14 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller
kreis, den er verschiedentlich mit Wagner in Kontakt zu bringen versuchte,
bezeichnete N. am 26. Dezember 1873 als „Gesellschaft der Hoffenden“ (KSB 4,
Nr. 335, S. 185). Diese Bezeichnung exponiert N. später wörtlich auch in
UB II HL, indem er dort ausdrücklich an „jene Gesellschaft der Hoffenden“ ap-
pelliert (KSA 1, 332, 16). Vgl. auch NL 1873, 29 [196], KSA 7, 709. Zum Motiv der
Hoffnung bei N. vgl. auch NK 295, 4-7 und NK 332, 5-33 sowie das Kapitel II.3
im Überblickskommentar zu UB II HL. Insgesamt verbindet N. mit den kriti-
schen Gegenwartsdiagnosen seiner Unzeitgemässen Betrachtungen eine pro-
grammatische Zukunftsorientierung.
Wie David Friedrich Strauß in seiner Schrift Der alte und der neue Glaube
geht auch Franz Overbeck in seinem Werk Ueber die Christlichkeit unserer heu-
tigen Theologie prinzipiell vom Ende des Christentums aus, das Overbeck (ähn-
lich wie Schopenhauer - vgl. NK 193, 2-8) wesentlich durch das asketische
Ideal, mithin durch Weltverneinung charakterisiert und insofern in einer Affi-
nität zur Philosophie Schopenhauers sieht. (Zu diesen Analogien vgl. die aus-
führlichen Schopenhauer-Belege in NK 193, 2-8.) Nach Overbecks Überzeu-
gung hat die Theologie diesen ursprünglichen Charakter des Christentums
beeinträchtigt und es dadurch seinem eigentlichen Wesen entfremdet. Manche
der Einschätzungen Overbecks finden sich zuvor bereits bei Schopenhauer, der
in seinen Parerga und Paralipomena II konstatiert: „Im Ganzen also geht, von
den Wissenschaften fortwährend unterminirt, das Christenthum seinem Ende
allmälig entgegen“ (PP II, Kap. 15, § 181, Hü 418). Einige grundsätzliche Über-
einstimmungen zwischen David Friedrich Strauß und Franz Overbeck im Hin-
blick auf bestimmte Basisannahmen sind dadurch zu erklären, dass den beiden
Autoren die intellektuelle Provenienz gemeinsam war: Beide standen unter
dem Einfluss der historisch-kritisch ausgerichteten Tübinger Theologie (vgl.
Pestalozzi 1988, 97).
Trotz der im Grundansatz analogen Prämissen übte Overbeck allerdings
entschieden Kritik an Strauß, weil er dessen Konzept eines ,neuen Glaubens4
als einen Anachronismus ohne Zukunftspotential betrachtete und auch im Hin-
blick auf die Kirchengeschichte anders argumentierte als Strauß. Zu den theo-
logischen Debatten im zeitgenössischen Protestantismus und den für sie je-
weils relevanten Prämissen und spezifischen Differenzen vgl. Pestalozzi 1988,
96-101. - Eine grundlegende Differenz zwischen Strauß und Overbeck betraf
darüber hinaus ihre Einstellung zu Schopenhauer: Während Overbeck Scho-
penhauer verehrte, äußerte sich Strauß in ANG negativ über ihn und provozier-
te dadurch sowohl Wagner als auch N. zum Widerspruch. Und wie Overbeck im
Strauß-Kapitel seiner Schrift Ueber die Christlichkeit unserer heutigen Theologie
wendet sich auch N. in UB I DS gegen den programmatischen Optimismus in
Strauß4 ANG und gegen die damit verbundene Abwehr von Schopenhauers
kreis, den er verschiedentlich mit Wagner in Kontakt zu bringen versuchte,
bezeichnete N. am 26. Dezember 1873 als „Gesellschaft der Hoffenden“ (KSB 4,
Nr. 335, S. 185). Diese Bezeichnung exponiert N. später wörtlich auch in
UB II HL, indem er dort ausdrücklich an „jene Gesellschaft der Hoffenden“ ap-
pelliert (KSA 1, 332, 16). Vgl. auch NL 1873, 29 [196], KSA 7, 709. Zum Motiv der
Hoffnung bei N. vgl. auch NK 295, 4-7 und NK 332, 5-33 sowie das Kapitel II.3
im Überblickskommentar zu UB II HL. Insgesamt verbindet N. mit den kriti-
schen Gegenwartsdiagnosen seiner Unzeitgemässen Betrachtungen eine pro-
grammatische Zukunftsorientierung.
Wie David Friedrich Strauß in seiner Schrift Der alte und der neue Glaube
geht auch Franz Overbeck in seinem Werk Ueber die Christlichkeit unserer heu-
tigen Theologie prinzipiell vom Ende des Christentums aus, das Overbeck (ähn-
lich wie Schopenhauer - vgl. NK 193, 2-8) wesentlich durch das asketische
Ideal, mithin durch Weltverneinung charakterisiert und insofern in einer Affi-
nität zur Philosophie Schopenhauers sieht. (Zu diesen Analogien vgl. die aus-
führlichen Schopenhauer-Belege in NK 193, 2-8.) Nach Overbecks Überzeu-
gung hat die Theologie diesen ursprünglichen Charakter des Christentums
beeinträchtigt und es dadurch seinem eigentlichen Wesen entfremdet. Manche
der Einschätzungen Overbecks finden sich zuvor bereits bei Schopenhauer, der
in seinen Parerga und Paralipomena II konstatiert: „Im Ganzen also geht, von
den Wissenschaften fortwährend unterminirt, das Christenthum seinem Ende
allmälig entgegen“ (PP II, Kap. 15, § 181, Hü 418). Einige grundsätzliche Über-
einstimmungen zwischen David Friedrich Strauß und Franz Overbeck im Hin-
blick auf bestimmte Basisannahmen sind dadurch zu erklären, dass den beiden
Autoren die intellektuelle Provenienz gemeinsam war: Beide standen unter
dem Einfluss der historisch-kritisch ausgerichteten Tübinger Theologie (vgl.
Pestalozzi 1988, 97).
Trotz der im Grundansatz analogen Prämissen übte Overbeck allerdings
entschieden Kritik an Strauß, weil er dessen Konzept eines ,neuen Glaubens4
als einen Anachronismus ohne Zukunftspotential betrachtete und auch im Hin-
blick auf die Kirchengeschichte anders argumentierte als Strauß. Zu den theo-
logischen Debatten im zeitgenössischen Protestantismus und den für sie je-
weils relevanten Prämissen und spezifischen Differenzen vgl. Pestalozzi 1988,
96-101. - Eine grundlegende Differenz zwischen Strauß und Overbeck betraf
darüber hinaus ihre Einstellung zu Schopenhauer: Während Overbeck Scho-
penhauer verehrte, äußerte sich Strauß in ANG negativ über ihn und provozier-
te dadurch sowohl Wagner als auch N. zum Widerspruch. Und wie Overbeck im
Strauß-Kapitel seiner Schrift Ueber die Christlichkeit unserer heutigen Theologie
wendet sich auch N. in UB I DS gegen den programmatischen Optimismus in
Strauß4 ANG und gegen die damit verbundene Abwehr von Schopenhauers