Klösterliche Innovationsleistungen im technisch-ökonomischen Bereich 1 179
führen.43 Die nahezu europaweite Implementierung agrartechnischer Neuerun-
gen - wie der Einführung des Räderpflugs statt des zuvor gemeinhin verwende-
ten Hakenpflugs, der kollektiven Dreifelderwirtschaft mit Fruchtrotation an-
stelle des bisherigen zweijährigen Fruchtwechsels oder natürlich des
gutshofartigen Grangiensystems als eigentliches Rückgrat zisterziensischer Ei-
genwirtschaft - steht mit der Klosterwelt in denkbar engster Verbindung.
Weniger bekannt, aber nicht minder interessant ist der von Klöstern betrie-
bene Aufbau einer streng geregelten Waldwirtschaft, die eine moderne Kenn-
zeichnung als nachhaltig ganz und gar verdient. Für die nahe bei Lübeck gele-
gene Kartause Ahrensbök konnte Arne Paysen „eine gewinnorientierte, jedoch
nachhaltig organisierte Niederwaldwirtschaft" nachweisen, die „darauf bedacht
war, die Nutzungsmöglichkeiten der Wälder zu erhalten, auch wenn die Nut-
zung der Schläge in die Hände der Bauern gelegt war".44 Es handelte sich nach
seinem Dafürhalten um einen „klösterlich geregelte[n] Großbetrieb zur Holz-
kohleherstellung".45 Für einzelne Waldstücke konnte er anhand eines Zinsregis-
ters eine festgeschriebene Regenerationsphase von elf bis zwanzig Jahren bis zur
Neuvergabe zur Holzkohlegewinnung errechnen, was einer für Niederwald aus
Erlen und Hainbuchen günstigen Umtriebszeit entspricht.46 Auch wartete man
mit dem Holzfällen bis zum Herbst, um die Vegetationsperiode voll auszunut-
zen. Paysen kommt daher zu dem einleuchtenden Schluss, „dass durch das Klos-
ter selbst die Rahmenbedingungen für eine maximal produktive Niederwald-
wirtschaft geschaffen wurden. Die dem Kloster untertänigen Bauern besorgten
die Arbeit des Kohlebrennens - oftmals in einem Umfang, der weit über das
Nebengewerbe hinausgegangen sein dürfte. Das Kloster selbst sorgte durch die
43 Hägermann, Das Kloster (wie Anm. 15), S. 18-23.
44 Arne Paysen, Nachhaltige Energiewirtschaft? Brenn- und Kohlholznutzung in Schleswig-
Holstein in Mittelalter und Früher Neuzeit, Diss. Univ. Kiel 2009, S. 222. - Siehe dazu auch
die Kurzzusammenfassung von Dems., Die Waldwirtschaft des Klosters Ahrensbök als Bei-
spiel für eine nachhaltige Ressourcennutzung, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte 32 (2014),
S. 73-86, sowie die entsprechende Würdigung bei Oliver Auge, Auf dem Weg zur Nachhal-
tigkeit? Ansätze zu Ressourcenschutz und Ressourcenregeneration im spätmittelalterlichen
und frühneuzeitlichen Schleswig-Holstein, in: Wirtschaft und Umwelt vom Spätmittelalter
bis zur Gegenwart. Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit?, hg. von Günther ScHULz/Reinhold
Reith (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beihefte 233), Stuttgart
2015, S. 31-51, hier S. 48f.; Ders., Ahrensbök, Kartäuser: Geschichte, in: Klosterbuch Schles-
wig-Holstein und Hamburg. Klöster, Stifte und Konvente bis zur Reformation, hg. von
Dems./Katja Hillebrand, Regensburg 2019, S. 143-163, hier S. 156f.
45 Paysen, Nachhaltige Energiewirtschaft (wie Anm. 44), S. 218.
46 Das Zinsregister samt Köhlereiregister liegt ediert vor in den Schleswig-Holsteinischen Re-
gesten und Urkunden, Bd. 10: Kloster 1328-1565, hg. von Wolfgang Prange (Veröffentli-
chungen des Landesarchivs Schleswig-Holstein 23), Neumünster 1989, S. 171-383 (das Köh-
lereiregister findet sich auf S. 368-377).
führen.43 Die nahezu europaweite Implementierung agrartechnischer Neuerun-
gen - wie der Einführung des Räderpflugs statt des zuvor gemeinhin verwende-
ten Hakenpflugs, der kollektiven Dreifelderwirtschaft mit Fruchtrotation an-
stelle des bisherigen zweijährigen Fruchtwechsels oder natürlich des
gutshofartigen Grangiensystems als eigentliches Rückgrat zisterziensischer Ei-
genwirtschaft - steht mit der Klosterwelt in denkbar engster Verbindung.
Weniger bekannt, aber nicht minder interessant ist der von Klöstern betrie-
bene Aufbau einer streng geregelten Waldwirtschaft, die eine moderne Kenn-
zeichnung als nachhaltig ganz und gar verdient. Für die nahe bei Lübeck gele-
gene Kartause Ahrensbök konnte Arne Paysen „eine gewinnorientierte, jedoch
nachhaltig organisierte Niederwaldwirtschaft" nachweisen, die „darauf bedacht
war, die Nutzungsmöglichkeiten der Wälder zu erhalten, auch wenn die Nut-
zung der Schläge in die Hände der Bauern gelegt war".44 Es handelte sich nach
seinem Dafürhalten um einen „klösterlich geregelte[n] Großbetrieb zur Holz-
kohleherstellung".45 Für einzelne Waldstücke konnte er anhand eines Zinsregis-
ters eine festgeschriebene Regenerationsphase von elf bis zwanzig Jahren bis zur
Neuvergabe zur Holzkohlegewinnung errechnen, was einer für Niederwald aus
Erlen und Hainbuchen günstigen Umtriebszeit entspricht.46 Auch wartete man
mit dem Holzfällen bis zum Herbst, um die Vegetationsperiode voll auszunut-
zen. Paysen kommt daher zu dem einleuchtenden Schluss, „dass durch das Klos-
ter selbst die Rahmenbedingungen für eine maximal produktive Niederwald-
wirtschaft geschaffen wurden. Die dem Kloster untertänigen Bauern besorgten
die Arbeit des Kohlebrennens - oftmals in einem Umfang, der weit über das
Nebengewerbe hinausgegangen sein dürfte. Das Kloster selbst sorgte durch die
43 Hägermann, Das Kloster (wie Anm. 15), S. 18-23.
44 Arne Paysen, Nachhaltige Energiewirtschaft? Brenn- und Kohlholznutzung in Schleswig-
Holstein in Mittelalter und Früher Neuzeit, Diss. Univ. Kiel 2009, S. 222. - Siehe dazu auch
die Kurzzusammenfassung von Dems., Die Waldwirtschaft des Klosters Ahrensbök als Bei-
spiel für eine nachhaltige Ressourcennutzung, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte 32 (2014),
S. 73-86, sowie die entsprechende Würdigung bei Oliver Auge, Auf dem Weg zur Nachhal-
tigkeit? Ansätze zu Ressourcenschutz und Ressourcenregeneration im spätmittelalterlichen
und frühneuzeitlichen Schleswig-Holstein, in: Wirtschaft und Umwelt vom Spätmittelalter
bis zur Gegenwart. Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit?, hg. von Günther ScHULz/Reinhold
Reith (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beihefte 233), Stuttgart
2015, S. 31-51, hier S. 48f.; Ders., Ahrensbök, Kartäuser: Geschichte, in: Klosterbuch Schles-
wig-Holstein und Hamburg. Klöster, Stifte und Konvente bis zur Reformation, hg. von
Dems./Katja Hillebrand, Regensburg 2019, S. 143-163, hier S. 156f.
45 Paysen, Nachhaltige Energiewirtschaft (wie Anm. 44), S. 218.
46 Das Zinsregister samt Köhlereiregister liegt ediert vor in den Schleswig-Holsteinischen Re-
gesten und Urkunden, Bd. 10: Kloster 1328-1565, hg. von Wolfgang Prange (Veröffentli-
chungen des Landesarchivs Schleswig-Holstein 23), Neumünster 1989, S. 171-383 (das Köh-
lereiregister findet sich auf S. 368-377).