14 I Julia Becker und Julia Burkhardt
Produkt, sondern auch den Weg, der zu seiner Verwirklichung führt"15: Die
Bewertung, Akzeptanz oder Ablehnung von Leistungen ist ein kontinuierlicher
Vorgang sozialer Interaktion und Diskussion. Gemeinschaften und soziale
Ordnungen bilden somit den Rahmen, innerhalb dessen sich die Werthaftigkeit
(oder -losigkeit) von kreativen Impulsen erst offenbart.16
Vor diesem Hintergrund beleuchten wir im Folgenden vier Themenbereiche,
in denen wir exemplarisch kreative Impulse und Innovationsleistungen reli-
giöser Gemeinschaften vermuten - freilich ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
1. „Inspiration und Charisma" prominenter Ordensvertreter, 2. „Technische In-
novationen und regionale Visibilität", 3. „Netzwerke und Gemeinschafts-
bildung" sowie 4. „Wissen und Macht: Religiose als Impulsgeber".
1. Inspiration und Charisma
Mit den Stichworten „Inspiration und Charisma" behandeln wir eine in der
Mittelalterforschung viel diskutierte und sicherlich grundlegende Frage17:
Welche Bedeutung hatten prominente Religiose für ihre Orden bzw. Gemein-
15 Ebd., S. 18.
16 Das zeigte jüngst auch Marcel Bubert in seiner Studie über die „Nützlichkeit" von Wissen-
schaft im Mittelalter: Marcel Bubert, Kreative Gegensätze. Der Streit um den Nutzen der
Philosophie an der mittelalterlichen Pariser Universität (Education and Society in the Middle
Ages and Renaissance 55), Leiden/Boston 2019. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive
widmete sich dem Konnex von Kreativität und Innovation im Oktober 2020 die Tagung „Wie
kommt das Neue in die Welt? Kreativität und Innovation interdisziplinär" am Kulturwissen-
schaftlichen Institut (KWI) Essen. S. zum Konzept https://kulturwissenschaften.de/
wp-content/uploads/2020/08/tagungspro gramm-wie-kommt-das-neue-in-die-welt_
stand-200820.pdf (zuletzt abgerufen am 08.10.2020).
17 Auswahlweise sei auf folgende Studien hingewiesen: Kaspar Elm, Franziskus und Domini-
kus. Wirkungen und Antriebskräfte zweier Ordensstifter, in: Saeculum 23 (1972), S. 127-147;
Charisma und religiöse Gemeinschaften im Mittelalter: in Verbindung mit Projekt C „Insti-
tutioneile Strukturen religiöser Orden im Mittelalter" und Projekt W „Stadtkultur und
Klosterkultur in der mittelalterlichen Lombardei. Institutionelle Wechselwirkung zweier
politischer und sozialer Felder" des Sonderforschungsbereichs 537 „Institutionalität und Ge-
schichtlichkeit" (Dresden, 10.-12. Juni 2004), hg. von Giancarlo ANDENNA/Mirko Breiten-
STEIN/Gert Melville (Vita regularis. Abhandlungen 26), Münster 2005; Götz Hartmann,
Selbststigmatisierung und Charisma christlicher Heiliger der Spätantike (Studien und Texte
zu Antike und Christentum 38), Tübingen 2006; Das Charisma. Funktionen und symboli-
sche Repräsentation, hg. von Pavlina RYCHTEROVÄ/Stefan SEIT/Raphaela Veit, Berlin 2008;
Institution und Charisma. Festschrift für Gert Melville, hg. von Franz J. FELTEN/Annette
KEHNEL/Stefan Weinfurter, Köln/Weimar/Wien 2009; Charisma and religious authority:
Jewish, Christian, and Muslim preaching, 1200-1500, hg. von Katherine Ludwig Jansen/
Miri Rubin (Europa sacra 4), Turnhout 2010.
Produkt, sondern auch den Weg, der zu seiner Verwirklichung führt"15: Die
Bewertung, Akzeptanz oder Ablehnung von Leistungen ist ein kontinuierlicher
Vorgang sozialer Interaktion und Diskussion. Gemeinschaften und soziale
Ordnungen bilden somit den Rahmen, innerhalb dessen sich die Werthaftigkeit
(oder -losigkeit) von kreativen Impulsen erst offenbart.16
Vor diesem Hintergrund beleuchten wir im Folgenden vier Themenbereiche,
in denen wir exemplarisch kreative Impulse und Innovationsleistungen reli-
giöser Gemeinschaften vermuten - freilich ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
1. „Inspiration und Charisma" prominenter Ordensvertreter, 2. „Technische In-
novationen und regionale Visibilität", 3. „Netzwerke und Gemeinschafts-
bildung" sowie 4. „Wissen und Macht: Religiose als Impulsgeber".
1. Inspiration und Charisma
Mit den Stichworten „Inspiration und Charisma" behandeln wir eine in der
Mittelalterforschung viel diskutierte und sicherlich grundlegende Frage17:
Welche Bedeutung hatten prominente Religiose für ihre Orden bzw. Gemein-
15 Ebd., S. 18.
16 Das zeigte jüngst auch Marcel Bubert in seiner Studie über die „Nützlichkeit" von Wissen-
schaft im Mittelalter: Marcel Bubert, Kreative Gegensätze. Der Streit um den Nutzen der
Philosophie an der mittelalterlichen Pariser Universität (Education and Society in the Middle
Ages and Renaissance 55), Leiden/Boston 2019. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive
widmete sich dem Konnex von Kreativität und Innovation im Oktober 2020 die Tagung „Wie
kommt das Neue in die Welt? Kreativität und Innovation interdisziplinär" am Kulturwissen-
schaftlichen Institut (KWI) Essen. S. zum Konzept https://kulturwissenschaften.de/
wp-content/uploads/2020/08/tagungspro gramm-wie-kommt-das-neue-in-die-welt_
stand-200820.pdf (zuletzt abgerufen am 08.10.2020).
17 Auswahlweise sei auf folgende Studien hingewiesen: Kaspar Elm, Franziskus und Domini-
kus. Wirkungen und Antriebskräfte zweier Ordensstifter, in: Saeculum 23 (1972), S. 127-147;
Charisma und religiöse Gemeinschaften im Mittelalter: in Verbindung mit Projekt C „Insti-
tutioneile Strukturen religiöser Orden im Mittelalter" und Projekt W „Stadtkultur und
Klosterkultur in der mittelalterlichen Lombardei. Institutionelle Wechselwirkung zweier
politischer und sozialer Felder" des Sonderforschungsbereichs 537 „Institutionalität und Ge-
schichtlichkeit" (Dresden, 10.-12. Juni 2004), hg. von Giancarlo ANDENNA/Mirko Breiten-
STEIN/Gert Melville (Vita regularis. Abhandlungen 26), Münster 2005; Götz Hartmann,
Selbststigmatisierung und Charisma christlicher Heiliger der Spätantike (Studien und Texte
zu Antike und Christentum 38), Tübingen 2006; Das Charisma. Funktionen und symboli-
sche Repräsentation, hg. von Pavlina RYCHTEROVÄ/Stefan SEIT/Raphaela Veit, Berlin 2008;
Institution und Charisma. Festschrift für Gert Melville, hg. von Franz J. FELTEN/Annette
KEHNEL/Stefan Weinfurter, Köln/Weimar/Wien 2009; Charisma and religious authority:
Jewish, Christian, and Muslim preaching, 1200-1500, hg. von Katherine Ludwig Jansen/
Miri Rubin (Europa sacra 4), Turnhout 2010.