der Herculaneum-Papyri. Aber er kann auch von

18 Zitiert nach Gerrit Kloss, „Zum Geleit," in: Quaerite faciem eins semper. Studien zu den
geistesgeschichtlichen Beziehungen zwischen Antike und Christentum. Dankesgabe für Al-
brecht Dihle zum 85. Geburtstag aus dem Heidelberger „Kirchenväterkolloquium", hg. v.
Andrea Jördens, Hans Armin Gärtner, Herwig Görgemanns und Adolf Martin Ritter, Studi-
en zur Kirchengeschichte 8, Hamburg 2008, (IXf.) IX.

19 RAC III (wie Anm. 6), 736.

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