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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Editor]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0367
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366 I Christina Lutter

„Bürgern" verschob.66 Zuwendungen des landsässigen Adels gingen gegenüber
denen neuer städtischer Eliten, etwa Händler und Ratsmitglieder, zurück. Un-
geachtet dieser Veränderungen blieb das Kloster selbst ein sozio-politisches
Zentrum und eine der reichsten Institutionen der Stadt. Es verfügte über enor-
men Grundbesitz, Fleischbänke, Wein- und Obstgärten, spielte eine wichtige
Rolle im überregionalen Salzhandel und nutzte die damaligen finanzpolitischen
Innovationen der Habsburgerherzöge zum Ausbau der eigenen Position auf dem
Wiener Immobilienmarkt.
Die damals bereits „alten" Zisterzienserklöster blieben also sowohl aufgrund
ihres Ansehens als einstige Reformklöster in der Hoch-Zeit des österreichischen
Landesausbaus als auch aufgrund ihres nachhaltigen ökonomischen Erfolgs, der
vielfältigen Anpassungsleistungen geschuldet war, weit über diese Zeit hinaus
dauerhaft attraktive Partner für Elitenfamilien. Ihr geistliches und wirtschaftli-
ches Kapital bot einen willkommenen Anker, den gerade „alte" Eliten in den
sozio-politischen Veränderungen um 1300 für ihre eigene materielle und spiri-
tuelle Stabilität benötigten.67
Die Habsburger selbst navigierten geschickt zwischen einem expliziten An-
knüpfen an diese Tradition, indem sie einerseits die „alten" Orden weiter förder-
ten, und andererseits der Investition in bestehende und neue Häuser der Mendi-
kanten.68 Auch damit nahmen sie ihrerseits eine bereits über drei Generationen
30, bes. S. 223 und 230. Für diese Zusammenhänge im konkreten Fall siehe Lutter, Negot-
iated Consent (wie Anm. 62).
65 Dazu Lutter, Geteilte soziale Räume (wie Anm. 63), hier S. 205.
66 Die urkundliche Überlieferung des Klosters wurde kürzlich im Rahmen von zwei Master-
arbeiten systematisch ausgewertet und interpretiert: Daniel Frey, Interaktionen zwischen
Kloster und Welt. Die sozialen Trägergruppen der Klöster St. Niklas, St. Bernhard und
Altenburg im 13. Jahrhundert, ungedr. MA-Arbeit, Wien 2017, und Herbert Krammer, Die
Zisterzienserinnen von St. Niklas im 14. Jahrhundert. Soziales Beziehungsnetz, Stiftungs-
praxis und Klosterökonomie, ungedr. MA-Arbeit, Wien 2017; die wichtigsten Ergebnisse in
Daniel FREY/Herbert Krammer, Ein Frauenkloster und seine sozialen Beziehungsgeflechte
in städtischen und ländlichen Räumen. Die Zisterzienserinnen von St. Niklas bei Wien im
13. und 14. Jahrhundert, in: Orden und Stadt, Orden und ihre Wohltäter, hg. von Jirf M.
HAVLfK/Jarmila HLAVACKOVÄ/Karl Kollermann (Monastica historia 4), Prag/St. Pölten
2019, S. 384-420, und Herbert Krammer, Grundbesitz und Klosterwirtschaft der Wiener
Zisterzienserinnen von St. Niklas im späten Mittelalter, in: NÖLA - Mitteilungen aus dem
NÖ Landesarchiv 19 (2020), S. 261-306.
67 Lutter, Donators' Choice? (wie Anm. 59).
68 Alexander Sauter, Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhun-
dert (Mittelalter-Forschungen 12), Ostfildern 2003, hier S. 21-36; Christina Lutter, Die
Habsburger und Österreich (13. bis 15. Jahrhundert), in: König Rudolf und der Aufstieg der
Habsburger im Mittelalter, hg. von Bernd Schneidmüller, Darmstadt 2019, S. 115-140,
hier S. 124-127; für den politischen Hintergrund siehe Alphons Lhotsky, Geschichte Öster-
reichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts (1281-1358) (Veröffentlichungen der Kommission
 
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