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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0420
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Überlegungen zu Wissenszugang und Selbstverständnis 1 419


Abb. 36 Matthias Grünewald, Isenheimer Altar, ca. 1515, Ausschnitt: zweite Rückseite,
Colmar, Musee Unterlinden

bedeutet aber nicht, dass der durch Antonius grundgelegte konkurrierende Wis-
sensbegriff verschwunden oder marginalisiert worden wäre. Er blieb im Gegen-
teil als wirkmächtige Alternative und konkurrierende Vorstellung von ,Seelen-
bildung' bestehen.
Es ist unmittelbar einsichtig, dass die ,Seelenbildung', die ohne Zugangsbe-
schränkung eines standesbedingt exklusiven Bildungserwerbs auskam, in der
lange weitgehend illiteraten mittelalterlichen Gesellschaft große Integrations-
kraft entfalten konnte. Der konkurrierende Bildungsbegriff wird bisweilen et-
was verkürzend ,monastische Theologie' genannt. Das ist insofern irreführend,
als die Mönche auf der Basis der Vermittlung gelehrten Wissens in den Kloster-
schulen und später durch ihre Partizipation an den Ordensstudien durchaus
maßgeblichen Anteil an der Ausformung der rationalen Theologie hatten.18 Die
18 Ebd.; Sita Steckel, Deuten, Ordnen und Aneignen. Mechanismen der Innovation in der
Erstellung hochmittelalterlicher Wissenskompendien, in: Innovationen durch Deuten und
 
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