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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

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B. Die Mitglieder

Auch seinem altsemitistischen Forschungsschwerpunkt blieb Wolfgang Röllig
treu. So erschien 1979 die von ihm völlig neubearbeitete, ursprünglich von seinem
Lehrer Johannes Friedrich verfasste Phönizisch-punische Grammatik und 1995 das
gemeinsam mit seinem Schüler Johannes Renz erarbeitete Handbuch der althebräi-
schen Epigraphik.
Mit seinen Forschungsvorhaben und vielfältigen wissenschaftlichen Interes-
sen zog Wolfgang Röllig viele Studenten und junge Gelehrte aus aller Welt an, die
später Verantwortung im Fach übernahmen. Wolfgang Röllig faszinierte dabei nicht
nur, weil er ein unerschöpfliches und unendlich breites Fachwissen besaß, sondern
auch weil er ohne jeden Dünkel war, feinfühlig, höflich und von gewinnender
Freundlichkeit. Den ihm anvertrauten Studierenden war er stets warmherzig zu-
getan und von dem Bemühen getragen, sie zu weitschauenden Wissenschaftlern
zu formen. Selbstlos stellte er dafür auch eigene Forschungsmaterialien und -er-
gebnisse zur Verfügung.
Seine Monographie über die altorientalische Bierproduktion (Das Bier im Al-
ten Mesopotamien, Berlin 1970) oder der von ihm verantwortete Band Altorientalische
Literaturen im Neuen Handbuch der Literaturwissenschaften (Wiesbaden 1978)
zeugen exemplarisch von seinem Bemühen und der Fähigkeit, neue wissenschaft-
liche Erkenntnisse einem fachfernen Publikum zu vermitteln, ohne sie zu bana-
lisieren.
Wie kaum ein anderer überschaute Wolfgang Röllig die vielfältigen Branchen
seines Faches. So überrascht es nicht, dass er von 1975 bis 1984 und erneut von
1996 bis 2004 zum Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft und
Vorsitzenden des Fachausschusses Alte und Orientalische Kulturen gewählt wurde.
In Tübingen setze er sich mit großer Energie und ebenso großem Erfolg für
den Plan ein, auf dem von der Universität genutzten Schloss Hohentübingen den
Archäologien, der Ägyptologie und der Altorientalistik und ihren Sammlungen
eine neue Heimat zu geben. Er scheute auch nicht davor zurück, die gewiss nicht
leichte und sehr arbeitsintensive Aufgabe eines Baubeautragten für den Schloss-
umbau zu übernehmen. Vor allem Wolfgang Röllig ist die fürstliche Unterbrin-
gung der altertumswissenschaftlichen Fächer und des Museums der Universität
Tübingen (MUT) auf dem Schloss zu danken. Für viele Jahre war er als „Schloss-
vogt" für die Verwaltung des großen Komplexes verantwortlich.
Das Deutsche Archäologische Institut berief ihn 1981 in seine Zentraldirekti-
on, der er 15 Jahre lang angehörte. 1996 ernannte ihn die Heidelberger Akademie
der Wissenschaften zu ihrem ordentlichen Mitglied. Wolfgang Röllig wurde 1998
von seinen Aufgaben als Professor entpflichtet. Seine rege, sich auf viele Gebiete
erstreckende Publikationstätigkeit setzte er aber bis ins hohe Alter fort. Zu sei-
nem Spätwerk zählt auch eine 2009 im Reclam-Verlag erschienene, vielbeachtete
Übersetzung des Gilgamesch-Epos. Den lange gehegten Plan, eine Anthologie mit

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