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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0201
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200 I Philipp Stenzig

erneut in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis 1445 Walkenrieder Konver-
sen aktiv. Immedeshusen selbst ist schon um 1500 wüstgefallen, die Erinnerung
an einen unweit nordwestlich gelegenen Faktoreihof der Zisterzienser hat sich
indes im Namen des benachbarten Dorfes Münchehof erhalten, von hier aus er-
folgte der Weitertransport der Erze auf dem Straßenweg Richtung Weser.34
Über die eigentliche Montantätigkeit sind wenig zeitgenössische Schriftzeug-
nisse vorhanden. Sie kann aber sicher erschlossen werden aus den Berichten des
16. Jahrhunderts über die bei der Aufwältigung der Anlagen im früheren Walken-
rieder Besitz bereits vorgefundenen Gebäude und aus dem archäologischen Be-
fund. Eindrucksvollstes Zeugnis des mittelalterlichen Bergbaus auf dem Walken-
rieder Besitz im Westharz ist der Tiefste Wildemanner Stollen (heute 13-Lachter-
Stollen),35 ein Wasserlösungsstollen aus dem 14. Jahrhundert, dessen mittelalter-
licher Abschnitt 1 km Länge erreicht. Abgebaut wurde silberhaltiger Bleiglanz36
34 Spiess, Die Beziehungen (wie Anm. 1), S. 270.
35 Der Tiefste Wildemanner Stollen (bis zu 200m unter der Hochfläche), aus dem später der
heutige 13-Lachter-Stollen wurde, „war bereits vor 1360 rund 1000 m weit von der Sohle des
Innerstetales aus nach Osten hin aufgefahren worden, unter seiner Sohle waren Gesenke
von bis zu 20 m Tiefe nieder gebracht", Fessner/Friedrich/Bartels, Gründliche Abbil-
dung (wie Anm. 11), S. 38-39; vgl. Bartels, Der Bergbau (wie Anm. 10), S. 22. Im 16. Jahr-
hundert wurde das Gebäude dann wieder aufgewältigt, Pastor Hardanus Hake berichtet in
seiner Bergchronik von 1583 dazu: „Eß ist aber der Altemann auch willens, die Stollen zu
treiben und inzubringen gewest, wie für Augen, denn er auf der Wiesen unter dem Wilde-
mann und der Treibhutten, da sein Mundtloch an der Indersten außgehet, angefangen und
albereit durch die Burg und Wildemann gebracht", Denker, Die Bergchronik (wie Anm. 8),
S. 128. Zu den oben erwähnten aqueductus intra montem im Rammelsberg, über deren Er-
richtung Goslar mit Walkenried verhandelte (Urkunde vom 23. Juni 1310, Urkundenbuch
der Stadt Goslar (wie Anm. 24), Bd. 3, Nr. 223, möglicherweise unecht) siehe Bartels, Der
Bergbau (wie Anm. 10), S. 26-27. Zur Bedeutung der Wasserlösungsstollen allgemein Mar-
tin Schmidt, Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus (Schriftenreihe der Fronti-
nus-Gesellschaft e. V., Heft 13), Bergisch Gladbach/Bonn 21992, S. 15-16, S. 31-36 (13-Lach-
ter-Stollen, S. 34).
36 Die bis ins 16. Jahrhundert verfügbaren oberflächennahen Reicherze der Grube Wildemann
enthielten Silber und Blei im Gewichtsverhältnis 1:50 (im Jahre 1546), diese Anreicherung
war möglicherweise Folge eines oberflächlichen Verwitterungsprozesses, Spiess, Die Bezie-
hungen (wie Anm. 1), S. 266 verallgemeinert gar: „Der damalige [i. e. hochmittelalterliche]
Bergbau bewegte sich fast ausschließlich in oberflächennahen Gebieten und hatte den Ab-
bau erzreicher Oxydationszonen zum Ziel", vgl. auch Bartels, Die Zisterzienser (wie
Anm. 1), S. 107. Im Laufe der neuzeitlichen Förderung sank der Silberanteil des geförderten
Bleiglanzes dann aber rasch. Im Rammelsberg hingegen wurden, wenigstens in historisch
greifbarer Zeit, offenbar von Anfang an nur Primärerze gefunden, die - im Hinblick auf den
Bleiglanz, dem keineswegs das alleinige Interesse des dortigen Bergbaus galt (siehe unten) -
gewöhnlichem Galenit entsprachen (PbS mit einem Gewichtsanteil von 1:2000 Silber zu
Blei, zumeist in Form von Fahlerzkörnchen, die im Bleiglanz eingeschlossen sind). Der Zel-
lerfelder bzw. Burgstätter Gangzug („Hauptgangzug") sowie der Silbernaaler Gangzug und
die St. Andreasberger Gänge schließlich (mithin die Fundstätten des Oberharzes) enthalten
 
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