Nachruf auf Harald zur Hausen
Verursacher gutartiger Warzen — mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs
in Zusammenhang stehen könnten, zu dieser Zeit vehement abgelehnt und zum
Teil diskreditiert. Im Rahmen seiner Arbeiten an Genitalwarzen und Gebärmut-
terhalstumoren reiste zur Hausen 1976 nach Kenia, um dort Biopsien zu sammeln.
Er veranlasste, die Biopsien einzeln zu analysieren und fand Hinweise, dass es
unterschiedliche Papillomviren gibt, die in diesen Tumoren nachgewiesen werden
konnten. 1977 wechselte Harald zur Hausen auf den Lehrstuhl für Virologie und
Hygiene der Universität Freiburg, wo er mit seiner Arbeitsgruppe in den folgenden
Jahren den kausalen Zusammenhang zwischen bestimmten humanen Papillomvi-
ren (HPV) und genitalen Tumoren bewies; dort wurden die HPV-Typen 16 und
18 identifiziert und charakterisiert, die für > 70 % aller Fälle von Gebärmutterhals-
krebs weltweit verantwortlich sind. Damit war die Grundlage für die Entwicklung
entsprechender Impfstoffe gelegt, nach deren Zulassung und der entsprechenden
Impfempfehlung Jahrzehnte später der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
im Jahr 2008 folgte.
Von 1983 bis 2003 war Harald zur Hausen Vorsitzender und wissenschaftli-
ches Mitglied des Stiftungsvorstandes des Deutschen Krebsforschungszentrums
in Heidelberg. Dort fand er eine schwierige Lage vor, nachdem eine Begutachtung
eine ungenügende wissenschaftliche Aufstellung insbesondere im internationa-
len Wettbewerb angemahnt hatte. Er besuchte und begutachtete die Gruppen am
DKFZ persönlich und verschaffte sich so ein Bild der Lage. In der Folge kam es auf
der Grundlage wissenschaftlicher Evaluierungen zu einer deutlichen strukturellen
und inhaltlichen Veränderung und Neuorientierung, die das DKFZ in die erste
Liga entsprechender Forschungsinstitute brachte. Dies betraf auch die Förderung
der frühen Unabhängigkeit junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von
denen viele in der Folge führende Positionen in anderen Forschungseinrichtun-
gen übernommen haben. Seine Überzeugung, dass Grundlagenforschung eine
wichtige Voraussetzung für medizinischen Fortschritt sei, prägte die zukünftige
Ausrichtung des DKFZ in hohem Maße. Diese Überzeugung verband er mit dem
zentralen Anliegen, die Ergebnisse der Grundlagenforschung in die klinische An-
wendung zu überführen. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hei-
delberg führte dies zur Einrichtung klinischer Kooperationseinheiten und letztlich
zur Gründung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg.
Dabei behielt Harald zur Hausen sein Interesse an der experimentellen Arbeit
und besuchte fast täglich sein Labor, um die allerneuesten Ergebnisse zu bespre-
chen. Im Laufe der Zeit wurde unter der Leitung von Harald zur Hausen der
Forschungsschwerpunkt „Angewandte Tumoi~virologie" (heutige Bezeichnung
,Infektion, Entzündung & Krebs') konsequent aufgebaut, um damit das Thema
,humane Infektionserreger und Krebs' in allen Facetten untersuchen zu können.
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Harald zur Hausen das DKFZ in sei-
ner 20-jährigen Zeit als Vorsitzender des Stiftungsvorstandes zu einer international
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Verursacher gutartiger Warzen — mit der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs
in Zusammenhang stehen könnten, zu dieser Zeit vehement abgelehnt und zum
Teil diskreditiert. Im Rahmen seiner Arbeiten an Genitalwarzen und Gebärmut-
terhalstumoren reiste zur Hausen 1976 nach Kenia, um dort Biopsien zu sammeln.
Er veranlasste, die Biopsien einzeln zu analysieren und fand Hinweise, dass es
unterschiedliche Papillomviren gibt, die in diesen Tumoren nachgewiesen werden
konnten. 1977 wechselte Harald zur Hausen auf den Lehrstuhl für Virologie und
Hygiene der Universität Freiburg, wo er mit seiner Arbeitsgruppe in den folgenden
Jahren den kausalen Zusammenhang zwischen bestimmten humanen Papillomvi-
ren (HPV) und genitalen Tumoren bewies; dort wurden die HPV-Typen 16 und
18 identifiziert und charakterisiert, die für > 70 % aller Fälle von Gebärmutterhals-
krebs weltweit verantwortlich sind. Damit war die Grundlage für die Entwicklung
entsprechender Impfstoffe gelegt, nach deren Zulassung und der entsprechenden
Impfempfehlung Jahrzehnte später der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
im Jahr 2008 folgte.
Von 1983 bis 2003 war Harald zur Hausen Vorsitzender und wissenschaftli-
ches Mitglied des Stiftungsvorstandes des Deutschen Krebsforschungszentrums
in Heidelberg. Dort fand er eine schwierige Lage vor, nachdem eine Begutachtung
eine ungenügende wissenschaftliche Aufstellung insbesondere im internationa-
len Wettbewerb angemahnt hatte. Er besuchte und begutachtete die Gruppen am
DKFZ persönlich und verschaffte sich so ein Bild der Lage. In der Folge kam es auf
der Grundlage wissenschaftlicher Evaluierungen zu einer deutlichen strukturellen
und inhaltlichen Veränderung und Neuorientierung, die das DKFZ in die erste
Liga entsprechender Forschungsinstitute brachte. Dies betraf auch die Förderung
der frühen Unabhängigkeit junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von
denen viele in der Folge führende Positionen in anderen Forschungseinrichtun-
gen übernommen haben. Seine Überzeugung, dass Grundlagenforschung eine
wichtige Voraussetzung für medizinischen Fortschritt sei, prägte die zukünftige
Ausrichtung des DKFZ in hohem Maße. Diese Überzeugung verband er mit dem
zentralen Anliegen, die Ergebnisse der Grundlagenforschung in die klinische An-
wendung zu überführen. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hei-
delberg führte dies zur Einrichtung klinischer Kooperationseinheiten und letztlich
zur Gründung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg.
Dabei behielt Harald zur Hausen sein Interesse an der experimentellen Arbeit
und besuchte fast täglich sein Labor, um die allerneuesten Ergebnisse zu bespre-
chen. Im Laufe der Zeit wurde unter der Leitung von Harald zur Hausen der
Forschungsschwerpunkt „Angewandte Tumoi~virologie" (heutige Bezeichnung
,Infektion, Entzündung & Krebs') konsequent aufgebaut, um damit das Thema
,humane Infektionserreger und Krebs' in allen Facetten untersuchen zu können.
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Harald zur Hausen das DKFZ in sei-
ner 20-jährigen Zeit als Vorsitzender des Stiftungsvorstandes zu einer international
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