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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0193
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192 I Philipp Stenzig

haben sich währenddessen vor allem auf die urkundlich besser fassbare neuzeitli-
che Phase des Harzbergbaus verlegt (Ergebnisse dieser Forschungen werden u.a.
in der Reihe „Montanregion Harz" publiziert),19 doch implizieren diese Studien
jeweils auch die Fragestellung nach den bereits mittelalterlich erschlossenen Gang-
zügen und den aus der vorherigen Phase noch vorhandenen Gebäuden mit ihren
Wasserlösungseinrichtungen, so dass auch sie für die Deutung der grangienzeit-
lichen Überlieferung von großem Interesse sind. Der Wirtschaftshof Immedeshu-
sen selbst ist bisher noch nicht Gegenstand größerer Grabungsprojekte gewesen,
es haben aber Prospektionen im Pandelbachtal stattgefunden, die u. a. mit der
archäometallurgischen Untersuchung von Schlackenresten auf den Verhüttungs-
plätzen in Zusammenhang standen. Soweit bis jetzt erkennbar, können die The-
sen Uhdes im Wesentlichen bestätigt werden.
Gerade im Hinblick auf den Harz erscheint eine eigene Montantätigkeit der
Zisterzienser grundsätzlich zunächst wenig naheliegend - auf den ersten Blick
passt sie nicht so recht zu der besonderen Organisation, wie sie, soweit überlie-
fert, nicht zuletzt aufgrund der komplizierten Eigentumsverhältnisse im spät-
mittelalterlichen Harzbergbau zur Anwendung kam. Zwar verfügten die örtli-
chen Klöster durchaus über Besitzanteile an den Harzer Gruben, doch der
eigentliche Abbau wurde hier in der Regel von gildeartig organisierten Gewer-
ken betrieben, die lediglich einen Gewinnanteil an die Inhaber der Kluxe abführ-
ten.20 Vor allem in den bedeutenden Gruben des Rammelsberges südlich von

19 Die hier relevanteren Studien zur mittelalterlichen Montangeschichte des Harzes sind u. a. im
Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes „Metallhütten und Verhüttungsver-
fahren des Goslarer Montanwesens. Entwicklung und Veränderungen des Hüttenwesens vom
Mittelalter bis zur Schwelle der Industrialisierung nach Schriftquellen und archäologischen
Befunden" entstanden, das 1998/1999 vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum und dem
Landesamt für Denkmalpflege Niedersachsen durchgeführt wurde, Darstellung des Vorha-
bens in Kaufhold, Neue Forschungen (wie Anm. 18); Ergebnisse u. a. in Bartels/Fessner/
Klappauf/Linke, Metallhütten (wie Anm. 18); Bartels, Der Bergbau (wie Anm. 10). Eine
Zusammenfassung des Forschungsstandes zur mittelalterlichen Montangeschichte im ge-
samteuropäischen Kontext vor allem unter allgemein wirtschaftsgeschichtlichen Aspekten
findet sich in Westermann, Zur spätmittelalterlichen Depression (wie Anm. 10).

20 In der älteren Forschung wurden die Gewerke zuweilen als „kapitalistische Großgewerk-
schaft" bezeichnet (Paul Jonas Meier, Die kapitalistische Gewerkschaft des Goslarer Ram-
melsberges, Braunschweig 1924) - das ist so sicherlich irreführend, zur Kontroverse zu die-
sem Begriff vgl. Bartels, Der Bergbau (wie Anm. 10), S. 23 (Tenor: Das ,Gebilde' existierte
zwar, war aber weder kapitalistisch noch eine Gewerkschaft). Zu den Besitzanteilen am
Rammelsberg und der gildenartigen Organisation des dortigen Bergbaus siehe Clamor Neu-
burg, Goslars Bergbau bis 1552. Ein Beitrag zur Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte des
Mittelalters, Hannover 1892; Denker, Die Bergchronik (wie Anm. 8); Heinrich Denker,
Der Waldbesitz des Klosters Neuwerk im Oberharz nach den alten Urkunden, in: Zeitschrift
des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde 51 (1918), S. 22-77; Bornhardt, Ge-
schichte (wie Anm. 11); Karl Frölich, Die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse in der Wald-
 
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