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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0406
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Kaiser Karl IV. und seine Mönche 1 405

geschlossen werden, dass Karl die Theologische Fakultät an der Universität un-
ter dem Einfluss der Prager Ordenslektoren, die enge Beziehungen zum Königs-
hof hatten, einrichten wollte. Dafür gibt es jedoch keine Beweise in den
Quellen.21
Auf jeden Fall können wir behaupten, dass der erfolgreiche Beginn des Stu-
dium generale in Prag, das später als Vorbild für andere Universitäten im Reich
und in der Region diente, mindestens im Bereich der Theologie nur durch die
Kooperation mit „alten", d. h. schon vorher existierenden Klöstern der Bettelor-
den in Prag möglich war.
Die Verflechtung der religiösen Gemeinschaften und des Hofs im karolini-
schen Prag kann auch an den neuen königlichen Gründungen von Klöstern mit
politischen Konnotationen und sogar an kulturellen Beiträgen demonstriert
werden.
Von den Klöstern, die in der Prager Neustadt gegründet wurden, können wir
zwei Häuser näher erwähnen, die die hiesige Karte der Wissensorte bereicher-
ten und deren Interaktion mit dem Hof einen konkreten Grund hatte: der sog.
Karlshof und das sog. Slawenkloster.22
Das Augustiner-Chorherren-Kloster „St. Maria Himmelfahrt und Kaiser
Karl der Große", wegen seines Patroziniums auch Karlshof (auf Tschechisch
„Karlov") genannt, wurde im Jahre 1351 gestiftet; im Jahr 1352 wurde die Stif-
tung vom Papst bestätigt, der Bau wurde allerdings erst später vollendet.23 Da
der Abt vom Papst das Recht verliehen bekam, die Messe in Pontifikalien zu
feiern, und weil das Kloster dem ersten mittelalterlichen Kaiser geweiht wurde,
ist es wahrscheinlich, dass hier ursprünglich die Reichsinsignien aufbewahrt
werden sollten, die 1350 nach Prag gekommen waren.24 Der Bau dauerte jedoch

21 Frantisek Smahel, Die Anfänge der Prager Universität Kritische Reflexionen zum Jubiläum
eines „Nationalen Monuments", in: Die Prager Universität im Mittelalter/The Charles Uni-
versity in Middle Ages, Gesammelte Aufsätze/ Selected Studies, hg. von Frantisek Smahel,
Leiden/Boston 2007, S. 3-50, hier S. 22-30; Olivier Marin, Les lieux du savoir: Contributi-
on ä la topographie universitaire pragoise (1348-1415), in: Les universites et la ville au Moyen
Age. Cohabitation et tension, hg. von Patrick GiLLi/Jacques VERGER/Daniel Le Blevec,
Leiden/Boston 2007, S. 63-94.

22 Einen Überblick der Karls Gründungen bietet Zdehka HledIkovä, Fundace ceskych krälü
ve 14. stoletl, in: Svet ceske stredoveke cirkve, hg. von Zdehka HledIkovä, Praha 2010, S. 106-
162.

23 Jaroslav Kadlec, Prag/Karlshof - Praha/Karlov, in: Die Stifte der Augustiner-Chorherren
in Böhmen, Mähren und Ungarn, hg. von Floridus Röhrig, Wien 1994, S. 149-166.

24 Martin Bauch, Divina favente clemencia. Auserwählung, Frömmigkeit und Heilsvermitt-
lung in der Herrschaftspraxis Kaiser Karls IV. (Forschungen zur Kaiser - und Papstge-
schichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta Imperii 36), Köln/Weimar/Wien
2015, S. 361-362.
 
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