III. Veranstaltungen
Eigenschaften erweiterten die Menschen ihren natürlichen Ressourcenraum be-
trächtlich. Archäologisch fassbar ist die Neuerung u. a. an Steingeräten mit Schäf-
tungsspuren, die verraten, dass Spitzen die einfachen Holzspeere vergangener
Zeit bewehrt haben. Während die Holzelemente den neuen Jagdwaffen die guten
Flugeigenschaften mitgaben, brachten die Steinspitzen Verbesserungen bei ihrer
Durchschlagskraft. Bindematerial und Klebstoffe sorgten für den Zusammenhalt.
Neben natürlich vorkommenden Klebern wie Bitumen probierten Homo sapiens
in Südafrika und Neandertaler in Europa auch erste Mischungen aus, in denen
der Basisstoff Harz mit Bienenwachs und Ocker besser verarbeitbar gemacht wur-
de. Und mit Pech aus Birkenrinde stellten Neandertaler in Europa, mit Pech aus
Podocarpus-Blättern Homo sapiens in Südafrika auch erste „Kunststoffe" her.4 Heute
sind diese Konzepte in unserem Alltag allgegenwärtig: unsere Kleidung ist zusam-
mengesetzt aus Stoffteilen, Fäden, Knöpfen und Besätzen, jedes Küchenmesser
verbindet eine Klinge aus Metall mit einem Griff aus Holz oder Plastik, in den
Möbeln sind verschiedene Teile verschraubt und verdübelt. Vielfältige Klebstoffe
verbinden unterschiedlichste Materialien. Mischungen sind üblich z. B. in Misch-
geweben, Verbundstoffen und in jedem gewürzten Gericht, dass wir mit Genuss
essen.
Eine Weiterentwicklung der Kompositgeräte sind Werkzeugsets, deren ver-
schiedene Elemente zwar getrennt voneinander vorliegen, aber nur gemeinsam
funktionieren. Dabei werden häufig zwei unterschiedliche Werkzeugtypen ge-
braucht wie bei Bogen und Pfeil bzw. Bohrer oder Nadel und Faden, die zum
einen Kraft umwandeln und Impulse (weiter)geben (Bogen, Nadel), zum ande-
ren Impulse empfangen und unterschiedliche Wirkungen entfalten wie Pfeile und
Bohrer oder zum Teil eines neuen Komposits werden (Faden). Frühe Beispiele
dieser sogenannten komplementären Werkzeugsets sind bislang nur von Homo sa-
piens ab ungefähr 65.000 Jahren vor heute bekannt. Die weiterführende Idee der
Kraftspeicherung wurde möglicherweise etwa zur selben Zeit auch schon in Fallen
umgesetzt, wie Hinweise aus Tierknochenfunden nahelegen. Elemente der Kraft-
übertragung und Speicherung spielen heute eine wichtige Rolle bei der Entwick-
lung von Maschinen und Automaten.
Neben rein dinglich wirkenden Werkzeugformen wurden in der Altsteinzeit
auch schon Werkzeuge entwickelt, die materielle Träger durch Modifikationen mit
bestimmten Bedeutungen verknüpften und Ideen transportieren konnten. Nean-
4 Schmidt, Patrick, Tabea J. Koch, Matthias A. Blessing, F. Alexandros Karakostis, Katerina Har-
vati, Veit Dresely & Armelle Charrie-Duhaut 2023. Production method ofthe Königsaue birch
tar documents cumulative culture in Neanderthals. Archaeological and Anthropological Sci-
ences 15: 84.
Schmidt, Patrick, Tabea J. Koch & Edmund February 2022. Archaeological adhesives made
from Podocarpus document innovative potential in the African Middle Stone Age. PNAS 119:
e2209592119.
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Eigenschaften erweiterten die Menschen ihren natürlichen Ressourcenraum be-
trächtlich. Archäologisch fassbar ist die Neuerung u. a. an Steingeräten mit Schäf-
tungsspuren, die verraten, dass Spitzen die einfachen Holzspeere vergangener
Zeit bewehrt haben. Während die Holzelemente den neuen Jagdwaffen die guten
Flugeigenschaften mitgaben, brachten die Steinspitzen Verbesserungen bei ihrer
Durchschlagskraft. Bindematerial und Klebstoffe sorgten für den Zusammenhalt.
Neben natürlich vorkommenden Klebern wie Bitumen probierten Homo sapiens
in Südafrika und Neandertaler in Europa auch erste Mischungen aus, in denen
der Basisstoff Harz mit Bienenwachs und Ocker besser verarbeitbar gemacht wur-
de. Und mit Pech aus Birkenrinde stellten Neandertaler in Europa, mit Pech aus
Podocarpus-Blättern Homo sapiens in Südafrika auch erste „Kunststoffe" her.4 Heute
sind diese Konzepte in unserem Alltag allgegenwärtig: unsere Kleidung ist zusam-
mengesetzt aus Stoffteilen, Fäden, Knöpfen und Besätzen, jedes Küchenmesser
verbindet eine Klinge aus Metall mit einem Griff aus Holz oder Plastik, in den
Möbeln sind verschiedene Teile verschraubt und verdübelt. Vielfältige Klebstoffe
verbinden unterschiedlichste Materialien. Mischungen sind üblich z. B. in Misch-
geweben, Verbundstoffen und in jedem gewürzten Gericht, dass wir mit Genuss
essen.
Eine Weiterentwicklung der Kompositgeräte sind Werkzeugsets, deren ver-
schiedene Elemente zwar getrennt voneinander vorliegen, aber nur gemeinsam
funktionieren. Dabei werden häufig zwei unterschiedliche Werkzeugtypen ge-
braucht wie bei Bogen und Pfeil bzw. Bohrer oder Nadel und Faden, die zum
einen Kraft umwandeln und Impulse (weiter)geben (Bogen, Nadel), zum ande-
ren Impulse empfangen und unterschiedliche Wirkungen entfalten wie Pfeile und
Bohrer oder zum Teil eines neuen Komposits werden (Faden). Frühe Beispiele
dieser sogenannten komplementären Werkzeugsets sind bislang nur von Homo sa-
piens ab ungefähr 65.000 Jahren vor heute bekannt. Die weiterführende Idee der
Kraftspeicherung wurde möglicherweise etwa zur selben Zeit auch schon in Fallen
umgesetzt, wie Hinweise aus Tierknochenfunden nahelegen. Elemente der Kraft-
übertragung und Speicherung spielen heute eine wichtige Rolle bei der Entwick-
lung von Maschinen und Automaten.
Neben rein dinglich wirkenden Werkzeugformen wurden in der Altsteinzeit
auch schon Werkzeuge entwickelt, die materielle Träger durch Modifikationen mit
bestimmten Bedeutungen verknüpften und Ideen transportieren konnten. Nean-
4 Schmidt, Patrick, Tabea J. Koch, Matthias A. Blessing, F. Alexandros Karakostis, Katerina Har-
vati, Veit Dresely & Armelle Charrie-Duhaut 2023. Production method ofthe Königsaue birch
tar documents cumulative culture in Neanderthals. Archaeological and Anthropological Sci-
ences 15: 84.
Schmidt, Patrick, Tabea J. Koch & Edmund February 2022. Archaeological adhesives made
from Podocarpus document innovative potential in the African Middle Stone Age. PNAS 119:
e2209592119.
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