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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0046
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Das byzantinische Süditalien 1 45

insbesondere in Italien, immer wieder Renans Meinung findet. Die meisten
Studien über Joachim erwähnen den besonderen Charakter Kalabriens und den
offensichtlichen Einfluss (der daher nicht nachgewiesen werden muss), und ge-
hen ansonsten wenig auf das italienisch-griechische Mönchtum sowie auf den
italienisch-griechischen Eremitismus, auf die Entwicklung dieser Innovationen
in Süditalien ein. Diese Arbeiten zeichnen eine perfekt standardisierte Sicht auf
die Rolle Süditaliens und insbesondere Kalabriens bei der Entwicklung des
„neuen Mönchtums", eine Rolle, die durch die Präsenz östlich-eremitischer
Überreste in Kalabrien erklärt wird.22
Diese Offensichtlichkeit, die außer Frage steht, wirft zwei Fragen auf: War
das italienisch-griechische Mönchtum zu dieser Zeit vor allem anachoretisch
geprägt? Erwähnen Joachims Texte direkt oder indirekt diesen Einfluss? Welche
Vorstellung der monastischen Reform vermitteln diese Dokumente?
Das griechische Mönchtum Kalabriens zur Zeit Joachims
Wenn die Historiker einen Einfluss des italienisch-griechischen Mönchtums
konstatieren, erwähnen sie in der Regel ausschließlich die östlich-eremitische
Tradition, als ob das byzantinische Mönchtum zwangsläufig Eremitismus ver-
körpern müsste. Dieses Apriori nimmt die westliche Tradition des Mittelalters
wieder auf, für die jeder byzantinische Mönch notwendigerweise ein „Wander-
Anachoret" ist. Nun hat im byzantinischen Mönchtum und daher auch im itali-
enisch-griechischen Mönchtum der Eremitismus keineswegs überwogen.23 Der

22 L'eremitismo in Occidente nei secoli XI e XII. Atti della seconda Settimana internazionale di
studio, Mendola, 30 agosto-6 settembre 1962, Milano 1965; I cistercensi nel Mezzogiorno
medioevale. Atti del convegno internazionale di studio in occasione del IX centenario della
nascita di Bernardo di Clairvaux (Martano - Latiano - Lecce, 25-27 febbraio 1991), hg. von
Hubert HouBEN/Benedetto Vetere, (Saggi e ricerche 24), Galatina 1994; Certosini e Cister-
censi in Italia (secoli XII-XV). Atti del convegno, 23-26 settembre 1999, hg. von Rinaldo
CoMBA/Grado Giovanni Merlo, Cuneo 2000. Siehe vor allem Gian Luca Potestä, Eremi e
cenobi latini in Calabria, S. 33-58; Valeria de Fraja, Oltre Citeaux. Gioacchino da Fiore e
l'Ordine florense (Centro internazionale di Studi gioachimiti. Opere di Gioacchino da Fiore,
Testi e strumenti 19), Rom 2006. Zuletzt endlich: Filippo Burgarella, Gioacchino da Fiore
e il monachesimo greco in: Archivio Storico per la Calabria e la Lucania 79 (2013), S. 107-121,
wo der Autor den Einfluss der byzantinischen Liturgie über Joachim zu Recht bemerkt, sich
aber insbesondere auf seine Reise ins Heilige Land bezieht, um Spuren des Einflusses des
östlichen Mönchtums zu finden. Auch Gian Luca Podesta, Il tempo dell'Apocalisse. Vita di
Gioacchino da Fiore, Roma-Bari 2004.

23 Agostino Pertusi, Rapporti tra il monachesimo italo-greco ed il monachesimo bizantino
nell'alto medioevo, in: La Chiesa greca in Italia dall'VIII al XVI secolo. Atti del convegno
storico interecclesiale. Bari, 30 aprile-4 maggio 1969 (Italia Sacra, studi e documenti di storia
 
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