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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0321
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320 I Andreas Rüther

Baumkronen sichtbaren Klosters schwören dem Prinzen Pontus in Begleitung
eines Dieners, seinen Namen und Identität nicht zu verraten, Konvent und Abt
geloben dem Königssohn Treue und drücken Vertrauen aus. Die Szene „der
Herrscher und seine Mönche" versinnbildlicht eine wechselseitige Vernetzung
und Verwobenheit. Versteht man Innovation als willentlichen und gezielten
Veränderungsprozess hin zu etwas Erstmaligem, so erkennt man solche Be-
wusstheit zum Beispiel bei den pommerschen Herzögen anlässlich der Neu-
gründung des Priorats St. Jakob zu Stettin 1187, als wortwörtlich von einer
neuen Pflanzung (novelle plantationi) gesprochen wird.15 Auch 1253 bei der
Stiftung des Zisterzienserklosters Samburia, wo ausdrücklich dux et fundator
noster novelle nostre plantacioni16 genannt wird, versprach der Herzog, die Brü-
der und ihr junges Unternehmen zunächst einmal zu unterstützen (ipsos fratres
et novellamplantacionem primo stabilire promisit). 17
Unter Transferleistung begreift die Wirtschaftswissenschaft staatliche Leis-
tungen an Personen und Unternehmen und umgekehrt, ohne dass eine gleich-
zeitige ökonomische Gegenleistung durch die begünstigten Transferempfänger
erfolgt. Adlige spenden für Ordensleute, Ordensleute beten für Adlige. Die In-
vestitionen in Gebäude und Gelände wurden vergolten mit Seelsorge und Litur-
gie. Eine weitere Illustration aus der Heidelberger Handschrift mag das zeigen
(Abb. 30).18 Der bekrönte Heerführer Pontus und sein ritterliches Gefolge reiten
mit geschlossenen Visieren auf ein Kloster im Laubwald zu. Im Hintergrund
sind Turmspitzen einer Stadt zu sehen. Eine solche Verfügbarkeit über Einrich-
tung und Gemeinschaft durch dieses Wechselverhältnis wird deutlich bei der
klösterlichen Repräsentation und Memoria der dynastischen Familien und ade-
ligen Geschlechter in Mecklenburg und Pommern.19 Es geht dabei um eine rela-

15 Helbig, Urkunden (wie Anm. 1), Nr. 84, S. 320-326; Marian Rebkowski, Greifswald - Stet-
tin - Kolberg. Drei Modelle räumlicher Anknüpfungen in der Stadtgründungszeit in Pom-
mern, in: Zentrum und Peripherie in der Germania Slavica. Beiträge zu Ehren von Winfried
Schich, hg. von Doris BuLACH/Matthias Hardt (Forschungen zur Geschichte und Kultur
des östlichen Mitteleuropa 34), Stuttgart 2008, S. 235-246.

16 Helbig, Urkunden (wie Anm. 1), Nr. 106, S. 396-401, S. 398f.

17 Helbig, Urkunden (wie Anm. 1), Nr. 106, S. 396f.; Monumentorum fundationes monasterii
polplinensis fragmentum, hg. von Theodor Hirsch (Scriptores rerum Prussicarum I), Leip-
zig 1861, S. 809-815; Piotr Olinski, Fundatio Ecclesiae Samburiensis, in: Studia pelplinksie
21/22 (1990/91), S. 105-112; Piotr Olinski, Cysterskie nekrologi na Pomorzu Gdahskim od
XIII do XVII wieku (Die Zisterziensernekrologe in Pommerellen vom 13. bis zum 17. Jahr-
hundert), Torun 1997.

18 Universitätsbiblitothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 142, fol. 40r.

19 Ernst Münch, Adel - Bürger - Bauern. Lebenswelten in Mecklenburg seit dem Mittelalter,
hg. von Martin Buchsteiner u. a., Berlin 2017; Ene vruntlike tohopesate. Beiträge zur Ge-
schichte Pommerns, des Ostseeraums und der Hanse. Festschrift für Horst Wernicke zum
65. Geburtstag, hg. von Sonja Birli, Hamburg 2016.
 
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