Im Licht der Zeit: Mittelalterliche Glasmalerei
auf die Herrschaft oder die Krone (wie es in der Notre-Dame de Paris oder in
der Abteikirche Saint-Remis in Reims der Fall war), die Landbesitzungen- und
Eroberungen (etwa in der Hochchorverglasung der Kathedrale von Chartres), die
großherrschaftlichen Allianzen (etwa das Kreuzigungsfenster der Kathedrale von
Poitiers) bis hin zu dem Begehren nach politischer oder religiöser Legitimation (in
der Zweitverglasung der Abteikirche von Canterbury oder in der Verglasung der
Oberkirche von St. Francesco in Assisi) verwirklicht und verewigt.
Der ästhetische Reiz der Glasmalerei, ihre sich rasch entfaltenden technischen
und gestalterischen Möglichkeiten zusammen mit den hohen Produktionskosten
führten schon bald dazu, dass die progressiven Klosterorden die Bildfenster als
sündenhafte Verschwendung verurteilten und mit Verboten zu zügeln versuchten.
Bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts beschließt das Generalkapitel der Zis-
terzienser, dass sogar alle schon zuvor angefertigten farbigen Fenster in den Klös-
tern innerhalb einer Frist von drei Jahren beseitigt werden müssen und die neuen
Glasfenster ausschließlich weiß und ohne Kreuze und Bilder zu beschaffen seien.
Doch trotz der wiederholten Verbote und Strafen auch in den anderen Ordensge-
meinschaften kommt es im Verlauf des 13. Jahrhunderts zunächst zur behutsamen
Aufnahme farbiger Gläser in die ornamentalen, meist en Grisaille gestalteten Ver-
glasungen. Am Ende des Jahrhunderts finden auch die figürlichen Darstellungen
und Stifter-Repräsentationen wieder ihren Einzug in die Kirchen der Reformor-
den, bis sich gegen Mitte des 14. Jahrhunderts die Fenstergestaltung in den Klos-
terkirchen nicht mehr von denjenigen in anderen Sakralbauten unterschied.
Im späten Mittelalter wurden die ansteigend kostspieligen Fensterstiftungen
für städtische und klösterliche Kirchen sowohl in adligen als auch in bürgerlichen
Kl-eisen zunehmend zum Ausdrucksmittel für Rang und soziale Stellung, wofür
die zahlreichen Verglasungen in wirtschaftlich und kulturell aufsteigenden Zent-
ren des 15. und 16. Jahrhunderts wie Köln, Nürnberg, Straßburg, München, Ulm,
Erfurt oder Freiburg ein Zeugnis ablegen.
Einen schweiwiegenden Umbruch in der Entwicklung dieser florierenden
Kunst setzte die Reformation, deren radikale Verfechter die Farbfenster als Trug-
bilder der denunzierten Religiosität abwerteten und nach klarem Licht verlangten.
Als Folge davon erfuhr das hochentwickelte und hochspezialisierte Kunsthand-
werk der Glasmalerei einen rapiden Rückgang und überlebte teilweise nur in
wenigen katholisch gebliebenen Landstrichen oder in jener dem Kleinformat vor-
behaltenen Gattung der Emailmalerei auf weißem Glas (Schweizer Scheiben).
Knapp 250 Jahre später wuchs auf der Schwelle der Romantik erneut die
Sehnsucht nach der verklärten christlichen Vergangenheit und nach dem geheim-
nisvollen Licht der Farbfenster. Nach dem wegweisenden Vorbild des englischen
Aristokraten und Politiker Horace Walpole verbreitete sich schon am Ende des
18. Jahrhunderts über den ganzen europäischen Kontinent die Begeisterung für
Gothic Style und für die historischen Glasmalereien.
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auf die Herrschaft oder die Krone (wie es in der Notre-Dame de Paris oder in
der Abteikirche Saint-Remis in Reims der Fall war), die Landbesitzungen- und
Eroberungen (etwa in der Hochchorverglasung der Kathedrale von Chartres), die
großherrschaftlichen Allianzen (etwa das Kreuzigungsfenster der Kathedrale von
Poitiers) bis hin zu dem Begehren nach politischer oder religiöser Legitimation (in
der Zweitverglasung der Abteikirche von Canterbury oder in der Verglasung der
Oberkirche von St. Francesco in Assisi) verwirklicht und verewigt.
Der ästhetische Reiz der Glasmalerei, ihre sich rasch entfaltenden technischen
und gestalterischen Möglichkeiten zusammen mit den hohen Produktionskosten
führten schon bald dazu, dass die progressiven Klosterorden die Bildfenster als
sündenhafte Verschwendung verurteilten und mit Verboten zu zügeln versuchten.
Bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts beschließt das Generalkapitel der Zis-
terzienser, dass sogar alle schon zuvor angefertigten farbigen Fenster in den Klös-
tern innerhalb einer Frist von drei Jahren beseitigt werden müssen und die neuen
Glasfenster ausschließlich weiß und ohne Kreuze und Bilder zu beschaffen seien.
Doch trotz der wiederholten Verbote und Strafen auch in den anderen Ordensge-
meinschaften kommt es im Verlauf des 13. Jahrhunderts zunächst zur behutsamen
Aufnahme farbiger Gläser in die ornamentalen, meist en Grisaille gestalteten Ver-
glasungen. Am Ende des Jahrhunderts finden auch die figürlichen Darstellungen
und Stifter-Repräsentationen wieder ihren Einzug in die Kirchen der Reformor-
den, bis sich gegen Mitte des 14. Jahrhunderts die Fenstergestaltung in den Klos-
terkirchen nicht mehr von denjenigen in anderen Sakralbauten unterschied.
Im späten Mittelalter wurden die ansteigend kostspieligen Fensterstiftungen
für städtische und klösterliche Kirchen sowohl in adligen als auch in bürgerlichen
Kl-eisen zunehmend zum Ausdrucksmittel für Rang und soziale Stellung, wofür
die zahlreichen Verglasungen in wirtschaftlich und kulturell aufsteigenden Zent-
ren des 15. und 16. Jahrhunderts wie Köln, Nürnberg, Straßburg, München, Ulm,
Erfurt oder Freiburg ein Zeugnis ablegen.
Einen schweiwiegenden Umbruch in der Entwicklung dieser florierenden
Kunst setzte die Reformation, deren radikale Verfechter die Farbfenster als Trug-
bilder der denunzierten Religiosität abwerteten und nach klarem Licht verlangten.
Als Folge davon erfuhr das hochentwickelte und hochspezialisierte Kunsthand-
werk der Glasmalerei einen rapiden Rückgang und überlebte teilweise nur in
wenigen katholisch gebliebenen Landstrichen oder in jener dem Kleinformat vor-
behaltenen Gattung der Emailmalerei auf weißem Glas (Schweizer Scheiben).
Knapp 250 Jahre später wuchs auf der Schwelle der Romantik erneut die
Sehnsucht nach der verklärten christlichen Vergangenheit und nach dem geheim-
nisvollen Licht der Farbfenster. Nach dem wegweisenden Vorbild des englischen
Aristokraten und Politiker Horace Walpole verbreitete sich schon am Ende des
18. Jahrhunderts über den ganzen europäischen Kontinent die Begeisterung für
Gothic Style und für die historischen Glasmalereien.
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