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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

aus dem Workshop hervorgegangenen Beiträge werden von den Teilnehmenden in
verschiedenen Publikationsorganen veröffentlicht.
Eine aus den Diskussionen erwachsene Publikation ist bereits unter dem Titel
„Heilige Solisten und Klostergemeinschaften. Serielles legendarisches Erzählen in
,Der Heiligen Leben'" in den „Amsterdamer Beiträgen zur Älteren Germanistik"
(83/2023, peer reviewed) erschienen: Beatrice von Lüpke und Daniela Blum ge-
hen in diesem Aufsatz am Beispiel dreier Legenden der Spannung zwischen dem
auf Gleichförmigkeit und Gemeinschaftlichkeit drängenden Erzählprogramm des
spätmittelalterlichen Legendars einerseits und der in den Legendenstoffen ange-
legten Exzeptionalität der heiligen Figuren andererseits nach. Der Vergleich mit
den Vorlagen zeigt, dass der Verfasser diese Spannung durchaus bemerkt und sie
einzuebnen bemüht war, indem er etwa der Ereignishaftigkeit eines Martyriums
gerade keinen Raum gibt und jegliches Unterhaltungsinteresse abweist. Durch
diese ,literarische Askese' erreicht er eine Angleichung an die Reformideen der do-
minikanischen Observanz. Marie Gunreben beschäftigt sich mit frühneuzeitlichen
Lebensläufen religiöser Frauen und diskutiert die Frage, inwiefern die Form der
Ich-Erzählung die kollektive Anschlussfähigkeit einer ,heiligen' Lebensgeschichte
erhöht. Christoph Haack untersucht in seinem Beitrag zur „Vita" des Abtes Abbo
von Fleuiy (f 1004), wie Heiligkeit im Rückgriff auf etablierte Muster oder Figu-
rationen erzählerisch erzeugt wird. Die bald nach dem gewaltsamen Tod des Abtes
in Fleury geschriebene „Vita" stellte Abbo als Blutzeugen der christlichen Religion
dar und griff dabei auf etablierte Märtyrerfiguren zurück. Diese Deutung wurde
zeitgenössisch übernommen und der Tod des Abtes damit kollektiv als Martyrium
akzeptiert.
Die Arbeiten an unseren thematisch mit dem Projekt verwandten Habilitati-
onsprojekten sind im vergangenen Jahr weiter vorangeschritten. Marie Gunreben
geht in ihrer Studie zur Figur im deutschsprachigen Roman um 1700 unter ande-
rem der Frage nach, wie hagiographische Erzählmuster in die säkulare Prosalite-
ratur der Frühen Neuzeit einwanderten. Ein Aufsatz aus dem Habilitations- und
Projektzusammenhang, der sich mit der Etablierung biographischer Erzählmus-
ter in der Frühen Neuzeit befasst, wird in Kürze in der „Zeitschrift für deutsche
Philologie" (peer reviewed) erscheinen. Beatrice von Lüpkes Habilitationsprojekt
behandelt deutschsprachige Wiedererzählungen der apokiyphen „Vita Adae et
Evae"; das Verfahren wird aller Voraussicht nach Anfang 2024 eröffnet werden.
Christoph Haack setzt sich mit der Frage nach der Abgrenzung von Geschichts-
schreibung und Hagiographie auseinander. Während hagiographische und ge-
schichtliche Werke in auffallender Weise getrennt überliefert sind, ist die Nutzung
heiliger Figuren in Geschichtswerken eine spezifische Technik der Verarbeitung
von Geschichte. Dieser Bereich ist für die Habilitation, die Geschichtsdeutun-
gen als Technik der Gegenwartsbewältigung in den Blick nimmt, zentral. Daniela
Blum hat sich im Rahmen von mehreren Vorträgen und Aufsätzen mit mittelal-

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